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Nach einer gefühlten Ewigkeit und zahlreichen Schreien sowie darauffolgenden Maßregelungen durch einen Wärter betritt Harry wieder die Zelle. Er bleibt in dem metallenen Türrahmen stehen und räuspert sich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch die drei Männer sehen gespannt zu Maya, ein Lächeln auf all ihren Lippen.

„Am nächsten Tag sind wir plötzlich mit Kendall Jenner in einem Bett gelegen und ratet mal, was Harrys erste Aussage war, als er aufgewacht ist", erzählt die Frau und sieht ihre Gegenüber abwartend an. Carl zieht das rechte Knie an seinen Oberkörper, um das Kinn auf diesem abzulegen und zuckt mit den Schultern.

„Jetzt sag' schon! Mach uns nicht noch neugieriger", fordert Niall sie auf und untermahlt seine Worte mit einer drängenden Geste. Maya lacht kurz auf und streicht sich die Haare hinter die Ohren.

Mit tiefer, langsamer Stimme, die Harrys darstellen soll, spricht sie schließlich: „Denkst du, wir kommen jetzt in ihre Show? Meine Mum liebt ‚Keeping Up With The Kardashians'."

Lautes Gelächter erfüllt augenblicklich die Zelle und auch der Lockenkopf, der an den Geschehnissen nicht teilnimmt, muss leise kichern. Zu gut kann er sich noch erinnern, wie er einen roten Haarschopf links von sich und einen dunkelbraunen rechts von sich erblickt hat, eine einzige Decke notdürftig über ihre Beine gelegt. Die Aktionen in der Nacht davor sind nur mehr schleierhaft in seinem Gedanken, dennoch weiß er noch, wie die zwei Frauen willig vor ihm gekniet sind, ihn begehrt haben.

„Aber wie habt ihr Kendall überhaupt zu einem verdammten Dreier gebracht?", fragt Carl, nachdem sich alle einigermaßen beruhigt haben. Harry stößt sich von dem Türrahmen ab und geht auf Maya zu, die ihn endlich bemerkt. Ihr Blick liegt auf ihm, als sie antwortet: „Meist waren wir ziemlich direkt und auch das Zuckerpüppchen, wie er sie genannt hat, war uns nicht abgeneigt."

„Obwohl sie nicht unbedingt mein Typ ist", kommentiert der Mann und kniet sich neben sie. Er befeuchtet die Lippen mit seiner Zunge bevor er hinzufügt: „Ich bevorzuge kleine, vorlaute, zynische Frauen, ähnlich einer Sirene mit roten Haaren."

Maya fährt über seinen Oberarm, hinunter bis zu seinem Handgelenk, ihre Fingerspitzen verursachen Gänsehaut auf seiner Haut. „Nicht hier vor Tick, Trick und Track", haucht sie und deutet mit einem Kopfnicken auf die drei Männer, die sie neugierig anstarren.

Seufzend macht Harry es sich auf dem Boden neben ihr gemütlich und murmelt resigniert: „Dann muss ich wohl bis morgen warten." „Versprecht mir bitte, dass ihr meine Bettwäsche nicht mit euren Körperflüssigkeiten beschmutzt", mischt Ian sich ein und bekommt zustimmendes Kichern von den zwei Insassen neben sich.

„Wie war das Telefonat?", wechselt Maya das Thema und augenblicklich verändert sich auch Harrys Gesichtsausdruck. Eine Falte bildet sich zwischen seinen Augenbrauen und er schüttelt beinahe unmerklich den Kopf.

„Größtenteils hat sie mich angeschrien, weil ich noch immer mit dir spreche. Die Sache mit Gemma wollte sie gar nicht behandeln und ist die ganze Zeit darauf ausgewichen, dich zu verfluchen", antwortet er ehrlich und weicht ihrem eindringlichen Blick aus. Er räuspert sich und stellt die Stimme seiner Mutter nach, hoch und beinahe hysterisch: „Sie kann in der Hölle schmoren, nicht einmal Gott weiß, was in ihr schiefgelaufen ist."

„Die Hölle ist mein Zuhause, ich, als Tochter des Satans", scherzt Maya und streicht ihm aufmunternd über den Rücken.

Harry lacht humorlos auf und rückt näher an sie heran. Seine Hand legt sich automatisch auf ihren Oberschenkel, den er sanft beginnt, zu massieren. „Meine Mum wird übrigens auf bei der Verhandlung aussagen, wie auch mein Dad und Gemma. Sie hat gesagt, dass sie den besten Anwalt Englands einfliegen lassen wird", teilt er ihr mit und wechselt somit das Thema.

Prison / h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt