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Harry wischt sich mit einer Hand den Schweiß von der Stirn und greift anschließend nach der Wasserflasche auf dem Boden rechts neben sich. Gierig macht er einige Schlucke, bevor er sich nach hinten fallen lässt und sein Rücken in Berührung mit der schäbigen Yoga-Matte kommt.

„So schnell machst du schlapp? In der Army hätten die dich den Hurghadern zum Fraß vorgeworfen", spottet Ian außer Atem und positioniert sich bereit, mit seiner ungeheuren Menge an Liegestütz anzugeben.

„Liegt Hurghada nicht in Ägypten?", fragt Niall verwirrt und setzt sich auf seine Matte. Die Beine leicht angewinkelt macht er ein Sit-Up, bevor er hinzufügt: „Eigentlich heißen die Bewohner dann lediglich Ägypter. Außerdem bezweifele ich, dass sie Kannibalen sind."

Ian wirft dem Blonden einen vernichtenden Blick zu, bleibt dennoch in Bewegung. Kopfschüttelnd keucht er: „Das ist mir sowas von scheißegal. Du kannst froh sein, dass du niemals dort sein musstest, also halte die Fresse."

„Sei doch nicht immer gleich so gemein, Karottenkopf", mahnt Harry ihn halb scherzend und richtet sich wieder auf. Er setzt sich in den Schneidersitz und stützt sich mit beiden Händen hinter dem Rücken auf dem Boden ab.

Überall um ihn herum befinden sich schwitzende Männer, deren unverkennbarer Geruch ihm in die Nase steigt. Da für ihn an diesem Tag die Arbeit in der Reinigung bereits beendet ist und Ian ihm angeboten hat, ihm den Fitnessbereich zu zeigen, nutzt er die Chance. Die Chance, endlich wieder die Schmerzen in seinen Muskeln spüren zu können, stolz auf sich sein zu können, da er etwas Gutes für seinen Körper gemacht hat.

Trotz der notdürftigen Einrichtung gelingt es Harry auch, seine Kraft an die Grenzen zu treiben. Keine Hanteln befinden sich in dem großen Raum, der durch schmale Fenster mit Licht überflutet wird, lediglich abgenutzte Yoga-Matten und Bänke sowie zwei nicht funktionierende Laufbänder.

„Wir müssen uns beeilen, Harry. Dehne deine Muskeln noch und dann müssen wir uns schnellstmöglich verpissen", zieht Niall die Aufmerksamkeit des Lockenkopfs auf sich.

Verwirrt zieht Harry die Augenbrauen zusammen und erhebt sich langsam vom Boden. „Wieso genau haben wir eine Eile?", fragt er vorsichtig und beginnt, seine Arme zu dehnen.

Stumm deutet der Blonde auf die breite Eingangstür, durch die Anita unsicher marschiert, begleitet von vier weiteren Frauen. Die Bandagen um ihre Unterarme sind mittlerweile verschwunden, doch ihr Blick bleibt mit Angst erfüllt. Ian erklärt genervt Harry: „Eine Stunde dürfen die Männer sich im Raum ausbreiten, zwei Stunden sind allein für Yoga und sonstige Mädchen-Scheiße da. Also entweder kannst du mit uns jetzt sofort flüchten, oder du starrst den Weibern auf die Ärsche, wie ungefähr fünfzehn andere Dreckskerle."

„Ich glaube, dass es heute sechszehn Dreckskerle sind", teilt Niall ihnen mit und zeigt unauffällig auf die andere Seite des kleinen Saales. Auf dieser befindet sich Cher, die soeben ein kleines Handtuch unachtsam auf den Boden wirft und sich eine Matte heranzieht.

Angewidert simuliert Ian Würgegeräusche und schlägt dem Iren auf den Oberarm. „Die ist Mitte dreißig, also nichts für dich, Milchbubi", spottet er und nimmt seine Wasserflasche in die Hand.

„Sie hat trotzdem einen heißen Körper", kontert Niall und macht sich auf den Weg zu dem Rand des Raumes. Stumm folgt Harry ihm, bevor ein kleiner Körper ihn rammt.

Er setzt bereits an, die Person unhöflich anzufahren, wird jedoch sofort unterbrochen: „Gut, dass du wieder trainierst. Ich mochte deinen Bizeps schon immer besonders gerne." „Mach es doch nicht so auffällig, dass wir vögeln. Das ist echt peinlich", murmelt der Lockenkopf und drängt sich an einer grinsenden Maya vorbei. Unauffällig schlägt er ihr auf den Po, woraufhin sie sich ein leises Quietschen nicht verkneifen kann.

Prison / h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt