18-Damals

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Ihr linker Zeigefinger zeichnet unsichtbare Linien auf seine nackte Brust, während er ihr dabei leicht lächelnd zusieht. Maya sitzt auf ihm mit jeweils einem Bein links und rechts von seiner Hüfte, bedacht darauf, dass sie sich nicht zu sehr an ihm reibt und ihn somit erneut erregt. Ihr Blick wandert zu der Glaswand links neben ihnen, gegen die Harry sie noch vor einiger Zeit gedrückt hat, während er in sie gestoßen ist.

„Wenn du dir jetzt sofort ein Tattoo stechen lassen könntest, welches Motiv würdest du wählen?", fragt sie neugierig und sieht wieder zu seinem Gesicht hinab. Die braunen Locken liegen wirr auf dem weichen Polster verteilt, einzelne Strähnen kleben ihm an den Schläfen durch den Schweiß auf seiner Haut.

Harry streicht mit den Handflächen auf ihren Oberschenkeln auf und ab und bringt ein leises „Hm" hervor. Noch immer spürt er, wie sie auf seiner Brust herumzeichnet und er lässt seinen Blick hinunter zu ihren nackten Brüsten gleiten, nur, um kurz darauf wieder in ihr Gesicht zu sehen.

Ihre Unterlippe ist zwischen ihren Zähnen eingeklemmt und ihre Stirn ist minimal gerunzelt, als würden sie ihre Gedanken beschäftigen. „Irgendetwas besonderes, vielleicht ein riesiges Schiff", antwortet Harry endlich.

„Ich hätte gedacht, dass du abstrakte Motive auf deiner Haut haben willst", überlegt Maya laut und tippt ihm drei Mal mit der Spitze ihres Zeigefingers auf die Mitte seiner Brust. Anschließend legt sie beide Handflächen auf seine Haut und fügt hinzu: „Einen Schmetterling hier unten und zwei Schwalben oben."

Belustigt lacht der Mann auf und greift nach ihren Handgelenken. An diesen zieht er sie zu sich hinunter und streckt seinen Hals, um ihr einen simplen Kuss zu geben. „Das sieht doch lächerlich aus, findest du nicht?", fragt er scherzend und sieht ihr in die Augen.

In diese Augen, die frech aufblitzen, sobald sie ihn anschauen.

„Dir würden solche Tattoos bestimmt gut stehen", haucht Maya und küsst seine rechte Wange. Ihre Lippen gleiten hinunter zu seinem Hals, an dem sie kurz verweilt und saugt, weiter zu seiner Brust, die sie mit zahlreichen, federleichten Küssen übersäht.

Harry legt seine Hände auf ihren unteren Rücken und streicht mit dem Daumen über ihre weiche Haut. Er schürzt seine Lippen und lässt zu, dass sie ihm die Haare von den Schläfen streicht, bevor er murmelt: „Du verarschst mich doch mit diesen Ideen."

„Ich würde dich niemals verarschen, Daddy", neckt sie ihn und küsst den Knutschfleck auf seinem Hals, der innerhalb der letzten Stunden entstanden ist. Noch immer liegt der Geruch von Schweiß und Leidenschaft in der Luft des riesigen Apartments, aus dessen Glaswand man einen Blick auf Toronto werfen kann.

Grinsend gibt Harry ihr einen Klaps auf den Po und raunt: „Wenn du nicht willst, dass du mich demnächst wieder so nennst und um Gnade flehst, solltest du aufpassen, was aus deinem Mund kommt." „Gib mit drei Stunden Schlaf und wir können die ganze Nacht die Mieter unter uns nerven", stellt Maya fest und gleitet von ihm hinunter.

Mit einem dumpfen Knall fällt sie auf die Matratze links neben dem Mann. Augenblicklich dreht er sich zu ihr und sie sich auch zu ihm. Behutsam streicht er ihr eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er einen Kuss auf ihrer Nasenspitze platziert.

Die Frau schließt ihre Augenlider genau zu dem Zeitpunkt, als Harry seinen Mund öffnet: „Maya, ich muss dir etwas sagen." „Kann das nicht bis in drei Stunden warten? Diese ganzen Zeitzonen machen mich unglaublich müde und außerdem haben wir uns durch das ganze Apartment gevögelt, das war anstrengend", murmelt sie und schiebt beide Hände unter ihre Wange, um sie als Polster zu benutzen.

„Mir wäre es sehr wichtig, dass du es weißt", kontert der Mann, wodurch er augenblicklich ihre volle Aufmerksamkeit erlangt hat. Mit einem geöffneten Augen sieht sie ihn an und fordert ihn stumm auf, fortzusetzen. Harry atmet tief durch und nimmt all seinen Mut zusammen, bevor er ansetzt: „Ich denke ich bin -"

„Sag jetzt ja nicht, dass du dich in mich verliebt hast", unterbricht Maya ihn forsch und setzt sich abrupt auf. Ihr Blick bleibt auf ihm haften, während sie sich zu dem unteren Bettende streckt und die Decke über ihre Beine zieht.

Seufzend rollt Harry sich wieder auf den Rücken und verschränkt seine Hände hinter dem Kopf. Er sieht auf ihre dunkelroten Locken, die ihr dank des Haarschnittes vor einer Woche nur mehr knapp über die Schultern reichen. „Was ist daran so schlimm? So etwas passiert nun mal, wenn wir andauernd Pärchen spielen und Sex haben", spricht er seine Gedanken aus, wodurch er leises, humorloses Lachen von ihr erntet.

„Wir zeigen Zuneigung in der Öffentlichkeit, weil das Teil unseres Jobs ist. Wir vögeln, weil wir beide auf diesen Genuss nicht verzichten wollen", erklärt Maya ihm und dreht sich zu ihm. Sie hebt eine Hand, um diese auf seinen Bauch zu legen, wird jedoch von dem Mann abgehalten.

Seine Finger sind fest um ihr Handgelenk geschlungen, als er sie fragt: „Wovor hast du Angst? Lässt dich das alles wirklich kalt?"

„Ich habe vor nichts und niemandem Angst, Harry", stellt sie fest und entreißt sich seinem eisernen Griff. Augenrollend stößt er ein leises „Aber natürlich" aus und wendet seinen Blick von ihr ab. Dadurch bemerkt er erst zu spät, dass Maya erneut ihre Hand gehoben hat und ihm nun sanft über die rechte Wange streicht.

„Ich verliebe mich nie, hatte keine Beziehungen und werde niemals welche haben. Zu deinem Pech sind wir leider in keiner schlechten Schnulze, in der du mich dazu bringen kannst, mich unsterblich in dich zu verlieben", redet die Frau auf ihn ein und legt sich wieder neben ihn. Sie tippt ihm auf die zu einem Schmollen verzogenen Lippen und versucht, ihn aufzuheitern: „Mach nicht so ein Gesicht, wir ersparen uns das ganze Drama dadurch."

„Was ist, wenn ich aber das Drama haben will?", fordert Harry sie heraus und dreht seinen Kopf zu ihr.

„Dann hast du hier und jetzt die Möglichkeit, aufzustehen, deine Sachen zu packen und nach Hause zu fahren, um dir eine Freundin zu suchen. Oder du kannst bei mir bleiben, in diesem Bett und dir keine Sorgen um die Zukunft mit einer langweiligen Ehefrau und nervigen Kindern machen", antwortet Maya emotionslos und deutet mit dem Zeigefinger auf den Eingangsbereich des Apartments. Abwartend sieht sie ihn an, kann sich bereits vorstellen, wie er ohne ein weiteres Wort zu verlieren, den Raum und somit auch ihr Leben verlässt.

Doch Harry überrascht sie, indem er sie auf den Rücken dreht und sich über sie beugt. „Du kannst mit deinen unterschwellig verletzenden Worten dennoch meine Gefühle für dich nicht zerstören. So funktioniert das mit der Liebe nicht", raunt er und lehnt sich hinunter, um ihren Hals mit den Lippen zu liebkosen.

„Dann werde ich wohl oder übel dein Herz zerschmettern", flüstert Maya ihm ins Ohr und streckt anschließend die Zunge hinaus. Mit deren Spitze berührt sie seine Haut und lässt ihn somit zusammenschrecken. Leise lacht sie auf und vergräbt eine Hand in seinen Locken, bevor sie hinzufügt: „Das könnte dein Untergang sein. Du solltest rennen und mich vergessen."

„Ich nehme das Risiko in Kauf, wenn die Versuchung so verlockend und süß ist", haucht Harry und lässt seine Fingerspitzen über ihren Körper gleiten, hinunter zwischen ihre Beine. Willig öffnet die Frau diese, bereits feucht allein wegen seiner Nähe. Sie hebt die Hüfte von der Matratze ab, um seiner Berührung näher zu sein und stöhnt leise in sein Ohr.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen stößt er langsam und sanft in sie, als würde er mit ihr Liebe machen wollen. An seinem Rücken spürt er ihre Fingernägel, wie diese über seine Haut fahren und ihre Bein schlingen sich um seine Hüfte.

„Du wirst mich hassen", stöhnt Maya und streckt ihm ihre Brüste entgegen. Harry vergräbt sein Gesicht an ihrer Halsbeuge, während er immer wieder in sie stößt, jedoch nicht hart und schnell wie die letzten Male.

Behutsam und beinahe quälend langsam schläft er mit der Frau, die ihm zu diesem Zeitpunkt bereits das Herz gestohlen hat. „Das könnte ich niemals tun", wimmert Harry und beschleunigt seine kreisenden Hüftbewegungen. Er spürt, wie ihre Beine zu zittern beginnen und sie dem Höhepunkt immer näherkommt.

Wenig später zieht der Mann seinen Penis aus ihr und lässt sich auf das Bett rechts neben sie fallen. Noch während Maya die Decke über beide Körper legt und sich zu ihm dreht, schließt er die Augen und lässt seine Muskeln entspannen. Sie streicht ihm die weichen Locken aus dem Gesicht und erwartet, dass er – wie immer – die Nase rümpft, doch seine Atemzüge sind bereits regelmäßig sowie langsam.

„Ich werde mich selber dafür hassen", flüstert die Frau und platziert einen Kuss auf seiner Stirn, bevor sie es sich unter der weichen Decke gemütlich macht und in das Land der Träume abdriftet.

Prison / h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt