Sobald Harry auf die Frau einige Tische entfernt von ihm gedeutet hat, geht alles viel zu schnell. Fassungslos muss er zusehen, wie seine Mutter blitzartig aufspringt, als würde ihr Sitz plötzlich aus heißer Lava bestehen. Robin will sie zurückhalten, indem er nach einer ihrer Hände greift, doch sie reißt sich gekonnt wieder von ihm los und durchquert von beinahe rennend den Raum. Entgegen sämtlicher von den Wärtern kommenden Warnungen und Drohungen, dass Anne nie wieder das Gefängnis betreten dürfte, packt sie Maya an einem ihrer Arme und reißt sie kraftvoll aus dem metallenen Stuhl.
„Du hast das Leben meines Sohnes zerstört!", schreit die Mutter hysterisch mit viel zu schriller Stimme, während die andere Frau zuerst nicht begreift, was geschieht. Das Gesicht, das wütend und hasserfüllt verzogen ist, und die Augen, die sich förmlich in Mayas Seele bohren, kommen ihr nicht bekannt vor. Doch schnell ändert sich dies, als Harry sich ebenfalls nähert und wiederholend ihre Angreiferin auffordert: „Mum, hör damit auf!"
So schnell, als hätte sie einen Schalter in ihrem tiefsten Inneren umgelegt, setzt die jüngere Frau ein freundliches Lächeln auf und platziert beide Hände über die der anderen, welche sich tief in das Fleisch an ihrem Oberarm krallen. Anschließend entfernt sie den schmerzhaften Griff mit einem kräftigen Ruck und tritt zwei Schritte zurück.
„Wenn ich mich recht entsinne, hat Ihr Sohn sämtliche Vergehen komplett freiwillig begangen. Daher beruhigen Sie sich wieder und packen Sie die Bärenmami wieder ein.", erklärt Maya und blickt schnell zu ihrem Besucher, der die Szene amüsiert betrachtet. Schließlich sieht sie direkt in Harrys Augen und fügt hinzu: „Ich würde niemals jemanden zwingen, sich einem illegalen Drogennetz anzuschließend. Geben Sie mir daher nicht die Schuld für seine Dummheit und Naivität."
„Du bist einfach unglaublich widerwärtig.", lacht Harry gehässig auf und verdeckt somit den Schaden, der durch ihre Worte in seinem Inneren angerichtet wurde. Abwehrend verschränkt er seine Arme miteinander und setzt fort: „Von Anfang an wusstest du, welche Spielchen du mit mir spielst. Du bist nicht unschuldig."
Kopfschüttelnd wendet Maya sich von ihm ab und murmelt, hörbar für alle Beteiligten: „Meine sogenannten Spielchen bestanden schlicht und einfach aus deiner naiven, hoffnungslosen Liebe zu mir. Wenn du nicht so blind vor lauter Gefühlen gewesen wärst, hättest du mehr als nur eine Chance gehabt, wegzurennen."
Sie setzt sich wieder auf den selben Stuhl wie vorher, bevor sie ihrem Besucher jedoch wieder ihre ganze Aufmerksamkeit schenkt, raunt sie: „Peinlich, dass du deine Mami auf mich hetzen musst."
„In solch ein Mädchen hast du dich verliebt? Das ist eine Schande, sie wirkt zu billig", holt seine Mutter in schließlich aus seinen Gedanken und Beobachtungen, bevor er Mayas Besucher identifizieren kann. Er dreht sich langsam zu Anne, die seine Geliebte abwertend ansieht. „Mich würde es nicht wundern, wenn sie diverse Geschlechtskrankheiten hätte.", raunt sie und wendet sich ab, um wieder zu dem Tisch zurückzukehren, an dem sie zuvor gesessen sind.
Doch bevor sie dies machen kann, schlägt Maya mit der flachen Hand auf den Tisch und redet mit leiser, aber dennoch gefährlich klingender Stimme auf Anne ein: „Hör mir jetzt ganz genau zu, du verbitterte, schrumpelige Tussi. Dein Sohn hat Banken ausgeraubt, Glücksspiele manipuliert, zahlreiche Identitäten gehabt und mit einer Waffe um sich geschossen. An allem war ich nur minimal schuld, da ich ihm lediglich einen Job angeboten habe, der seine ganze Familie, inklusive seiner idiotischen Mutter, vor der Armut gerettet hat."
Zwischenzeitlich wirft die Frau Harry einen Blick zu, der ihn töten würde, falls dies möglich wäre. Ein Wärter nähert sich dem Spektakel, bereit, die Situation zu entschärfen, doch Maya setzt unbeirrt fort: „Ich habe ihn niemals zu etwas gezwungen, seine ganzen Verbrechen basieren auf Freiwilligkeit. Da wir gemeinsam unseren Job verrichten mussten, war ich an den Gesetzesbrüchen beteiligt und habe mit ihm Banken ausgeraubt, Glücksspiele manipuliert und zahlreiche Identitäten geraubt, um sie zu benutzen. Das einzige, wofür du mich schuldig machen kannst, ist, dass ich ihm Mut gemacht habe und ihm gezeigt habe, was es heißt, ein abenteuerliches Leben zu leben."
„Das heißt, dass du dir keinerlei Schuld bewusst bist? Keine Reue spürst?", fragt Anne empört, bevor sie von einer Wache am Arm berührt wird. Er macht sie flüsternd darauf aufmerksam, sich wieder zu beruhigen, da andernfalls schwerere Maßnahmen aufgezogen werden müssen. Sich stumm entschuldigend nickt sie, woraufhin der Mann sich von ihnen abwendet und zurück an seinen Posten an der Eingangstür marschiert.
Sobald Maya sich versichert hat, dass der Wärter wieder mit seinem Handy beschäftigt ist, schüttelt sie den Kopf und lässt die Mutter wissen: „Harry war alt genug, um sich der Strafe wegen Drogenhandels bewusst zu sein." „Was sagen deine Eltern eigentlich dazu, dass du inhaftiert wurdest?", mischt sich nun auch Robin ein und legt beschützend einen Arm um seine Frau.
„Meinen Sie damit meine Mutter, die wahrscheinlich jetzt gerade in irgendeiner Seitengasse mit einer Tüte Koks für einen Blowjob bezahlt wird? Oder vielleicht doch mein Vater, der sich in Puerto Rico befindet und den Schwarzarbeitern in seiner Meth-Fabrik die Hölle heiß macht, weil sie nicht schnell genug arbeiten? Fast hätte ich meine Stiefmutter vergessen, die nur darauf wartet, dass ich an einer Überdosis oder durch eine Schießerei sterbe, damit sie das Drogenimperium erbt. Suchen Sie sich aus, wer empört über meine Inhaftierung sein soll", hinterfragt Maya, bei jeder Erwähnung einer Person, die sie gezwungenerweise als Eltern bezeichnen muss, zählt sie mit den Fingern mit.
Sprachlos sehen Harrys Eltern sie an, da sie niemals solch eine Antwort erwartet hätten. Die Frau in dem beigen Gefängnis-Outfit wirft Harry einen flüchtigen Blick zu, den selben, den sie ihm zugeworfen hat, als er das erste Mal von ihrer Familie erfahren hat.
Damals hat sie sich anschließend auf die Unterlippe gebissen und mit der kleinen Waffe in ihrer rechten Hand und mit der schwarzen Skimaske in ihrer linken gespielt. Der zu diesem Zeitpunkt 19-Jährige hat seine Arme um ihre Taille geschlungen und sie über die Mittelkonsole des Autos gezogen, direkt auf seinen Schoß, um den Schmerz von ihrem Gesicht zu küssen.
Doch dieses Mal sieht Harry sie lediglich emotionslos an und ist bereit, sich wieder von ihr abzuwenden. Er will den Rest der mit seinen Eltern verbleibenden Zeit keines Falls mit Maya und ihrer abgefuckten Familie verbringen, daher tippt er seiner Mutter auf die Schulter und bittet sie leise: „Können wir wieder zu unserem Tisch zurückkehren?"
„Jetzt erkenne ich dich wieder.", ertönt die Stimme des Besuchers von Maya, der sich langsam aus seinem Stuhl erhebt, ein freundliches Lächeln ziert seine Lippen. Er fährt sich durch seine schwarzen Haare und setzt anschließend fort: „Das letzte Mal hattest du noch kurze Haare und eine Brille, deswegen habe ich ein wenig gebraucht, um zu erkennen, dass der große Harry Styles vor mir steht. Kannst du dich überhaupt noch an mich erinnern?"
Nach einem verwirrten Kopfschütteln des Lockenkopfs, der stumm seinen Eltern deutet, sich wieder zu ihren ursprünglichen Plätzen zu begeben, breitet der noch Unbekannte beide Arme zur Seite aus und erklärt ihm: „Wir haben uns nur selten gesehen, deswegen kannst du dich nicht mehr erinnern. Ich bin Zayn. Zayn Malik."
Spielerisch schubst er Maya sanft am Oberarm an und wiederholt ihre Worte: „Der Sohn der bösen Stiefmutter, die nur darauf wartet, dass die Kleine hier an einer Überdosis oder durch eine Schießerei stirbt, damit sie das Drogenimperium erbt."
„Die Besuchszeit ist vorbei!"
Stöhnend wendet Harry sich von den Stiefgeschwistern ab und geht auf seine Eltern zu, die nur wenige Meter entfernt von ihm stehen. Seine Mutter sieht ihn mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung an, während die ihn tadelt: „Es freut mich ja, dass du lieber alte Bekanntschaften mit irgendwelchen Drogenjunkies auffrischst, als mit deinen Eltern zu reden."
„Wann kommt ihr mich das nächste Mal besuchen?", fragt Harry, während Wärter die Besucher stumm zum Ausgang leiten. Er geht neben seinen Eltern her und sieht sie erwartungsvoll an, während er hinzufügt: „Ich kann euch auch anrufen, wenn ihr mir eure Nummern zukommen lasst."
„Tut mir leid, Schätzchen, aber es wird ein wenig dauern, bis wir dich wieder besuchen können", teilt Anne ihm mit trauriger Miene mit und kramt in ihrer Jackentasche herum. Robin nickt zustimmend und setzt fort: „Allein für eine Strecke von unserem Zuhause bis zu dir ins Gefängnis brauchen wir zwei Stunden, wenn der Highway nicht wieder überfüllt ist. Außerdem haben wir Vollzeitjobs, da haben wir nicht so viel Zeit."
Die Mutter drückt Harry ein kleines Kärtchen in die Hand und erklärt ihm: „Ruf einfach dort an, das ist die Nummer meines Firmentelefons." „Was ist mit Gemma?", will der Mann wissen, als sie direkt vor dem Ausgang angekommen sind.
Eine Wache drückt seine Besucher unsanft aus dem Raum, das letzte, das Harry von seiner Mutter hört, ist: „Gemma ist in einer Psychiatrie."
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Prison / h.s
FanfictionHarry hat sie seit drei Jahren nicht mehr gesehen. In dieser Zeit war er auf der Flucht vor dem Rechtsstaat, den illegalen Geschäften, in die er von ihr hineingezogen wurde, und vor allem vor seiner Vergangenheit mit ihr. Nach all er der Zeit hat e...