Kapitel 34

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Mein achtzehnter Geburtstag startete miserabel.

Ich verschlief, und musste zur Schule rasen wie eine Verrückte. Meine Familie sah ich deswegen nur kurz, und sie hatten Zeit für ein knappes Gratulieren, bevor ich schon aus dem Haus eilte.

Katy war letzte Nacht gar nicht zurück gekommen, hatte aber eine SMS geschrieben, in der sie mich über ihre Abwesenheit informierte und mir gratulierte.

Deswegen fiel auch mein Frühstück aus, was mir den Tag nicht sonderlich erleichterte. Mein Begleiter der zweiten Stunde war das konstante Knurren meines Bauches.

Irgendwann hielten meine Freunde das Geräusch nicht mehr aus.

"Harry, kannst du deiner Freundin was essbares besorgen? Sonst gleicht sie bald einem Skelett," forderte Louis.

Er schaute sich um, als er keine Antwort bekam.

"Uh, Harry ist gar nicht da, oder?", stellte er wenige Momente später fest. "Das ist jetzt peinlich. Ich hab praktisch mit der Luft geredet."

"Ich hab eine Banane," schlug Liv vor und kramte in ihrem Rucksack. Sie zog das Obst hervor und warf es mir zu.

"Du rettest mein Leb-"

"Und unsere Ohren."

"Mein Leben, danke." Ich beendete meinen Satz, der von Louis unterbrochen wurde mit einen grimmigen Blick in seine Richtung.

Während ich meine Banane aß konnten mich nicht mal Louis' Sticheleien ablenken.

"Lass sie in Ruhe." El stupste ihm mit dem Ellbogen in die Rippen. "Mila ist heute die Prinzessin, und so behandelt man keine Prinzessinen."

"Genau," ich streckte ihm meine Zunge entgegen. "Du bist heute mein Untertan."

"Und wo ist der Prinz jetzt?" Louis schaute sich erneut um.

"Ich habe keine Ahnung. Er ist den ganzen Tag noch nicht in der Schule aufgetaucht."

"Hat er dich wenigstens angerufen oder eine Nachricht geschrieben?" El spürte sofort, dass etwas komisch war. Ihre großen braunen Augen lagen beunruhigt auf mir.

"Geht schonmal vor, ich muss noch was mit Mila klären."

Louis verzog das Gesicht. "Wie soll ich es denn ohne dich bis zur nächsten Klasse schaffen?" Theatralisch griff er nach ihrer Hand. "Du bist mein Anker, meine zweite Hälfte, ohne dich bin ich nur ein unbedeutener, kleiner Junge aus London."

"Hau ab," lachte sie, doch hinter ihrer Fassade war noch etwas anderes, was sie unter allen Umständen verstecken wollte.

Ich beobachtete, wie Louis und Liv um die Ecke bogen und drehte mich dann zu Eleanor, die den Boden plötzlich ziemlich interessant fand. "Gibt's da etwas, was ich wissen muss? Seid ihr-"

"Nein, sind wir nicht. Wir sind nur Freunde."

Mir entging nicht wie bitter sie 'nur' aussprach.

"Du magst ihn mehr als er dich mag?"

"Ich weiß nicht, ob er etwas empfindet. Aber ich..." Sie schluckte schwer. "Aber es geht jetzt nicht um mich. Hat Harry sich heute schon bei dir gemeldet?"

"Nein."

El schnitt eine Grimasse und schlug dann einen heiteren Ton an. "Aber hey, er bereitet gerade bestimmt dein atemberaubendes Geburtstagsgeschenk vor. Kein Grund zur Beunruhigung."

******

Harry erschien auch die letzten Stunden nicht in der Schule, und ich trottete schließlich unmotiviert zum Auto.

Unmistakable || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt