Kapitel 29

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"Du denkst, dass James der Mörder ist? Niemals!", debattierte Harry.

Ich wollte gerade zu einem Argument ansetzen, da knallte die Tür hinter dem nächsten Mordopfer zu. Ich zuckte zusammen und quiekte auf.

Zum dreitausendsten Mal in einer Stunde.

Harry lachte, während ich meinen Kopf an seiner Schulter verbarg.

"Du kannst gucken. Es ist alles Ordnung."

In Vertrauen an ihn öffnete ich meine Augen langsam wieder, nur um genau dann hin zu sehen, als der arme Gärtner ein Messer in den Rücken gestoßen bekam.

"Du Idiot!" Ich schlug auf seinen Bauch, während dieser vor Lachen bebte. "Du kennst den Film!"

"Und deswegen kann ich dir versichern, dass James nicht der Mörder ist."

Spätestens nach der nächsten Szene, die meinen schwachen Nerven nicht gut tat, sprang ich mit der Ausrede auf, ich würde Popcorn machen.

Und da mir klar war, dass ich mich ohne Snacks nicht wieder im Wohnzimmer blicken lassen konnte, schlich ich in die Küche und bereitete das versprochene Popcorn vor.

Ich holte eine Schüssel aus dem Schrank, und stellte eine Packung Fertigpopcorn in die Mikrowelle.

Doch plötzlich fühlte ich etwas an meiner Taille. Und da ich in Gedanken noch beim Horrorfilm war, schrie ich auf und wappnete mich innerlich, während ich mich umdrehte.

"Du bist unmöglich," schmunzelte Harry und ich entspannte mich erleichtert. Es waren seine Hände, die an meiner Taille lagen.

"Ich hasse dich," murmelte ich, und schlang meine Arme um ihn.

"Ich dich auch."

Wir lächelten beide, bis er die Distanz überbrückte und seine Lippen auf meine legte. Sie bewegten sich im Einklang, und ich platzierte meine Hand an seinen Nacken, damit wir so eng beieinander standen, wie möglich.

"Spring," murmelte Harry gegen meine Lippen, und ich befolgte seinem Befehl.

Er setzte mich auf die Theke und stellte sich zwischen meine Beine. Wir standen -und saßen- lange in dieser Position, bis uns ein Piepsen auseinander fahren ließ.

"Das Popcorn." Ich grinste, richtete kurz meine durchwühlten Haare und sprang von der Theke, um es aus der Mikrowelle zu befreien.

******

Nach langem Überzeugen meiner Eltern hatte ich die Erlaubnis bekommen, eine Nacht bei Harry zu verbringen. Wir hatten nichts geplant, nur einen ruhigen Abend zu zweit.

"Ich verstehe dich nicht," sagte Harry. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und bemerkte, dass er mich anstarrte. "Du liebst und hasst Horrorfilme zur gleichen Zeit. Einerseits willst du sie unbedingt sehen, andererseits springst du bei dem kleinsten Geräusch unter den Tisch."

Ich fixierte den Fernseher, auf dem gerade der Abspann lief. Harry und ich hatten die letzten Minuten damit verbracht, die schrägsten Namen zu finden, bis er nachdenklich und still geworden war.

"Ich weiß es nicht, ehrlich. Das ist einer meiner total komischen Seiten. Auf der einen Hand liebe ich diesen Nervenkitzel, auf der anderen bin ich der größte Angsthase auf Erden. Das muss man nicht verstehen, ich tue es ja selbst nicht."

Wir saßen noch ein wenig mit einer angenehmen Stille zwischen uns, da wurde es von der Türklingel unterbrochen.

Harry und ich stöhnten gleichzeitig auf, und ich kicherte als ich die Doppeldeutigkeit dahinter hörte.

Unmistakable || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt