Irgendwann zählten wir nicht mehr mit, und achteten auch nicht auf die Anzeigetafel. Unsere Laune war auf dem Hochpunkt, und das färbte auch auf die Spieler ab. Selbst die Feinde, die hoffnungslos verloren, klatschten unser Team bei Toren ab.
"Das nenne ich ein faires Spiel," rief ein Typ, der ein paar Reihen vor uns stand. Obwohl die Tribüne aus Sitzplätzen bestand, standen alle Zuschauer.
"3...2...1..."
Die Menge tobte, als ein Ton ertönte und das Spiel zuende ging. Der Junge, der neben mir stand lächelte mich an und hielt mir seine Faust hin.
"Fist-Check." Er zwinkerte mir zu. Etwas umständlich haute ich meine geschlossene Hand gegen seine. Würde ich nicht von Glücksgefühlen toben, hätte ich mich dabei reichlich komisch gefühlt.
"Ein weiterer Sieg für die London Panthers. Somit zieht die Mannschaft in das Finale gegen die Boston Rebels ein. 47 zu 6. Meine Damen und Herren, sie wurden soeben Zeuge von einem Spiel mit Weltklasse-Niveau."
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"Willst du nicht kommen?", hakte Eleanor nach, als ich ihr nicht nachlief. Stattdessen starrte ich auf den Kapitän unserer Mannschaft, dem ich hoffungslos verfallen war. Selbst wenn er sich wie ein Idiot benahm, und jedes andere -kluge- Mädchen schon lange über alle Berge wäre, hatte ich ihm tief in meinem Herzen schon verziehen. Und er hatte noch nicht einmal eine Erklärung für sein Verhalten abgegeben, und trotzdem wollte ein großer Teil einfach in seine Arme rennen und nie wieder gehen.
Harrys POV
Ich sah den Maßen nach, die auf die Ausgänge zuströmten, doch diese eine Person fand ich nicht. Vielleicht hatte sie das Spiel schon vorzeitig verlassen? Ihr wurde langweilig, und außerdem wollte sie sich nicht mehr in einem Umkreis von hundert Metern zu mir befinden?
Wenn, dann würde ich sie verstehen.
Dieser Gedanke erschreckte mich. Wann, verdammt nochmal, war ich so einfühlsam und schleimerisch geworden?
"Gutes Spiel, Alter." Irgendein Typ, der mir vollkommen egal war, schlug im Vorbeigehen meine Schulter. Er steuerte auf die Umkleideräume zu, und als ich mich umsah, stellte ich fest, dass das Feld mittlerweile leer war.
Auch die Dämmerung brach ein. Es wurde allmählich dunkel, sodass ich mich dazu zwang meine Sachen zu holen und abzuhauen.
Alkohol und irgendeine Tusse würden mich diesen jämmerlichen Tag für die nächste Stunde vergessen lassen, und dann würde die ganze Scheiße wieder von vorne losgehen.
Die einzige Person, die mich aus diesem endlosen Zirkel befreien könnte, hatte ich vergrault. Und sie würde nicht zurückkommen.
Aus reinem Frust und zusammengestauter Wut trat ich nach einer Plastikflasche, die auf dem Boden lag.
Milas POV
Länger als ich sollte sah ich Harry dabei zu, wie er auf dem Feld rumtigerte und um sich trat. Irgendwann wurde es mir allerdings zuviel, und ich lief soweit nach vorne, wie es möglich war.
"H-Harry?"
Sein Kopf schoss nach oben, und in seine Augen traten für einen Moment sowas wie Wut, Schmerz, Trauer und Sehnsucht. Dann verschwand dieses Funkeln und er zog eine Augenbraue hoch.
"Solltest du nicht zuhause sein?"
"Also ist es mir nicht erlaubt, abends im Footballstadion zu sein, oder dürfen das nur die großen, starken Jungs?", fragte ich patziger als gewollt.
"So war das nicht gemeint." Stirnrunzelnd betrachtete er mich.
"Kann ich mit dir sprechen, Harry? Und ich meine richtig, ohne irgendjemanden, der uns stört oder irgendwelche Missverständnisse."
"Komm rüber," antwortete er einfach und nickte zu dem Zaun, der vor mir aufragte.
Ich und Klettern? Oh oh...
"Du solltest besser schonmal den Krankenwagen rufen," scherzte ich und setzte meinen ersten Fuß an.
"Mein Handy ist in der Umkleide."
Mit viel Mühe und Not kämpfte ich mich über die eine Seite, doch als ich auf der anderen Seite abspringen wollte, spürte ich warme Hände auf meiner Taille.
"Lass los, ich hab dich."
Wie befohlen vertraute ich ihm sofort, und stand Sekunden später mit beiden Beinen auf dem Erdboden.
"Dankeschön," murmelte ich und strich imaginären Dreck von meiner Jacke.
"So, du wolltest mit mir reden?"
Ich nickte vorsichtig, und Harry zog mich zu der Spielerbank, auf der wir uns niederließen.
"Okay," ich atmete tief ein und aus. "Ich hab dich wirklich gern, Harry. Ich weiß, dass du diese Gefühle nicht erwiderst, und das kann ich auch nicht ändern. Aber irgendwann wird eine Person in dein Leben treten, die dich vom ersten Moment an vollkommen umhaut und der du dich öffnest. Bei dieser Person kannst du diese Hülle ablegen, und nur du selbst sein. Eigentlich hätte ich auch gerne etwas von dem echten Harry Styles kennengelernt, aber es sollte wohl nicht so sein. Mich freut es aber sehr, dass ein anderes Mädchen irgendwann diesen wertvollen Menschen treffen wird, und du wirst verzaubert sein. Versprich mir nur, dass du diesen Menschen nicht von dir stößt, sondern ganz fest auf ihn aufpasst und ihn niemals gehen lassen wirst, wenn du ihn einmal gefunden hast."
Harrys Gesichtsausdruck wechselte kein einziges Mal, nur ich saß da mit einem schiefen-Lächeln-unnötige-Tränen-zurückhaltendem-und-zittriger-Stimme-Ausdruck. "Mist, diesen Aufsatz hatte ich ehrlich nicht geplant. Ich habe keine Ahnung, wo das jetzt herkommt."
"Stopp mal eine Sekunde," Harry hielt einen Finger hoch und hinderte mich am Weitersprechen. "Wie muss ich das jetzt verstehen? Machst du gerade Schluss mit mir bevor wir richtig zusammen waren?"
Seine heisere, brüchige Stimme zerstach mein Herz. "Ich denke, ja. Du solltest besser ohne mich in deiner Nähe sein, damit du diesen einen Menschen besser finden kannst."
"Whoa, whoa, whoa, stopp." Er hielt mein Handgelenk mit kalten Fingern fest, als ich mich erheben wollte. "Du hast mir nicht einmal die Chance gegeben, mich zu äußern. Stattdessen bist du der festen Überzeugung, dass alles, was du sagst wahr ist, und willst mit mir abschließen."
Ich wollte ihm widersprechen, doch er legte einen Finger auf meine Lippen, und zog mich plötzlich auf seinen Schoß. Bevor ich wusste, was geschah, schlang er seine Arme fest um mich und verbarg seinen Kopf in meinem Nacken. Seine Locken kitzelten mich.
"Harry? Was tust du da?"
"Du hast gesagt ich solle diese eine Person festhalten, beschützen und niemals gehen lassen," murmelte er, und seine Stimme brach. "Und genau das tue ich gerade."

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Unmistakable || h.s
FanfictionDie eher unscheinbare Mila zieht mit ihrer Familie nach London. Ihr Leben scheint perfekt zu sein, bis sie auf den Bad Boy der Schule trifft. Harry Styles. Party, Alkohol, Tattoos. Mila fühlt sich von ihm angezogen, ist aber auch veränstigt. Ihrer L...