Kapitel 19

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Milas POV

"Was zur Hölle tust du da?", brüllte Harry und stieß Niall an den Schultern weg. Dieser taumelte ein Stück nach hinten, fand sein Gleichgewicht aber wieder. Harry allerdings stoppte nicht. Nein. Mit voller Kraft schlug er wieder nach Niall, sodass dieser auf den Boden fiel. Die Gesichtsausdrücke von beiden waren entschlossen, auch wenn einer das Opfer war.

Ich konnte mich nicht bewegen. Es war, als hinge als unsichtbarer Eisenklotz an meinem Bein. Wie gelähmt stand ich neben dem Kampf, bekam nur am Rande mit wie Liam und Zayn die beiden auseinanderzogen. Verärgert redeten sie auf Harry ein, der weiterhin mit zusammengekniffenen Augen Niall anstarrte.

"Unreife Streithähne." Jeremy schüttelte lachend den Kopf. "Wo sind wir? Im Kindergarten?"

"Ich weiß es nicht," flüsterte ich. Jeremy hatte Recht, sonderlich reif war diese Aktion nicht gewesen. Aber Harry schien nie das richtige zutun. Und dadurch -auch wenn das ziemlich komisch klingt- wuchs meine Zuneigung zu ihm noch mehr.

Zuneigung? Oh nein, Mila, falsche Gedanke. Stopp. Hör auf zu denken.

"Unglaublich," äffte Jeremy weiter. "versuchen, durch diese Tatoos auszusehen wie die bösesten Buben der Stadt, während sie zuhause ihre Giraffen-Kuschelkissen vollheulen, weil Mami ihnen keinen Nachtisch gegeben hat."

"Du sprichst wohl aus eigener Erfahrung," schoss ich zurück und seine Augen wurden größer. Mit einer filmreifen Umdrehung verließ ich das Gebäude. Harry und die anderen Jungs waren eh schon weg.

****

Mit gesenktem Kopf brachte ich den Tag hinter mich. Ich war gedemütigt, und verletzt. Harry hatte eiskalt über mich gelacht, und Niall hatte sich wiederrum für mich eingesetzt. Dafür war er verprügelt worden.

Alleine ging ich dann durch den Schulflur, wollte einfach nur aus diesem Gebäude raus und nach Hause.

"Hey, bist du nicht Harry Styles' Freundin?" Mehrere fremde Mädchen und ein Junge standen plötzlich vor mir.

"Nein, sorry."

Ich versuchte weiterzulaufen, wurde aber von dem Jungen zurückgehalten. "Doch, du bist die. Hundertprozentig."

Ich bekam irgendwie Angst. Ich war alleine mit dieser Clique in einem leeren Schulflur, und der eine Junge wollte meinen Arm nicht loslassen.

"Ähm, könnte ich..?" Ich deutete auf meinen Arm, und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme zitterte.

"Och, eigentlich würde ich gerne noch ein paar Details rausfinden. Die hübschen Mädels hier," er zwinkerte den Mädchen zu, die etwas ratlos in der Ecke standen und uns beobachteten, "wüssten gerne noch ein paar Sachen über dich und Harry. Fangen wir mit der besten Frage an: Bist du noch Jungfrau?"

"Bitte, lass mich gehen," murmelte ich und versuchte meinen Arm aus seinem Griff zu befreien. Doch er drückte nur fester, weshalb ich vor Schmerz aufjaulte.

"Hat er dich schon genommen?" Der Junge kam mir näher. Ich spürte seinen stickigen Atem an meiner Wange, und Übelkeit stieg in mir hoch. "So richtig heiß? Von hinten? Oder lässt er dich zappeln, damit du ihm vertraust und dann mit ihm vögelst?"

Ich wimmerte auf, und heiße Tränen brannten in meinen Augen.

"Eric! Hör auf!", rief eine der Mädchen, und Eric zuckte zusammen.

"Du hast meinen Namen gesagt, dumme Schlampe!"

"Lass sie gehen! Wenn sie Harry davon erzählt, sind wir alle dran."

Die anderen stimmten ihr plötzlich zu, und Eric starrte mich mit hasserfülltem Blick an. "Wenn du das hier nicht nochmal erleben willst, solltest du deinem tollen Freundchen nichts davon erzählen, klar?"

Ich biss mir fest auf die Lippe, als er nochmal zudrückte. Dann ließ er los, und sie liefen weg.

So schnell wie noch nie in meinem Leben rannte ich aus der Schule, ließ sie hinter mir, während eine Träne meine Wange herunterrollte.

****

Vor dem Spiegel rollte ich meinen linken Ärmel hoch und stieß laut Luft aus. Ein riesiger Bluterguss prangte auf meinem Oberarm. Vorsichtig berührte ich die Wunde mit meiner Fingerspitze, bereute es aber sofort. Sogar diese kleine Berührung spürte ich mehr als deutlich.

Als es an der Haustür klopfte, zog ich den Ärmel schnell wieder runter und hastete die Treppen runter.

"Hey." El sah mich mit großen Augen an. "Wie gehts dir?"

"Es ist alles gut, wirklich. Ich hab zwar keine Ahnung was ich jetzt tun soll, und ich muss auch noch ein paar andere Dinge regeln, aber ansonsten ist alles super." Möglichst locker fuchtelte ich mit meinen Händen in der Luft herum.

"Du siehst albern aus, Mi," benutzte sie meinen Spitznamen und grinste. "Und jetzt entführe ich dich."

"Wohin?"

"Weißt du etwa nicht, was heute ist?" Erstaunt hob sie die Augenbrauen und ich schielte auf den Kalender an der Wand.

19. August.

"Ah, ich hab's! Heute ist Coco Chanels Geburtstag!"

Eleanors Blick wurde immer irritierter, bis sie mich ansah als sollte man mich einweisen.

"Woher weißt du sowas?", fragte sie kopfschüttelnd. "Jedenfalls ist heute das Football-Halbfinale, ein wirklich wichtiges Spiel, über das gerade jeder redet. Wir haben zwar die letzten Jahre immer gewonnen, aber es ist trotzdem Kult. Die ganze Schule wird da sein, und du auch."

"Ich weiß nicht, El." Harry war Kapitän der Footballmannschaft.

"Keine Widerrede. Harry ist auf dem Spielfeld und ihr werdet euch nicht in die Quere kommen, also keine Widerrede. Und jetzt hopp, hopp, in zehn Minuten gehts los."

****

El hatte nicht übertrieben. Wirklich die ganze Schule war da, sogar die Schüler, die Computerspiele sozialen Kontakten vorzogen, waren erschienen. Allerdings mieden sie Sonnenplätze (die Sonne schien zwar, aber von einer hohen Temperatur war nicht zu reden).

Schon schnell stellte sich heraus, dass Harry ein sensationeller Spieler war. Neunzig Prozent der Punkte waren sein Verdienst, und an den anderen zehn war er ebenfalls beteiligt. Jeder setzte auf ihn, und nannte ihn "den Grund zum Sieg."

Die Stimmung auf der Tribüne war so gut, dass auch ich mein Trübsal vergaß und laut mitjubelte.

"Touchdown!"

El und ich sprangen auf und klatschten uns ab, während wir übers ganze Gesicht lachten, sowie jeder andere im Stadium.

"Weitere sechs Punkte, die wir unserem Teamkapitän Harry Styles mit der Rückennummer eins zu verdanken haben," kündigte der Stadionsprecher an, und die Cheerleader riefen Harrys Namen.

Dieser allerdings lief wieder auf seine Position, als wäre nichts geschehen. Das erste Mal seit zwanzig Minuten ließ er seinen Blick über die Zuschauer schweifen. Ich rechnete nicht wirklich damit, dass er mich sah, doch seine Augen blieben bei mir stehen. Kurz glimmte ein kleiner Funkeln in seinen Augen auf, den er damit versteckte, dass er seinen Helm wieder aufsetzte.

Vorsichtig lächelte ich ihn an, und irgendwas sagte mir, dass er es erwiderte.

Unmistakable || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt