Damian

1.5K 42 18
                                    

Damon's P.O.V

Draußen war der Kindergeburtstag noch immer in vollem Gange, aber für meinen Sohn war er vorbei. Er hatte erste Verlangen, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass seine Vampirseite so früh und so stark hervortreten würde. Aiden und Emilia hatten auf das Blut nicht reagiert. Bevor ich mich Damian das Haus betreten hatte, hatte ich mich danach vergewissert, dass die anderen beiden noch immer spielten. Aiden und Emilia wirkten vollkommen normal auf mich. Sie hatte es nicht gekümmert, dass direkt neben ihnen ein Kind blutete. Damian saß vor mir auf dem Sofa und versuchte sich zu beruhigen. Tränen liefen über seine Wangen und er war außer sich. Noch nie hatte ich meinen Sohn so verloren gesehen.
Kol saß neben ihm und strich ihm über den Rücken, versuchte ihn zu beruhigen. Klaus stand neben mir und schien in Gedanken versunken, während Ashley mit Stefan, Caroline und Elena draußen versuchten, den Schein zu bewahren und die Feier in Gang zu halten.
"Wieso reagiert er jetzt auf Blut?", riss Kol uns allen aus unseren Gedanken.
"Er wird älter", antwortete Klaus als erstes. "Wenn Vampire älter werden, werden sie stärker. Damian ist zwar nicht direkt ein Vampir, aber ich denke, dass meiste davon trifft auch auf ihn zu."
"Das kann unmöglich sein", warf ich ein. "Wenn dem wirklich so wäre, müssten Emilia und Aiden ja auch erste Anzeichen zeigen. Die beiden haben immerhin auch etwas mit all dem zu tun, aber es passiert rein gar nicht. Sie spielen einfach weiter."
"Emilia und Aiden haben nicht einen so großen Anteil an der Legende", meinte nun wieder Kol. "Wenn das alles mit dieser Legende zusammenhängt, dann spielt Damian darin die größte Rolle."
Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und drehte an meinem Ring. Schon wieder diese Legende. Aber warum ausgerechnet heute? Wieso wurde er ausgerechnet heute und in diesem Ausmaß auf Blut aufmerksam? Das war doch nicht normal. Damian war mein Sohn und das machte die Sache nur noch schlimmer.
"Klaus, geh bitte und such nach Maria", bat ich ihn. "Stefan hat sie heute Morgen aus Mystic Falls abgeholt."
Maria war meine einzige Hoffnung. Nicht nur, dass sie eine Hexe war, sie kannte Damian auch schon von unserem Besuch in Mystic Falls, als ich mit ihm dort gewesen war, um mehr über ihn herauszufinden. Während Klaus aus dem Haus verschwand, um Maria zu suchen, setzte ich mich auf das Sofa neben meinen Sohn und strich ihm durch die Haare.
"Ist es besser geworden?", wollte ich von ihm wissen und sah zu Kol, der nur mit den Schultern zuckte und besorgt zu Damian sah.
Die beiden waren ein eingespieltes Team. Kol und Damian hatten sich aneinander gewöhnt und kamen super miteinander zurecht.
"Es tut weh, Papa", erwiderte Damian und drückte sich fest an mich.
Ich wusste nicht, wie ich meinem Sohn den Schmerz und das Verlangen nehmen konnte. Da ich selbst ein Vampir war, wusste ich genau, wie schmerzlich das Verlangen war und wie schmerzhaft es war, dem nicht nachzugeben.
"Ich weiß, Damian. Ich weiß."
"Was ist hier los, Damon?", wollte Maria von mir wissen und sah mit verengten Augen zu meinem Sohn, der noch immer neben mir saß und sich fest an mich drückte.
"Damian hat erste Verlangen", erklärte ich schnell. "Da war Blut und er hat darauf reagiert."
"Was ist mit den anderen beiden?"
"Stefan ist draußen und passt auf die beiden auf, aber sie haben nichts", antwortete ich.
"Dann spüre ich ihn also seit meiner Ankunft", murmelte sie vor sich hin, hatte aber sofort meine ungeteilte Aufmerksamkeit, ebenso wie die von Kol und Klaus.
"Was meinen sie damit?", fand Klaus als erstes seine Sprache wieder und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand.
Verdammt, konnte denn niemand hier Klartext reden?! Es ging hier um meinen Sohn. Er war noch ein Kind.
"Seit ich das Haus betreten habe, spüre ich eine unglaubliche Macht. Zunächst dachte ich, diese Macht würde von Damon ausgehen, aber offensichtlich lag ich falsch mit meiner Vermutung. Damian ist die Quelle dieser Macht."
"Und es ist keine gute Macht", vernahm ich Bonnies Stimme, die den Raum betreten hatte und uns besorgt ansah. "Die Macht die von Damian ausgeht, ähnelt der der magischen Expression."
"Schwarze Magie?", erwiderte Kol ungläubig.

Klaus' P.O.V

Mein kleiner Bruder konnte nicht glauben was die kleine Bennett Hexe uns erzählte. Genau wie der Rest von uns. Im laufe meines langen Lebens hatte ich viele Hexen kennengelernt. Darunter auch Hexen die Expression anwendeten. Mehr als genug Hexen konnten diese unglaubliche dunkele Macht nicht kontrollieren. Starben bei der Anwendung, weil sie die Energie unterschätzten. Dieser kleine Junge würde diese Macht nicht kontrollieren können. Er hatte Damons Gene und Damon konnte sich sehr gut kontrollieren, aber über diese Energie würde selbst der berühmte Damon Salvatore keine Kontrolle haben.
"Was genau bedeutet das?", wollte Damon wissen.
"Meine Mutter hat diese Art von Magie angewendet, um uns unsterblich zu machen", erklärte ich. "Das ist Magie von der anderen Seite, von den Toten sozusagen. Damals hätte sie diese Art der Magie fast das Leben gekostet und die Mutter von Bonnie hat diese Magie damals angewendet um Michael unschädlich zu machen, genau wie Bonnie mich."
"Aber Bonnie und ihre Mutter leben noch, genau wie Esther damals noch gelebt hat", warf Kol ein und mir einen vernichtenden Blick zu.
"Bonnie und ihre Mutter haben genau wie Esther schon vorher Magie angewendet und ihre Magie ist aus einer Blutlinie. Eine Generation hat sie an die nächste weitergegeben. Aber hier beginnt alles erst mit den Salvatore Brüdern und ich bezweifele stark, dass ein 5 - Jähriger es schaffen würde, soetwas zu kontrollieren, ohne dabei selbst von der Magie in die Dunkelheit gezogen zu werden", erklärte ich.
Maria nickte mir zustimmend zu, während Damon mit all dem überhaupt nicht einverstanden schien.
Damian und Emilia waren sein ein und alles. In meinen Jahren mit diesen Leuten hatte ich gesehen, wie die Kinder Damon und Stefan von Grund auf verändert hatten. Damon war noch immer ein Arsch, der nur an sich selbst dachte, aber inzwischen überging er andere nicht mehr. Er dachte immer zuerst an die Kinder und welche Auswirkungen seine Entscheidungen für diese haben könnten.
Würde er jetzt seine Kinder verlieren, an etwas, dass er hasste, seit er und sein Bruder zu Vampiren wurden, würde er sich selbst niemals verzeihen. Wahrscheinlich würde er etwas tun, zu dem er noch nicht bereit gewesen war, weil er zu viel Angst davor hatte, was ihn auf der anderen Seite erwarten würde. Er würde sich selbst umbringen.
"Vielleicht lässt es sich aufhalten", warf Bonnie ein und schnappte sich einen der Notizblöcke, die auf dem Wohnzimmertisch bereit lagen.
"Und wie?" Damons Tonfall war alles andere als freundlich und vermutlich würde alles um ihn herum zu Eis gefrieren, würde draußen nicht ein Kindergeburtstag stattfinden.
"Esther hat es irgendwie geschafft, Klaus Werwolfseite verschwinden zu lassen. Sie hat diese Seite von ihm blockiert. Wenn wir das mit Damians Vampirseite schaffen würden, dann...."
"Auf keinen Fall!", unterbrach Damon sie wütend und ich beobachtete ihn aufmerksam, falls er wieder komplett die Kontrolle über sich verlieren sollte. "Wenn wir Damians Vampirseite blockieren, dann ist er nur noch ein Mensch. Ein Mensch in einem Haushalt voller unsterblicher Wesen. Irgendwann wäre sein Leben zuende und ein einfacher Autounfall oder ein Sturz würden dafür vollkommen reichen."
Ich konnte seine Argumentation gut verstehen, wusste ich selbst doch nicht, was ich machen würde, würde es um mein eigenes Kind gehen, dass jeden Tag der Gefahr ausgesetzt würde, sich in etwas zu verwandeln, dessen Macht es nicht herr werden kann. Allerdings sah ich auch der Hexe an, dass ihr das hier nicht besonders leicht fiel, sie den Vorschlag am liebsten wieder zurücknehmen würde.
"Weißt du was, Damon? In einem einzigen Punkt hast du dich nicht geändert. Du bist noch immer ein egoistischer Arsch." Bonnie tobte vor Wut, hatte den Notizblock schon in die nächste Ecke befördert und ich war mir sicher, wenn sie ihre Magie nicht kontrollieren könnte, würde der Salvatore schon seit langem am Kronleuchter von der Decke baumeln. "Damian ist dein Sohn und du behauptest immer von dir selbst, du würdest für deine Kinder alles tun. Jetzt bist du an einem Punkt angelangt, wo du es beweisen musst. Entweder du überwindest deine Angst und lässt zu, dass dein Sohn ein Leben lebt, in dem er diese Welt irgendwann verlassen wird, oder du bleibst ein Arsch und setzt ihm etwas aus, dass er nicht kontrollieren kann."
Nachdem die kleine Hexe ihren Punkt in diesem Spiel vertreten hatte, war es für mich an der Zeit das hier zu beenden, bevor die Gäste, die sich langsam daran machten, den Heimweg anzutreten, etwas von dem Spektakel bemerkten.
"Kol, bring Damian in sein Zimmer und sorg dafür, dass er beschäftigt ist. Hexen, danke für die Hilfe, aber Damon braucht etwas Zeit um nachzudenken."

Damon's P.O.V

Kaum, dass die anderen den Raum verlassen hatten, warf ich Klaus einen vernichtenden Blick zu. Ich brauchte keine Zeit um über die bescheuerte Idee von Bonnie nachzudenken. Niemals würde ich dem zustimmen. Mein Sohn war nicht umsonst als unsterbliches Wesen auf die Welt gekommen, dessen war ich mir sicher. Ich wusste, irgendwann würde der Alterungsprozess der Kinder stoppen. Damian als Mensch würde in einer Katastrophe enden. Ein kleiner Unfall würde ausreichen und er wäre nicht mehr bei uns. Das konnte ich nicht zulassen. Jahrhunderte hatte ich darauf gewartet, eine Familie zu haben, all das zu tun, was mir als Mensch nicht möglich gewesen war. Mit Ashley hatte ich das Glück gefunden und einen Weg, eine richtige Familie zu haben.
"Damon?" Erschrocken hob ich den Kopf und tauchte auf aus meiner Gedankenwelt.
Als ich mich im Raum umsah, sah ich, dass Klaus das Wohnzimmer schon längst verassen hatte. Im Türrahmen stand meine Mutter, die mich fragend ansah, bis ich ihr verdeutlichte, dass sie sich setzen konnte, wenn sie wollte.Tatsächlich setzte sie sich neben mich.
"Klaus hat mir erzählt, was passiert ist", begann sie und schüttelte mitfühlend den Kopf. Wie sehr sie mich in diesem Moment an Stefan erinnerte, war einfach unglaublich. "Ich will dir diese Entscheidung nicht nehmen und ganz sicher möchte ich mich nicht in deine Familie einmischen, aber ich möchte dir etwas erzählen."
"Ich höre gespannt zu", erwiderte ich kühl und biss die Zähne zusammen.
"Kinder stellen dein ganzes Leben auf den Kopf und ich bin mir sicher, für dein Leben war das alles so ungewohnt, dass du zuerst nicht wusstest, ob es ein Geschenk oder ein Fluch ist. Aber ein Kind zu haben, ist das größte Geschenk auf Erden. Als ich damals mit deinem Bruder schwanger war, dachte ich wirklich, es sei ein Fluch. Ich war schon krank und schwach, ein weiteres Kind zu bekommen, das wäre mein Todesurteil... das war mir bewusst. Eine Zeit lang habe ich wirklich darüber nachgedacht, ihn nicht zu bekommen, um mein eigenes Leben zu retten. Aber jeden Tag wurde mir mehr bewusst, dass in mir ein neues Leben heranwächst... ein kleiner Mensch, der es verdient hat zu leben. Das ich die Geburt nicht überleben würde, war mir klar, aber ich war bereit, alles was ich hatte aufzugeben. Ich wollte, dass dein Bruder, ein langes, erfülltes und menschliches Leben hat. Das er eine Familie gründen und Leben kann wie er es will. Das war es mir wert, alles zu verlieren."
Aufmerksam lauschte ich den Worten meiner Mutter, die ich zu Beginn gar nicht hatte hören wollen, aber durch diese Worte, legte ich nicht nur endlich meine Selbstsüchtigkeit ab, ich begann endlich auch meine Mutter zu verstehen. Sie hatte alles für Stefan und mich aufgegeben. Diese Frau hatte ein Leben, war verheiratet und hatte Freunde und Familie. Aber damit Stefan leben konnte, war sie so weit gegangen, alles aufzugeben. Vielleicht hatte diese Frau es verdient, dass ich sie endlich mit mehr Respekt behandelte. Das ich sie so behandelte, wie sie es verdient hatte. Immerhin war diese Frau meine Mutter. Sie hatte mich zur Welt gebracht und mir als Kind den nötigen Trost gespendet, wenn ich mich alleine gefühlt hatte.
"Danke... Sarah... Mom." Ich bereute nicht diese Worte gesagt zu haben, aber ich bereute es, diese Worte nicht schon viel früher ausgesprochen zu haben.


New Life 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt