"Ich bin so schrecklich müde," murmelte Liv. Innerhalb der letzten Stunde blieb sie still und wenn sie etwas sagte, dann war es eine Beschwerde über ihren mangelnden Schlaf in der Nacht zuvor.
"Hör auf zu quengeln, und geh früher ins Bett." Amy verdrehte die Augen in ihre Richtung. In den letzten drei Monaten, die ich jetzt schon in London lebte, war mir immer öfter ihre schwierige Beziehung aufgefallen. Wie sich jemand sooft in die Haare kriegen, und trotzdem so gut befreundet sein konnte, war für mich ein offenes Rätsel.
"Das klingt einfacher als es ist," schnappte Liv zurück. "Du hast ja keinen festen Freund, der dir die ganze Nacht raubt."
Einen Moment voller offener Münder an unseren Tisch berichtigte sie ihre mehrdeutige Erklärung. "Wir haben nur geredet! Kein Grund mich so anzusehen, mein Geld für die Telefonrechnung ist das einzige, was er mir geraubt hat."
"Dann sag ihm doch einfach, dass du deinen Schönheitsschlaf brauchst, leg auf und alle sind glücklich. Tipp für's nächste Mal."
"Wenn man keine Ahnung von Beziehungen hat, Amy, sollte man leise sein."
"Sagt die, die..."
"Mädels!" El sprang dazwischen, bevor die beiden sich die Haare ausraufen konnten.
"Auf die Gefahr hin, das ich den giftigen Blicken von Amy und Liv ausgesetzt bin, darf ich mich zu euch setzen?" Eine bekannte Stimme ließ mich herumfahren und ich lächelte.
"Klar."
Nachdem ich ein Stückchen zur Seite gerückt war, ließ er sich neben mir nieder und legte nebenbei eine Hand auf mein Bein. Ich fühlte mich nicht besonders wohl dabei, blieb aber still.
"Vor Wochen hast du mir mal eine Führung durch London versprochen. Wann kann ich die einlösen?"
"Du lebst doch schon länger hier, solltest du dich nicht langsam auskennen?", hakte Amy nach, während sie mir bedeutungsvolle Blicke zuwarf.
"Ich bin aber noch nicht dazu gekommen, mir alles anzusehen. Und irgendwas ist immer zwischen unsere Treffen gekommen," Jeremy schoß einen kleinen, aber bewusst hasserfüllten Blick in die Richtung von dem, dessen Namen ich seit Wochen verdrängte. "Was hälst du also von einem kleinen Spaziergang durch unsere wunderschöne Stadt?"
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"Bah," Eleanor schlug ihre Spindtür zu. "Dieser Typ ist so schleimig, das man sich übergeben will. Und du willst einen ganzen Nachmittag mit ihm verbringen? Bah." Ein kleines Schütteln lief durch ihren Körper. Für ihre Schauspielerei erntete sie einen Schubs von mir.
"Ehrlicherweise will ich nicht so sehr, aber was soll ich tun, wenn er mich fragt?"
"'Nein' sagen."
"Du sagst mir doch immer, dass ich mal Zeit mit Typen verbringen sollte," protestierte ich und aus irgendeinem Grund wohlte ich Jeremy verteidigen.
"Ich sage immer, dass du Ablenkung von H-"
"Psscht."
"Oh ja, sorry, verbotener Name." Sie drehte ihre Augen zur Decke, und wir liefen in den Biologieraum. In der letzten Reihe befand sich auch Harry, den ich weitgehenst ignorierte.
Seit ich von der Wette erfahren hatte, waren Wochen vergangen. Am Anfang bombardierte ich meinen Kopf mit Fragen, die mich in den Wahnsinn trieben.
Hatte dieser Eric mich gefragt ob ich noch Jungfrau war, weil er an der Wette beteiligt war? Hatte deswegen jeder Harry und mich so angestarrt, als wir zusammen erschienen waren? Wusste letztenendes jeder von der Wette, nur ich nicht?
Irgendwann kam ich an dem Punkt, an dem ich wusste, dass es sinnlos war. Was geschehen war, war geschehen. An der Vergangenheit konnte man nichts mehr verändern, nur aus der Zukunft konnte man das machen, was man sich wünschte.
Aber ich würde Harry nicht die Genugtuung bieten mich verzweifelt zu sehen. Denn wenn er schon nicht die Wette gewonnen hatte, dann wollte er bestimmt wenigstens dieses Stückchen Stolz.

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Unmistakable || h.s
FanfictionDie eher unscheinbare Mila zieht mit ihrer Familie nach London. Ihr Leben scheint perfekt zu sein, bis sie auf den Bad Boy der Schule trifft. Harry Styles. Party, Alkohol, Tattoos. Mila fühlt sich von ihm angezogen, ist aber auch veränstigt. Ihrer L...