Kapitel 27

19.1K 906 205
                                        

"Wollt ihr dahinten auch was drinken?", rief Anne von der Terasse.

"Du?" Harry sah mich lächelnd an, und ich erwiderte es. Nachdem wir die Küche verlassen hatten, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu grinsen.

"Nein, danke."

"Wir wollen nichts," rief Harry also als bloße Antwort wieder zurück.

"Trotzdem lieben Dank," hängte ich noch dran, und man hörte das Lachen unserer Familien.

Wir hatten uns von den anderen entfernt und waren in das Feld gelaufen, welches an dem Garten von Harrys Eltern grenzte. Und da der Himmel heute wolkenlos war, konnten wir nicht darauf verzichten uns in das hohe Gras zu legen.

"Siehst du dort drüben?" Harry zeigte mit seinem Finger in den Himmel. "Da ist der Große Wagen."

"Du kennst Sternbilder?"

"Nur den einen," gab er grinsend zu. "Aber das kommt bei Mädchen immer besonders gut an."

Spielerisch rammte ich ihm meinen Ellbogen in die Rippen, doch er ergriff es als die Chance, mich näher an ihn ranzuziehen.

"Versuch' es nicht mal," flüsterte er in mein Ohr, als wir so eng nebeneinander lagen, dass nichts mehr zwischen uns gepasst hätte. "Ich bin immer stärker."

"Ach?" Ich hob eine Augenbraue hoch. Harry wappnete sich für einen Angriff, aber ich legte meine Finger in seine Seite. "Das wollen wir doch mal sehen."

Ich kitzelte ihn an seinem Bauch, und schon nach wenigen Sekunden glich er einem zappelnden Fisch.

"Stop," keuchte er atemlos. "Stop. Hab Erbarmen, Stop."

Ich lachte und tat ihm den Gefallen. Ich ließ mich wieder ins weiche Gras fallen. Harry legte seine Hand auf meine, und wir schwiegen friedlich.

Doch diese Stille wurde bald gebrochen.

"Harold?" Die piepsige Stimme gehörte zweifelsfrei zu meiner Schwester. "Mila?"

"Harold?", kicherte ich und Harry stöhnte auf.

"Ich hasse diesen Namen."

"Ach komm, das ist doch niedlich."

Als Antwort bekam ich nur ein Brummen. Wenige Momente später erschien eine kleine Figur in meinem Blickfeld. "Das sieht gemütlich aus."

"Dann komm." Harry klopfte auf seinen Schoß. "Ich will leider nicht von deiner Schwester wegrutschen, aber für dich finden wir auch einen Platz."

Ruby legte sich lachend auf Harrys Bauch.

"Kannst du mal lächeln?", bat sie ihn.

Harrys Ausführung sah etwas bemüht aus, und das Lächeln wirkte gefälscht, aber für Ruby hatte es den Zweck erfüllt.

"Du hast hier Löcher." Sie pikste ihn in seine Wange, und diesmal war sein Grinsen echt.

"Das sind Grübchen," half ich ihr aus. Ich drehte mich auf die Seite, um besser beobachten zu können, wie meine kleine Schwester dem Jungen, den ich mochte, in die Wangen pikste.

Der Anblick war wirklich zu süß, und ich erwischte mich dabei, wie ich die beiden verträumt anstarrte.

"Was macht ihr hier?", lachte plötzlich eine Jungenstimme hinter uns und ich zuckte zusammen.

"Niall," zischte Harry. "Ist hier gerade Tag der offenen Tür?"

Dieser musste sich ziemlich zusammenreißen, um nicht zu lachen. Der härteste Typ der Schule hatte ein kleines Mädchen auf dem Schoß. Ich verstand, wie es aussehen musste.

Unmistakable || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt