Kapitel 9

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"Bitte," lang gedehnt jammerte Amy und ich rollte mit den Augen, "das wird soviel Spaß!"

Ihre Definition von Spaß hatte ich ja schon bei der Party erfahren dürfen... Andererseits sollte es beim Shoppen und Kino mit Liv, El und Amy ja keinen Alkohol geben.

"Okay," willigte ich schließlich seufzend ein. Gedrängel und Geschubse in Läden, und der Frust, wenn gefundene Sachen nicht passten oder zu teuer waren, lagen normalerweise nicht in meinem perfekten Samstagmittag.

"Ja!" Mindestens dreißig Zentimeter Entfernung legte ich zwischen meinem Ohr und dem Handy. Ich hörte Amys Schrei allerdings immer noch. "Wir holen dich in zwei Stunden ab."

Wir verabschiedeten uns, und legten auf.

Stöhnend verließ ich mein warmes Bett, bemühte mich aber meine Schwester nicht aufzuwachen. Ihre regelmäßigen Atemzüge waren leise, und hinter ihren geschlossen Lidern huschten wahrscheinlich gerade die irrsten Träume umher. Albträume hatte sie -Gott sei Dank- nicht mehr gehabt, die Angst davor allerdings nicht verloren. In der Nacht hatte sie sich an ihre Kuscheltiere und mich geklammert, als wären wir Anker.

****

Stunden später stand ich mich einem Frappuccino bewaffnet neben El. Sie war dabei, ein Kleid für eine Familienfeier zu kaufen.

"Das ist mein Favorit." Das Kleid war dunkelblau, und hatte einen hohen Kragen. Ich würde sowas nicht tragen können. Nicht, weil ich es nicht wollte, sondern weil es mir nicht stand.

"Ich liebe das!" Amy strich bedächtig über den Stoff. "Wenn ich nicht so klein wäre, würde ich sowas gar nicht mehr ausziehen."

Eleanor bezahlte es, und wir steuerten das Kino an. Nach langer Diskussion entschieden wir uns schließlich für eine kitschige Liebesgeschichte. Liv war zwar für einen Horrorfilm, aber wir überstimmten sie.

Nach Horrorfilmen konnte ich nie einschlafen.

*****

"Überraschenderweise war also Sam doch nicht Jessicas Bruder, die Mutter hatte keinen Krebs und Paris war plötzlich keine Schlampe mehr, sondern hat sich sogar entschuldigt. Was für ein unerwartetes Ende."

Grunzend führte Liv eine neues Pommes in ihren Mund.

"Hey, das ist doch kreativ," witzelte ich. "Diese Idee hat es erst viertausend Mal gegeben. Das ist doch fast neu."

"Hey, guckt mal, wer da hinten ist!" Amy zeigte auf eine Gestalt am anderen Ende des Restaurants.

Harry.

Vor ihm saß ein junges, hübsches Mädchen unseres Alters. Ihre Wangen waren rosa, und sie lächelte mit glitzernden Augen zu ihm auf.

Doch dann tat Harry etwas, was mein Herz schwer werden ließ. Er stand auf, genauso wie das Mädchen, und sie küssten sich. Mit einem Arm um ihre Hüfte verließen sie das Restaurant.

"Und die Falle hat wieder zugeschnappt." Mitleidig sah El dem Mädchen hinterher. "Sie tut mir so leid. Montag wird die ganze Schule über sie lachen, weil Harry alle Details ihrer Nacht veröffentlicht."

Die Vorstellung das ich Harry gestern Abend noch fast geküsst und auf ihn reingefallen wäre, ließ mein Herz einfrieren.

Fast hatte ich doch gedacht, das Harry mich vielleicht sogar mochte. Wie falsch ich doch lag.

Deprimiert kaute ich an meiner Unterlippe und starrte auf die übrige Pizza vor mir. Der Hunger war mir wirklich vergangen.

"Darf ich den Rest?"

So gut wie es ging lächelte ich und schob Liv meinen Teller hin. Ich wollte mir den Schock nicht ansehen lassen, vorallem weil die Drei nicht die größten Fans von Harry waren. Wenn sie sehen würden, dass mir seine Romanze mit dem Mädchen etwas ausmachte, würden sie mir nur einen weiteren Vortrag halten.


"Habt ihr eigentlich schon von dem neuen Typen in der Stadt gehört?", fragte Amy in die Runde. Langsam bekam ich das Gefühl, das sie immer eine der Ersten war, die den neusten Klatsch und Tratsch erfuhr. "Jeremy oder so."

"Naja, jetzt wissen wir von ihm. Wie ist er denn so?" Genüsslich kaute Liv den letzten Bissen von der Pizza, und spülte es dann mit Cola runter.

"Lisa meint, er wäre nett, aber er ist halt noch neu. Ich verwette meine Katze darauf, dass er auf unsere Schule kommt, dann werden wir ihn ja kennenlernen."

"Vielleicht ist er ja was für Mila," grinste Liv und ich streckte ihr die Zunge raus. "Ach komm, so abwegig ist das doch nicht. Ihr seit beide neu hier, und könntet London händchenhaltend erkunden."

Eleanor half mir aus der metertiefen Peinlichkeit. "Lasst sie doch selbst entschieden, wen sie datet. Vielleicht ist er ja auch ein Erste-Klasse Idiot und spielt zuhause noch mit Barbies."

Amy erholte sich zuerst von dem Schock, dass El Harry ein wenig verteidigt hatte. "Harry Styles datet nicht. Das ist das Problem. Er schläft mit dir, und wirft dich weg wie ein benutztes Taschentuch."

Unmistakable || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt