Milas POV
Nachdem Harry das Auto verlassen hatte, herrschte eine ohrenbetäubende Stille. Die erste Zeit starrte ich einfach aus dem Fenster, und dachte nach. Die Uhr allerdings meinte später, dass diese Aktion ganze vier Minuten gedauert hat.
Seufzend machte ich die Musik an, und hoffte das sich eine CD in dem Gerät befand. Ich wollte nämlich nicht Harrys Schublade durchsuchen, das gehörte sich nicht und verletzte seine Privatsphäre.
Ich wurde belohnt, als die ersten Takte von Linkin Park 'Lost In The Echo' spielten. Finns Lieblingslied.
Das erinnerte mich daran, dass ein Telefonat mit ihm längst überfällig war und ich kramte nach meinem Handy.
"Hey Schwesterchen. Ich dachte schon, du würdest nie mehr anrufen," neckte Finn mich, als er abnahm.
"Sorry, ich hatte wirklich zutun."
Mit einem Jungen auf eine Party gehen, rumknutschen, Eltern belügen.
"Ist alles okay bei dir? Mum hat mir erzählt das du öfters neben der Spur warst."
Ich liebte meine Mum ja wirklich, aber manchmal war sie ein bisschen überfürsorglich.
"Finn, es ist wirklich alles gut. Ich war einen Mittag etwas müde, und Mum macht wieder einen Elefanten aus einer Mücke. Du kennst sie doch," sagte ich und schummelte mich um die Wahrheit.
Finn erzählte noch ein wenig vom College, von dem riesigen Campus, den netten Leuten und von dem Mädchen in das er verknallt war. Dann legten wir auf, und ich steckte wieder im gleichen Dilemma.
Hausaufgaben machen oder lernen konnte ich nicht, denn es gab keinen Stoff den ich noch nicht genaustens durchgearbeitet hatte. Ich hatte es Harry einfach gesagt, damit er sich keine Sorgen um mich machte, obwohl er mich wohl endgültig als bescheuert abgestempelt hatte.
Ein Klopfen am Fenster ertönte. Zwei große Männer mit Tatoos, Zigaretten und Glatze standen vor dem Auto.
Angst durchfuhr mich, und ich verriegelte unauffällig die Türen, bevor ich das Fenster ein Stückchen runterfuhr.
Genug, um sich mit mir zu unterhalten, aber zu wenig, um mich zu vergewaltigen.
"Kann ich euch helfen?", fragte ich die Männer höflich. Ich hatte zwar Riesen-Schiss, aber meine Manieren existierten immer noch.
"Das Auto... Das gehört Harry Styles, oder?" Der muskulösere, größere beugte sich vor und nahm den Inhalt des Autos in Augenschein. "Er schuldet uns noch Geld. Für die letzten Drogen, die wir ihm verkauft haben."
Das Harry mit Drogen handelte verschob ich sofort in den hinteren Teil meines Kopfes und konzentrierte mich auf wichtigeres.
Gefährliche Männer, die sauer waren und Geld wollten, das ich nicht dabei hatte, standen vor dem Auto und trugen vielleicht sogar Waffen mit sich.
"Wieviel Geld schuldet er euch?" 20£ hatte ich dabei, auch wenn das mickrig war.
"2.000. Wenn er das nicht bald bezahlen kann, müssen wir uns halt irgendwo anders vergnügen." Die Beiden grinsten mich dreckig an, und ich fing an zu zittern. Mein ganzer Körper bestand aus nichts anderem als Angst und Schock.
"Ich.. ich kann... Ich habe nur ein paar Pfund dabei, aber nicht genug... Äähm, warum macht ihr das nicht mit Harry aus?" Ich betete, dass sie jetzt vielleicht weggingen. Aber nein, falsch gedacht. Der mit der Zigarette in der Hand lehnte sich sogar weiter vor, sodass ich den scharfen Geruch von Alkohol riechen konnte.
"Wir warten schon viel zu lange auf das Geld. Langsam ist unsere Geduld am Ende, und wir wollen ein bisschen Spaß haben. Wie wär's?"
Bot der mir da gerade etwas an?
"Sorry, ich bin für die nächsten Tage und Nächte vollkommen ausgebucht." Ich grinste schelmisch. Irgendwie fühlte ich gerade sowas wie Mut und Zuversicht.
"Hmm, ich denke da lässt sich doch noch was zwischen schieben. Wir machen es kurz." Ich ekelte mich vor seinem dreckigen Grinsen, dem doppeldeutigen Zwinkern und dem Geruch, der Übelkeit in mir hervorraf.
"Meinetwegen auch jetzt... Du musst nur rauskommen. Dann..."
Er wurde unterbrochen, als plötzlich eine Faust in seinen Magen traf. Der zweite Mann eilte ihm zur Hilfe, aber Harry setzte ihn mit einem Tritt außer Gefecht. Er prügelte lange auf sie ein. Auch als sie am Boden lagen. Aber Harrys Gesichtsausdruck machte mir am meisten Sorgen. Brutal und Aggresiv, als würde er außer dem Schmerz, den er den anderen Männern zufügte, nichts merken.
Ich sprang aus dem Auto, und stürzte auf ihn zu. "Harry, stop! Du bringst sie um! Hör auf!"
Doch er hörte mich nicht. Mit seiner geballten Faust schlug er wieder und wieder auf die blutverschmierte Nase des Mannes ein, bis ein lautes Knacken zu hören war, was lange in meinen Ohren widerhallte.
"Harry! Oh Gott! Hör auf damit!" Ein anderes, fremdes Mädchen stürzte auf ihn, und hielt seinen Arm fest, doch Harry stieß sie beiseite, sodass sie umfiel.
Mir fiel nichts anderes ein. Ich lief auf Harry zu, und gab ihm eine feste Ohrfeige. Das Klatschen war mehr als laut, und es tat mir sofort leid. Ich aber eilte zu dem Mädchen und half ihr hoch.
"Ist alles okay? Tut etwas weh?" Hastig betrachtete ich sie von allen Seiten, suchte nach Wunden oder vielleicht sogar Brüchen und stellte fest das sie wirklich hübsch war.
"Warum zur Hölle hast du das getan?" Harrys raue Stimme ertönte hinter mir.
"Du wolltest nicht stoppen! Wenn du weiter gemacht hättest, wären sie vielleicht tot!"
"Und das stört wen?" Fassungslos fiel mein Kiefer nach unten. Das meinte Harry jetzt nicht ernst, oder?
"Deren Familien und Freunden, Harry! Du kannst nicht einfach jemanden verprügeln, aus dem Nichts heraus." Das Mädchen half mir, denn ich kein Wort heraus. Wie konnte ein Mensch so kalt sein?
"Dieser Abschaum hat keine Familie." Mit einem tödlichen Blick, der mehr als tausend Worte sagte, blickte Harry auf seine Opfer. "Außerdem haben sie Mila bedroht."
"Ein einfaches 'Geht weg' hätte gereicht!", meine Stimme war lauter, als beabsichtigt.
"Das hätte niemals gereicht. Wenn du klüger wärst, würdest du das wissen." Harry sah mich mit einem abschätzigen Blick an, und drehte sich dann weg. Bevor ich reagieren konnte, war er in sein Auto gestiegen und weggefahren.
Der Schmerz über seine Worte und seine plötzliche Kälte mir gegenüber schoss durch mich, und ich musste die Augen schließen.
Harry hatte mich wirklich einfach stehen gelassen.
"Er kommt bald wieder zur Besinnung," tröstete mich das Mädchen. "Ich bin Gemma, Harrys große Schwester."
"Du bist Harrys Schwester? Oh. Äähhmm.. Es ist schön, dich kennenzulernen, ich bin Mila," stellte ich mich vor.
Plötzlich erschien ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht, und sie sah zu dem leeren Parkplatz, auf dem vor ein paar Minuten noch Harrys Range Rover gestanden hatte. "Er mag dich wirklich."
"Und wie," sagte ich sarkastisch. "Deswegen lässt er mich hier stehen."
"Nein, hast du gesehen wie wütend er war, als diese Männer nur mit dir gesprochen haben? Vielleicht ziemlich anzüglich, aber sie haben dich nicht berührt. Du bist ihm so wichtig, das er die Männer fast umgebracht hat, nur um dich zu beschützen, und deine Worte haben ihm sehr wehgetan. Das meine ich nicht böse, du hast alles richtig gemacht. Aber deine Ohrfeige und die Offensive gegen ihn hat Harry sehr mitgenommen," erklärte sie und strich beruhigend über meinen Arm. "Er ist bald wieder mehr oder weniger normal. Harry braucht jetzt etwas Zeit."

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Unmistakable || h.s
FanfictionDie eher unscheinbare Mila zieht mit ihrer Familie nach London. Ihr Leben scheint perfekt zu sein, bis sie auf den Bad Boy der Schule trifft. Harry Styles. Party, Alkohol, Tattoos. Mila fühlt sich von ihm angezogen, ist aber auch veränstigt. Ihrer L...