Kapitel 16

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"Oh Mist!", fluchte ich und schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Ich hab meine Tasche in Harrys Auto liegen lassen."

"Wenn du willst kann ich versuchen ihn zu erreichen... Aber du musst wissen, dass er meine Anrufe nie annimmt, aber mit SMS kann ich es ja mal probieren," schlug Gemma hilfsbereit vor. Wir hatten uns noch in ein Café gesetzt, und ich schlürfte niedergeschlagen an meinem Kakao, den ich mit extra Sahne bestellt hatte.

"Dankeschön. Aber ich werde ihn selber anrufen, und mich entschuldigen. Ich hasse Streit."

"Du bist in diesem Aspekt das genaue Gegenteil von mir," lachte sie. Erfreut stellte ich fest, dass sie die gleichen Grübchen wie Harry hatte. "Ich würde meinen Freund extra lange zittern lassen, bis er angekrochen kommt. Ich bin eine kleine Drama-Queen."

Ich verschluckte mich so sehr am Getränk, dass Gemma mir auf den Rücken klopfen musste, damit mein Husten stoppte. "Harry ist nicht... Also mein... ähhm.. Freund. Harry und ich sind nicht zusammen."

"Nicht?", erstaunt hob sie eine Augenbraue hoch. "Ich dachte nur, weil Harry... Naja, ist egal."

Eigentlich hätte ich schon gerne gewusst, was Harry gesagt oder getan hatte, aber ich ließ es bleiben. Im Endeffekt half es jetzt auch nichts mehr. Aus unserem Treffen hatte sich entwickelt, dass er mich stehen ließ und ich deprimiert mit seiner Schwester über ihn sprach.

"So..", brach ich die nachdenkliche Stille. "Studierst du?"

"An der Universität in Sheffield, ja. In ein paar Monaten bin ich fertig." Ein stolzes Leuchten glimmte in ihren Augen auf. "Du gehst zur High-School, stimmt's?"

"Das ist mein letztes Jahr. Danach werde ich auch irgendwo studieren, ich habe nur keine Ahnung wo..." Plötzlich schoss mir eine komische Frage in den Kopf: "Wie alt ist Harry eigentlich?"

"Warum wundert es mich nicht, dass ihr nicht über die wichtigsten Dinge redet?", kicherte Gemma. "Naja, ihr seit halt kein normales Paar... Sorry, ich meinte..." Sie schien fieberhaft nach einem Wort zu suchen. "Er ist 19."

Mir fiel im besten Willen auch kein Wort ein, was auf Harry und mich passte.

Freunde? Nein, mehr als das.

Pärchen? Auch nicht.

Irgendwas dazwischen... Vielleicht Freunde mit Vorzügen oder so?

"Warum ist Harry denn mit 19 noch in der High-School? Das ist doch ein bisschen zu alt, oder vertue ich mich?"

"Er hatte erst vor wenigen Jahren so eine starke Rebellions-Phase, in der er unter anderem ständig Schule geschwänzt hat. Irgendwann ist es Mum zuviel geworden, und sie hat Harry die Schule wechseln und die Klasse wiederholen lassen.. Durch ihre Krankheit bekommt sie in letzter Zeit nicht mehr soviel von Harrys Aktionen mit. Wahrscheinlich schwänzt er immer noch ständig." Sie verdrehte die Augen. "Er hält sich einfach für den stärksten Jungen der Welt. Aber irgendwann wird alles auf ihm einbrechen."

****

Als Gemma mich vor meinem Haus absetzte, und ich Harry anrufen wollte, war mein Tag noch mehr gelaufen. Mein Handy hatte ich in die Tasche getan.

Fieberhaft versuchte ich mich an seine Adresse zu erinnern, doch alles was mir einfiel war die Fassade seiner Wohnung.

"Mila?" Mum erschien vor mir. "Hey Süße! Warst du nicht mit Freunden verabredet?"

"Eine ist krank geworden, und dann haben wir es einfach verschoben," flunkerte ich.

"Das ist schade," Mum lächelte mich liebevoll an. "Du kannst uns deine Freunde ja mal vorstellen, oder? Vielleicht kennst du ja auch schon einen netten Jungen?"

Unmistakable || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt