Epilog

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„Milch, Milch, Milch,“ summte ich und durchstreifte den Gang weiter.

„Mila?“

Ich zuckte zusammen, und realisierte, dass ich immer noch mein Handy gegen das Ohr hielt. „Hm?“

Daniel lachte leise, und ich musste ebenfalls grinsen. Durch den Stress in der Uni war ich durchgängig müde und meine gesamte Umgebung hatte darunter zu leiden, weil ich zu verträumt wurde.

„Irgendwann wirst du einen Autounfall bauen,“ warnte er mich. „Nur, weil du mehr Wert aufs Lernen, als auf den Schlaf legst.“

„Aber ich war vorgestern noch mit euch feiern,“ verteidigte ich mich prompt. „Davon habe ich mich noch nicht wirklich erholt.“

„Du brauchst einen Freund oder so. Jemand muss mal dafür sorgen, dass du den ganzen Stress vergisst. Noch nicht mal deine engsten Freunde können dir helfen.“

„Da ist sie ja!“, rief ich aus und griff nach einer Packung Milch.

„Du wechselst wieder das Thema.“

„Warum wollt ihr mich alle verkuppeln?“ Ich verdrehte die Augen. „Bin ich so erbärmlich, wenn ich Single bin?“

„Du bist einundzwanzig, Kleines, und du hattest seit mehreren Jahren so kurze Beziehungen, dass man nur blinzeln musste, bis sie wieder vorbei waren. Du bist in der Hochblüte deines Lebens, bist intelligent und – von schwulem Freund zur Freundin - ein echt heißer Feger. Warum nutzt du das nicht aus?“

„Vielleicht sind meine Ansprüche zu hoch,“ murmelte ich, als ich mich an die Schlange hinter der Kasse stellte. Ein altes Ehepaar vor mir drehte sich verwirrt zu mir um, und hielten mich anscheinend für eine Gestörte, die im Supermarkt Selbstgespräche führte. „Aber bisher war jeder Typ ein Idiot.“

Ich bezahlte, während Daniel mir eine Predigt über mein Sexleben hielt. Währenddessen schaltete ich mein rechtes Ohr praktisch aus, und meldete mich erst wieder, als ich mich weit genug von dem alten Ehepaar entfernt hatte, die mir immer noch mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher schauten.

„Aber wahrscheinlich würde ich genauso denken wie du, wenn ich mein erstes Mal mit einem heißen, bösen Buben verbracht hätte, der es bestimmt echt drauf hatte.“

Ich sende hiermit eine Eilmeldung aus: Ich suche neue Freunde. Dringend.

„Harry war weit vor deiner Zeit,“ sagte ich und trat aus dem Supermarkt. Ich entdeckte Eleanors Auto, und steuerte auf es zu. „Vielleicht hätte er dir gar nicht gefallen.“

„Spinnst du? Schon von deinen Erzählungen war er scharf.“

„Warum kann ich nicht einfach dich heiraten?“, seufzte ich. „Du bist nicht so schwierig, wie die restliche Männerwelt.“

„Lass dir einen Penis an operieren, und wir können nochmal drüber reden. Bis dahin gehörst du leider nicht zu meinem Beuteschema.“ Auch er seufzte. „Auch wenn es wirklich einfacher wäre, dich zu heiraten. Ich denke nochmal drüber nach.“

„Gut.“ Ich lachte laut, während ich die Tür zum Beifahrersitz öffnete. Eine lächelnde Eleanor befand sich ebenfalls in dem Auto. „Informiere mich, wenn du dich entschieden hast.“

Wir verabschiedeten uns, und Eleanor sah mich mit großen Augen an. „Irgendwelche Neuigkeiten?“

„Ich habe Daniel gerade einen Heiratsantrag gemacht. Aber ansonsten ist alles im Reinen.“ Ich hielt die Milch hoch. „Und ich habe deinen Auftrag erfüllt.“

*

Ich wärmte meine kalten Finger mit meinem Atem, während Eleanor an ihre Tür klopfte und wir auf ihren Freund warteten.

Unmistakable || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt