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„Angeklagter Harry Edward Styles, 23 Jahre alt, britisch-amerikanische Staatsbürgerschaft, Vater Desmond Styles, Mutter Anne Twist, ehemaliger Beruf Illustrator der The Independent, einer britischen Zeitschrift. Stimmen diese Angaben, Herr Styles?", liest die Richterin vor und sieht den Mann einige Meter gegenüber von sich an.

Er schluckt schwer und nickt, da er keinen Ton herausbekommt. Seine Finger krallen sich an die Kante des Pultes und er sieht abwechselnd von seinem Anwalt zu Maya. Auch sie sitzt angespannt an dem Tisch rechts neben ihm, stumm betend, dass Harry keine Aussage macht, die nicht mit ihrer übereinstimmt.

Die Staatsanwältin steht unaufgefordert auf und beginnt, laut von dem Papier in ihren Händen vorzulesen: „Herr Harry Styles wird des internationalen Drogenhandels im Zeitraum von 2011 bis 2013 beschuldigt, so wie auch des Identitätsraubes eines amerikanischen Staatsbürgers. Haben Sie dem etwas hinzuzufügen?"

„Ich kann nur wiederholen, was bereits Maya Delaro gesagt hat. Ende April 2011 sind wir nach Los Angeles geflogen, um mit dem Auto ganz Amerika zu bereisen, nicht, um mit Drogen zu handeln oder diese zu transportieren", spricht Harry, seine Stimme zitternd durch das Adrenalin, das durch sein Blut gepumpt wird. Er fährt sich mehrmals durch die Haare, bis jede einzelne Strähne aus seinem Gesicht entfernt ist und streicht sich das Hemd glatt.

„Besitzen Sie ebenfalls einen Reisepass, der dies bestätigt?", hinterfragt Sandra Brown misstrauisch und verschränkt die Arme. Ermahnend wird sie von der Richterin angesehen, doch der Angeklagte antwortet ohne zu zögern: „Vor meiner Verhaftung befand er sich in der Wohnung, in der ich für einige Monate gelebt habe. In Seattle, am nördlichen Stadtrand."

„Sie wurden in Salt Lake City, Utah festgenommen, was sich bekanntlich einige viele Meilen von Seattle entfernt befindet. Die Person, für die Sie sich ausgegeben haben, hatte eine Verlobte, die in dieser Stadt lebt. Besteht hier ein Zusammenhang mit Ihrer Wenigkeit und dem Verbrechen?", kontert die Staatsanwältin, auf ihrem Gesicht befindet sich ein überlegener Ausdruck.

„Wenn Sie mir den Namen der besagten Verlobten mitteilen, wäre ich Ihnen sehr dankbar", lächelt Harry mit gespielter Unschuld.

Frau Brown blättert durch ihre Unterlagen, bis sie schließlich findet, wonach sie gesucht hat und sich wieder an ihn wendet: „Es handelt sich um Frau Sandy Milkovich, die mit einem gewissen Philip Chapel liiert war, dessen Reisepass, Personalausweis sowie Portemonnaie Sie bei sich hatten."

„Das könnte daran liegen, dass ich dessen Verunglückung miterleben musste und es mir zur Aufgabe gemacht habe, seine Dokumente zu seiner Adresse zu bringen, damit Angehörige sie bekommen", erklärt Harry, als wäre es das Offensichtlichste der Welt.

„Wieso haben Sie dann braune Kontaktlinsen getragen? Wieso haben Sie Frau Milkovich erpresst, damit sie bei Ihrer kranken Lüge mitspielt?" redet die Staatsanwältin in Rage, ihr Stimme lauter als geplant.

Nun bleibt der Angeklagte still und senkt ergeben den Kopf. Die Frau gegenüber von ihm lacht humorlos auf und teilt ihm mit: „Lügen vor dem Gericht war noch nie eine gute Idee, Herr Styles."

„Tun Sie nicht so, als hätten Sie sich nicht ebenfalls auf diese Art und Weise verteidigt", murmelt Harry provozierend und erneut öffnet die Staatsanwältin den Mund, um ihn weiterhin auszufragen, wird jedoch von der Richterin unterbrochen: „Setzen Sie sich, Frau Brown. Ich würde ihm selber gerne ein paar Fragen stellen."

Die ältere Dame stützt ihre Ellbögen auf dem Tisch vor sich ab und verschränkt die Finger miteinander. „Können Sie die Geschichte Ihrer ersten Begegnung mit Frau Delaro bestätigen?", raunt sie, woraufhin Harry stumm nickt.

Ihr Blick legt sich wieder auf ihre Unterlagen und sie forscht nach: „Sie hätten zu Ihren Großeltern fliegen sollen, sind jedoch mit Frau Delaro weggelaufen. Dass Sie dies wegen einer platonischen Freundschaft getan haben, ist mir schleierhaft. Sind Sie sich sicher, dass zwischen Ihnen nicht mehr war?"

Prison / h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt