Kapitel 41

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"Nein... Nein..."

Harrys Rücken spannte sich an und er packte das Telefon fester. "Du weißt gar nicht, wie scheiß egal mir das ist."

Es enstand eine kurze Pause, in der ich nur Harrys und meinen Atem hörte. Während ich seit etwa zwei Minuten wach war, und sein Telefonat beobachtete, schien Harry schon etwas länger auf den Beinen zu sein.

Er war schon angezogen, und seine Haare wie üblich nach oben frisiert, doch er hatte trotzdem neben mir auf der anderen Betthälfte gesessen, als ich von seinem klingelnden Handy aufgeweckt wurde.

Sofort war er aufgesprungen, hatte angenommen und sich in die andere Ecke des Zimmers gestellt. Er sprach extra leise, um mich nicht zu wecken, doch da ich sowieso wach war, bekam ich alles mit.

Als sich plötzlich seine Hand zur Faust ballte, wusste ich, dass am anderen Ende wahrscheinlich kein Niall oder Louis war.

Als Harry sich kurz zu mir umdrehte, um sich zu vergewissern, ob ich noch schlief, schloß ich schnell meine Augen und verlangsamte meinen Atem.

Und ich öffnete sie erst wieder, als Harry mit zischender, aber immer noch behutsam leiser, Stimme sagte: "Ich habe schon genug für euch getan. Das könnt ihr nicht von mir verlangen."

Derjenige, der am anderen Ende der Leitung sprach, schien etwas zu sagen, was Harry entweder einsehen ließ, dass weitere Diskussion unnötig war oder ihn sogar einschüchterte. Die Zuversicht, die ihn vorher dominiert hatte, war vollkommen verschwunden. So brummte er nur noch ein "Wir werden sehen" und schlug fast auf den 'Anruf beenden'- Knopf. Er schien vergessen zu haben, dass er extra leise sein wollte, um mich nicht zu wecken.

Als er sich scheinbar meiner -eigentlich schlafenden- Anwesenheit klar machte, stieß er die Flüche nur noch murmelnd aus. Was auch immer gerade das Thema gewesen war, es schien Harry in eine Lage zu versetzen, die nicht angenehm war. 

So aufgelöst und mit den Nerven am Ende hatte ich Harry selten wahrgenommen- beziehungsweise gehört. Denn als er mit schlürfenden Schritten und geflüsterten Selbstgesprächen zurück zum Bett kam, stellte ich mich wieder schlafend.

Was blieb mir auch anderes übrig?

Ich hatte ihn bei etwas beobachtet, was ihn zu hundert Prozent nicht glücklicher stimmen würde, wenn er von meiner Spionaktion mitkriegen würde. Einerseits wollte ich ihm wirklich helfen, andererseits wusste ich, dass er mich nicht lassen würde.

Es gab noch soviele Sachen, die ich nach mehreren Monaten nicht von ihm wusste, aber ich würde warten, wenn er es so wollte.

Genauso hatte er auch auf mich gewartet, was Sex anging. Bestimmt war es für ihn eine lange Zeit ohne diese Berührungen gewesen, doch er war geduldig geblieben und war auch letzte Nacht nichts anderes gewesen.

Und deswegen musste ich ihm jetzt genau denselben Gefallen tun, grübelte ich weiter, wurde aber unterbrochen, als plötzlich ein weiteres Gewicht die Matratze erschwerte.

Möglichst authentisch atmete ich ruhig und bewegte mich auch nicht, als Harry sich auf seiner Seite unruhig hin und her wälzte. Es verwunderte mich stark, denn eigentlich war er ja schon angezogen und fertig für den Tag gewesen, aber trotzdem hatte er sich wieder zu mir gelegt.

Und als Harry laut aufseufzte und plötzlich eine starke Hand auf meiner Taille lag, und mich in seine Arme zog, war meine Selbstbeherrschung verloren. Ich tastete nach seiner Hand, und verschränkte unsere Finger miteinander, so wie ich es auch beim ersten Mal getan hatte -und wahrscheinlich auch immer tun würde.

Harry hatte sein Gesicht in meinem Nacken vergraben, und seine Wimpern berührten meine Haut, als er sie wieder aufschlug: "Du bist wach?"

Mit meinem nicht vorhandenen Schauspieltalent fälschte ich eine heisere Morgenstimme. "Noch nicht lange."

Unmistakable || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt