Dealing

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Damon's P.O.V

Endlich hatten Ashley und ich uns ausgesprochen. Zum ersten Mal als ich am Morgen aufwachte hatte ich das Gefühl, als würde nicht der ganze Tag vor die Hunde gehen. Was schon damit begann das die Schlafzimmertüre geöffnet wurde und zwei Schreihälse auf uns stürzten. Ashley, die eigentlich noch im Land der Träume war, wachte sofort von dem Lärm auf und stöhnte unter Schmerzen auf, als Damian sich auf sie warf. Das Emilia sich mit voller Kraft auf mich warf, spürte ich kaum und grinste sie an, als ich sie an mich zog und auskitzelte.
"Warum seit ihr Beide denn schon wach?", wollte Ashley von ihnen wissen und hielt meine Hände fest damit ich Emilia nicht mehr kitzelte und sie nicht mehr das ganze Haus zusammen schrie. 
"Caroline und Nik schlafen bestimmt noch", meinte sie und sah dann wieder zu den Kindern. "Also?"
"Wir sind schon lange wach. Wir haben gespielt und dann wollten wir euch wecken", erklärte Damian uns schnell und krabbelte dann zwischen uns und neben seine Schwester. 
Das war das Schicksal das wir teilten, seit wir Eltern waren. An Ausschlafen war nicht mehr zu denken, daran hatten wir uns inzwischen gewöhnt. Seufzend setzte ich mich auf und sah zu Ashley.
"Willst du noch liegen bleiben?", fragte ich sie und fuhr mir verschlafen durch die Haare.
Wir hatten nicht viel Schlaf bekommen in der letzten Nacht und das machte sich jetzt bemerkbar.
"Nein", erwiderte sie schnell und schlug die Bettdecke weg. "Stehen wir auf und gehen unseren Pflichten als Eltern nach."
"Toll, denn meine sind schon wach", gab ich genervt zurück und packte Emilia auf meine Schultern.
Ich mit Emilia auf den Schultern und Ashley mit Damian an der Hand, gingen wir nach Unten in die Küche, wo Giuseppe und Sarah bereits am Tisch saßen, die Morgenzeitung lasen und Kaffee tranken. Fast wie ganz normale Menschen und nicht wie Menschen, die gestorben und durch seltsame Rituale wieder zum Leben erweckt worden waren. 
"Guten Morgen", begrüßte ich die Beiden grummelnd und ließ Emilia runter. "Worauf habt ihr hunger?!"
"Pancakes!", riefen die Beiden im Chor und rutschten auf ihre Stühle.
Wirklich verrückt wie normal die Beiden wirken konnten. Im einen Moment waren sie noch seltsame Kinder, die in irgendeiner merkwürdigen Verbindung mit einer Legende standen, und im nächsten Moment wollten sie einfach nur ihre Pencakes. Schnell schüttelte ich diese Gedanken ab und rührte den Teig für die Pencakes an. Dann tat ich alles in die Pfanne und stapelte die fertigen auf einem Teller, den ich dann den Beiden vor die Nase stellte. 
"Wollt ihr nichts?", fragte Emilia und schob sich ein Stück, das nur so vor Ahornsirup triefte, in den Mund.
"Nein danke. Das kann unmöglich gesund sein", lehnte ich ab und stützte mich an der Anrichte ab. 
"Es ist unmöglich was die Leute ihren Kinder in dieser Zeit zu Essen geben", warf Giuseppe ein und blickte missbilligend von seiner Zeitung auf.
Abwertend verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah zu ihm. Meinem Bruder zuliebe versuchte ich wirklich mit meinen Eltern auszukommen, aber immer wenn ich meinem Vater in die Augen sah, überkam mich eine unsagbare Wut. Wut wegen allem, was er Stefan und mir über die Jahre hinweg angetan hatte. Anstatt ihm zu antworten, zog ich Ashley an mich und legte mein Kinn auf ihrem Kopf ab. Ich war wirklich froh, dass wir uns wieder vertragen hatten.
"Daddy D", zog Emilia meine Aufmerksamkeit auf mich und sah mich fast schon flehend an. "Fährst du mit mir zum Tanz Unterricht?"
Ich hatte geahnt, dass sie mich noch einmal bitten würde, sie zu begleiten. Und ich hatte es ihr versprochen. Mehr Zeit mit meiner Tochter zu verbringen lag mir am Herzen und würde mich nicht umbringen.
"Darf ich euch begleiten?", fragte meine Mutter und bevor ich ablehnen konnte, hatte Emilia sie schon lachend eingeladen.

Ashley's P.O.V

Ich konnte spüren, wie es Damon gegen den Strich ging, dass seine Mutter dabei war, wenn er die gemeinsame Zeit mit seiner Tochter genoss. Aber ihm blieb nichts anderes übrig, denn Emilia hatte ihre Großmutter schon lachend eingeladen, bevor Damon hatte Einspruch erheben können. Und ich musste mir das Lachen verkneifen. Das Damon sich um eine Aussprache mit seiner Mutter drückte, war mir und jedem anderen Bewohner dieses Haus klar. Er sprach sie nur mit ihrem Vornamen an, meidete jeden Kontakt mit ihr und redete nicht mit ihr, wenn er nicht direkt dazu gezwungen wurde.
"Geht euch anziehen, wenn ihr fertig seid", sagte ich zu den Kindern und räumte das benutzte Geschirr ab, wobei Sarah mir half.
Dankbar lächelte ich sie an und räumte alles was sie mir gab in die Spülmaschine, die ich dann anstellte. Damon hatte sich auch schon angezogen und kam wieder runter, zusammen mit Kol.
"Kommst du alleine mit Damian klar?", fragte Damon mich grinsend und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. "Er ist heute ziemlich lebhaft."
In diesem Punkt musste ich meinem Mann leider recht geben. Damian hatte schon genug Temprament wenn er nicht die Energie an den Tag legte, die er hatte, wenn er ausgeruht war. Garantiert würde er heute keine Minute ruhig sein. Aber genau dafür liebte ich meinen Sohn. 
"Es ist ziemlich warm, also kann ich ihn und Aiden in den See lassen", erklärte ich meine Tagesplanung.
Schon jetzt konnte ich mir gut vorstellen, wie Stefan und Klaus mit den Beiden rumturnen würden.
"Dann kann ich einkaufen fahren und alles für das Abendessen besorgen", fuhr ich fort und quieckte überrascht auf, als Damon mich am Handgelenk zu sich zog.
"Einkaufen gehen? Abendessen machen? Was passiert mit uns? Werden wir spießig?", startete er einen Marathon an Fragen und ignorierte seine Eltern dabei wieder einmal vollkommen. 
"Wir sind doch nicht spießig", gab ich zurück. "Wir werden nicht älter, also können wir nicht spießig werden. Bestenfalls werden wir... keine Ahnung... wie meine Eltern."
Für mich gäbe es nichts schlimmeres, als wenn wir so werden würden, aber die Vorstellung alleine amüsierte mich ungemein. Sicher dachte Damon genauso wie ich. Als Emilia runterkam und an Damon hochsprang wie ein Hund, löste er sich von mir und nahm sie auf den Arm.
"Alles klar? Hast du alles?", fragte er sie und strich durch ihre Haare.
Wenn ich Damon so mit den Kindern sah, bekam ich trotz der Streitigkeiten das Gefühl, mich jeden Tag mehr in ihn zu verlieben. Und ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass das möglich wäre. Emilia nickte und schlang ihre kleinen dünnen Arme um seinen Hals.
"Dann können wir ja los", meinte Damon, zog die Augenbrauen hoch, drehte sich zu seiner Mutter und bedeutete ihr mit einem Blick, dass sie jetzt fahren würden.
Er rückte Emilia auf seinem Arm zurecht, nahm ihre Tasche in seine freie Hand und küsste mich zum Abschied kurz. 
"Ruf mich an, wenn etwas ist", bat er mich und ich nickte ihm zu und strich über Emilias Rücken, bevor sie aus dem Haus verschwanden.
Ich blieb alleine mit Giuseppe in der Küche zurück und weil es mir noch immer unangenehm war, mit diesem Mann allein zu sein, suchte ich verzweifelt einen Ausweg. Da ich mich noch anziehen musste, weil ich hier noch immer nur in meinem Schlafanzug stand, hatte ich diesen auch schnell gefunden. In frischen Anziehsachen und geduscht ging ich wieder nach Unten.
"Mom!", hörte ich Damian aus dem Salon rufen und ging direkt zu ihm.
Giuseppe saß auf dem Sofa und hatte wieder die Zeitung in der Hand und Damian stand in der Terassentür.
"Was ist denn?", wollte ich wissen.
"Dürfen Aiden und ich jetzt in den See?", fragte er mich.
"Nur wenn Klaus oder Stefan euch begleiten", erwiderte ich und kniff die Augen zusammen, als er störrisch die Arme vor der Brust verschränkte.
"Aber Onkel Stefan und Nik schlafen noch", widersprach er.
"Ich kann mit ihnen gehen", warf Giuseppe ein und sah erst zu mir und dann zu Damian.
Der Gesichtsausdruck meines Sohnes und mir war ungefähr derselbe. Wir konnten es kaum glauben. Giuseppe hatte sich nie darum bemüht mit jemandem von uns zu reden. Und schon gar nicht hatte er den Kontakt zu seinen Enkeln gesucht.
"Giuseppe... ich bin mir nicht sicher ob die Idee... also ich..."
"Ich kann dich verstehen", unterbrach er mich und zum ersten Mal seit ich ihn kannte lächelte er. "Damon wird sicher nicht sehr froh darüber sein, wenn er hört, dass ich was mit seinem Sohn und seinem Neffen gemacht habe. Aber ich möchte meine Enkel besser kennenlernen."
Mir blieb ohnehin nichts anderes übrig und ich war wirklich froh, dass Giuseppe mehr Zeit mit seinen Enkeln verbringen wollte. Also stimmte ich zu und hockte mich vor Damian.
"Du hörst auf Giuseppe", wies ich ihn an, bevor er grinsend zu Aiden rannte und mit ihm einen komischen Handschlag machte.
Jetzt konnte ich wenigstens inruhe mit Elena einkaufen fahren, die auch schon aufgestanden war.

Damon's P.O.V

Wir saßen im Ballett Unterricht von Emilia und das Schweigen, welches über meiner Mutter und mir lag, war fast schon peinlich. Die anderen Eltern saßen auch mit uns auf der Bank und ich fühlte mich wirklich unwohl, zwischen den ganzen Müttern. Deshalb lag mein Blick auch ganz alleine auf meiner Tochter, die vollkommen in ihren Dehnübungen versunken war und sich zwischendurch von ihrer Lehrerin helfen ließ, die Haltung zu verbessern. Ich spürte den Blick meiner Mutter auf mir und drehte ihr Genervt mein Gesicht zu.
"Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich sarkastisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
Als ich noch ein Kind war, hätte ich nie so mit ihr gesprochen und wenn ich ehrlich war, dann wusste ich nicht, was ich mit meinen Kindern anstellen würde, sollten sie jemals so mit Ashley reden.
"Nein, nur... von wem hat sie die Leidenschaft für das Ballett?", fragte sie mich und ich versuchte die Überraschung zu unterdrücken, bevor sie sich in meinem Gesicht breit machte. "Mag Ashley das auch?"
"Keine Ahnung, frag sie selbst", antwortete ich barsch und drehte mein Gesicht wieder nach vorne. 
Von Anfang an hatte ich keine Lust sie mitzunehmen und ich konnte mich einfach nicht beherrschen mich zu benehmen. Ich hatte keine Ahnung, woher die Wut auf meine Eltern kam. Meine Mutter hatte ich immer geliebt, sie war, selbst als ich sie für Tod hielt, ein wichtiger Bestandteil meines Lebens gewesen. Und jetzt, wo sie neben mir saß, brachte ich es einfach nicht fertig, Gefühle für sie zuzulassen. Vielleicht lag das daran, dass ein Teil von mir ihr die Schuld dafür gab, was Stefan und mir alles passiert war. Vielleicht gab ein Teil von mir ihr die Schuld dafür, was aus meinem Vater geworden war. Wie konnte das nur alles passieren? Ich wusste es nicht, kannte die Antwort nicht, und würde sie auch nie kennen. Mein Blick wanderte wieder zu meiner Tochter und erneut breitete sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus. Sie war ihrer Mutter so ähnlich. Nur mit dem Unterschied, dass Ashley Cheerleader gewesen war. Irgendwie hatte ich Ballett immer für etwas gehalten, das nur Snops machten. Aber Emilia bewies mir, dass man wirklich spaß dabei haben konnte. Und das es ihr spaß machte, war doch das wichtigste.
Für meine Kinder wünschte ich mir einfach nur das Beste. Etwas besseres. Das hatten sie verdient.
"Warum hasst du mich?", hörte ich auf einmal meine Mutter fragen und drehte mich sofort wieder zu ihr.
Mein ganzer Körper war angespannt und ich konnte nicht verstehen, wie sie ausgerechnet jetzt darauf zu sprechen kam. In einem Saal voller neugieriger Mütter und kleiner Kinder.
"Das ist wohl kaum der richtige Ort für ein solches Gespräch", herrschte ich sie an und biss die Zähne zusammen.
Wie war ich nur auf die Idee gekommen, meinen Eltern zu erlauben, bei uns zu leben? Ach ja, Stefan. Nur wegen meinem kleinen Bruder nahm ich das auf mich. Dafür würde Stefan sich in ein paar Hundert Jahren etwas gutes einfallen lassen müssen.
"Kannst du nicht einfach normal mit mir reden und aufhören, mich bei meinem Vornamen anzusprechen?", bat sie mich und ein kleines Knurren kam tief aus meiner Brust.
"Wenn du denkst, ich würde dich 'Mom' nennen, dann liegst du falsch. Mrs. Salvatore."

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