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Ashleys P.O.V

Erleichtert zog ich meinen Ring wieder an, auch wenn dafür diesmal die andere Hand herhalten musste und nahm eine Schmerztablette von Damon entgegen.
Während wir Frauen uns über die Schule der Kinder unterhielten, und darüber, wie es nach den Sommerferien weitergehen sollte, diskutierten die Männer über die Football Play-Off's.
>>Dad!<<, hörten wir Damian von draußen schreien und gingen sofort zu ihm.
Als wir ihn sahen, bekamen wir alle einen Lachanfall. Klaus war vollkommen durchnässt und tropfte aus den Haaren und der Kleidung.
>>Warst du das?<<, wollte ich von ihm wissen und sah Klaus an.
>>Er wollte mich zuerst in den See schubsen<<, rechtfertigte Damian sich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ehe jemand von uns etwas sagen konnte, hatte Klaus sich Damian geschnappt und ihn in den See geworfen.
Damon, der bis jetzt still neben mir gestanden hatte, war im Begriff Klaus an den Hals zu springen und ihn einmal durch den Garten zu schleudern, aber ich hielt ihn am Arm fest.
>>Das ist nur Spaß<<, beschwichtigte ich ihn. >>Die beiden albern immer so miteinander rum.<<
Viel mehr als ein Nicken bekam ich von ihm nicht. Heute war Damon wieder seltsam ruhig und ich wusste, dass es an der Situation lag. Sein Vater, seine Mutter und sein Bruder auf einem Haufen und alle taten so, als wäre es etwas vollkommen normales. Stefan blieb ruhig und zwang sich hin- und wieder ein lächeln ab, während Elena und ich dieselben Gedanken zu haben schienen. Während Stefan sich damit abzufinden schien, dass er wieder Eltern hatte, auch wenn er sie nicht direkt als solche betrachtete, ignorierte Damon schlichtweg was hier vor sich ging. Er redete nicht mit seiner Mutter und auch nicht mit seinem Vater, obwohl ich mir sicher war, genug zu sagen gab es sicherlich.
Damian schwamm bis zum Ufer und funkelte Klaus gespielt wütend an. Als er auf ihn zukam, schob dieser Caroline vor sich und versteckte sich hinter ihr. Caroline rollte genervt mit den Augen und zog Klaus wieder neben sich.
>>Bist du jetzt auch wieder ein Kind?<<, wollte sie anklagend von ihm wissen und schnaubte.
>>Ich bitte dich, Liebes, wir verhalten uns hier doch alle wie Kinder. Die Salvatore Brüder Senior allen voran.<<
Damon entzog seinen Arm meiner Hand und sah einmal in die Runde.
>>Ich fahr in die Bibliothek und ruf unterwegs Bonnie an<<, erklärte er, drückte mir einen halbherzigen Kuss auf die Lippen und verschwand.
An Tagen wie heute einer war, wurde ich einfach nicht schlau aus dem Vampir. Im vergleich zu ihm schienen Klaus und Stefan einfach zu handhaben. Mit Klaus konnte man reden, er machte keinen Hehl aus seinen Beweggründen und Stefan hörte zu und redete mit, auch wenn er nicht alles akzeptierte. Aber Damon... er blieb oft still, fraß seine Gedanken in sich auf und redete mit mir einfach nicht über das, was ihn beschäftigte.
>>Nimms nicht so schwer<<, beruhigte Klaus mich, schlang seine Arme von hinten um mich und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.
Dankbar lehnte ich mich an seine Brust und schloss die Augen. In letzter Zeit, besonders in den vergangenen Tagen, bereitete er mir immer mehr kummer. Ich wusste, die Sorge um seinen Sohn und das wir nach Monate langer Suche noch nicht weiter waren, war ein Grund, warum Damon sich so benahm.
>>Was soll ich nur mit ihm machen, Nik?<<, murmelte ich.
>>Das kann ich dir nicht sagen, wirklich, ich weiss es nicht. Aber was ich weiss ist, dass er dich liebt und seine Kinder auch. Das er nach einer Lösung sucht ist vollkommen normal<<, erwiderte Klaus nachdenklich.

Damons P.O.V

Auf dem Weg zur Bibliothek rief ich Bonnie an, nur um zu erfahren, dass sie bereits da war. Wir vereinbarten uns dort zu treffen. Ich musste einfach aus diesem Haus raus. Langsam wurde mir das einfach zu viel. Man hatte keine ruhige Minute mehr, überall, in jedem Raum, befand sich jemand, der genauso sehr nach Ruhe suchte, wie ich selbst. In diesem Haus lebten soviele Menschen und jeden Tag wurden es mehr. Jetzt auch noch Kol und meine Eltern. Konnte ich meinen Kindern in einem Haus voller übernatürlicher Wesen sowas wie eine normale Kindheit überhaupt garantieren? Wahrscheinlich nicht. Aber was dachte ich überhaupt dabei? Selbst wenn ich alle übernatürlichen Wesen aus diesem Haus rausschmiss, blieb da immer noch ich. Der Vater der Kinder und ein Vampir. 
Ich schritt durch die riesige Bibliothek und hielt ausschau nach Bonnie. So merkwürdig das auch klingen mag- soviele Differenzen ich auch mit der kleinen Hexe gehabt hatte- jetzt brauchte ich sie. 
Sie zu entdecken war schwer. In der hintersten Ecke der Bibliothek hockte sie, ungestört und verdeckt, hinter einem riesigen Stapel Bücher und bemerkte mich erst, als ich mich ihr gegenüber auf einen Stuhl setzte.
>>Was haben wir?<<, kam ich direkt zum Punkt.
Sie blickte von einem Buch auf und drehte den Stift in ihren Händen.
>>Ich hab ein paar Legenden gefunden, aber sie passen zu nichts was Damian macht<<, berichtete sie und schlug das Buch zu.
Besorgt musterte ich sie. Bonnie wirkte furchtbar Müde, dunkele Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab und sie war blass. Der Zauber um meinen Vater zurück zu den Lebenden zu holen, hatte sie eine Menge Kraft gekostet und sie suchte immer noch angstrengt nach der Antwort auf Damians Verhalten. Ihr Neffe war auch ihr wichtig.
>>Die würde ich auch nicht finden<<, beschwichtigte ich sie. >>Ich bin jeden Tag mit ihm zusammen und jeden Tag kann er etwas neues. Vor kurzem wollte er mir etwas zeigen, aber ich hab ihn nicht wieder darauf angesprochen und einfach weggeschickt.<<
Bonnie nickte und ein sanfter Ausdruck schlich sich auf ihr sonst so hartes Gesicht. Über den Tisch hinweg legte sie eine Hand auf meinen Unterarm.
>>Morgen Vormittag habe ich einen Termin mit einem Professor an der Duke University<<, informierte sie mich. >>Er hat sich auf solche Sachen spezialisiert und als ich ihm von Damian erzählt habe, wollte er ihn unbedingt kennenlernen. Ich weiss, dass ist nicht unbedingt in deinem Interesse, deinen Sohn vorzuführen, aber du musst es tun. Ich bin am Ende mit meinem Latein, er könnte unsere Chance sein.<<
>>Also fahren wir Morgen nach Durham<<, schlussfolgerte ich. >>Wäre vielleicht nett wenn wir dem Mann etwas mitbringen könnten.<<
Bonnie schob mir die Hälfte ihres Buchstapels rüber, gab mir einen Stift und einen Block und zeigte mir wo der Kopierer stand. Scheinbar war sie häufiger hier. Ich nahm mir jedes Buch einzelnd vor. Durchkämmte jede Seite, sog jedes Wort in mich auf und übersetzte jeden verdammten Satz, der nicht in meiner Sprache geschrieben worden war. Ich kopierte die wichtigsten Seiten und legte sie zusammen.
>>So werden wir niemals fertig<<, brummte Bonnie.
>>Es ist schon fast Mitternacht<<, stimmte ich zu.
Nachdem die Bibliothekarin uns rausschmeißen wollte, weil sie vorhatte zu schließen, hatte ich sie einfach manipuliert und die Öffnungszeiten etwas verlängert.
>>Ich schlage vor,du holst mich Morgen früh bei mir Zuhause ab und wir fahren dann<<, meinte sie, als wir auf den Parkplatz traten.
>>Okay, so machen wir es<<, erwiderte ich und stieg in meinen Wagen.
Mit einem flauen Gefühl im Magen trat ich den Heimweg an. Ashley würde ich einiges erklären müssen. Obwohl ich mir sicher war sie zu lieben, überfielen mich immer wieder Zweifel an unserer Ehe. Natürlich würde ich für sie sterben und alles für sie aufgeben, aber unser Leben ist nicht mehr das, was es einmal war. Ich konnte nicht sagen ob es vielleicht daran lag, dass sie erst 19 war, als wir geheiratet hatten, oder ich einfach noch nicht bereit für sowas gewesen war, aber ich wusste das etwas nicht stimmte. Durch ihre Hand hatte ich wieder erlebt, wie schnell ich sie verletzen konnte. Einmal zu fest zugedrückt und ich hätte ihre Knochen zerbröselt. Natürlich konnte ich mich jetzt nicht mehr einfach von ihr abwenden, wir hatten Kinder zusammen. Und außerdem erinnerte ich mich an Amys Worte. Eine Trennung würde uns beide zerstören.
Als ich den Wagen in der Garage parkte und nach Oben ging, war es bereits dunkel im Haus. Ich schlenderte zunächst in den Salon, nahm mir eine Flasche Bourbon und ein Glas und machte mich damit auf den Weg nach draußen. Ich wollte ein wenig frische Luft schnappen.
Früher hatte ich immer vor dem Kamin gesessen und darüber nachgedacht, wie verrückt mein Leben ablief, aber jetzt hatte ich das Gefühl, die Wände stürzten auf mich ein.
Etwa eine halbe Stunde sah ich in den Himmel und trank Bourbon, ohne ein genaues Ziel vor Augen. Meine Gedankengänge hatten keinen roten Faden. Irgendwann stand ich einfach auf, brachte alles wieder an seinen Platz und ging leise nach Oben. Wie nicht anders zu erwarten gewesen, lag Ashley bereits im Bett und schlief. Als ich sie sah, wie der Schein des Mondes auf ihr Gesicht fiel, fiel mir wieder ein warum ich sie liebte. Sie war wunderschön. Meine Hose und mein Hemd schmiss ich in den Wäschekorb und legte mich neben sie ins Bett. Natürlich kuschelte sie sich unbewusst sofort an mich und ich kniff die Augenbrauen gequält zusammen. Das hier musste ich irgendwie durchstehen.

New Life 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt