7. Kapitel

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Wie in Trance stehe ich auf und gehe aus dem Büro und den Gang hinunter in Richtung der großen Halle. Ich werde schneller, bis ich draußen bin und fange schließlich an zu rennen. So schnell ich kann. So weit ich kann. Ich merke nicht, dass ich in den verbotenen Wald renne; bis ich langsamer werde und irgendwann stoppe, nehme ich nichts um mich herum wahr.

Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich habe das hier noch nie gesehen. Im ersten Moment bekomme ich Angst und fange an, um Hilfe zu rufen, bis mir klar wird, dass das echt keine gute Idee ist. Dann versuche ich meine Spuren wiederzufinden, was auch erst mal funktioniert, aber nach einiger Zeit verliere ich sie. Ich sitze in der Patsche. Aber richtig. Und ich werde höllischen Ärger bekommen.

Applaus an mich, toll gemacht.

Ich ruhe ein wenig aus und ordne meine Gedanken.
Wo bin ich? Irgendwo im verbotenen Wald.
In welcher Richtung liegt Hogwarts? Keine Ahnung.
Wie spät ist es? 09:32 Uhr
Warum bin ich hier? Ich habe die Nerven verloren und bin losgerannt.
Warum das? Ich werde im Sommer die Schule wechseln.
Wieso? Weil ich den anderen Schülern voraus bin.
Wie kann ich Hilfe holen? Weiß nicht.
Mist.
Schreien? Nein.
Selbst losgehen? Nein, Verirren schmeckt nicht, vielen Dank.
Rote Funken in den Himmel sprühen? Wäre nen Versuch wert. Also probiere ich es. Und warte. Und warte. Nach einer gefühlten Ewigkeit höre ich, wie jemand kommt.
"Teufel, Clara, was machst du bitte hier? Das ist gemeingefährlich!"
Hagrid. Glück gehabt.
"Ich kann es erklären, Hagrid....", beginne ich, doch er unterbricht mich: "Komm mit, ich bring dich zu Dumbledore, dem kannste das erklären."
Er scheint wirklich sauer zu sein. Wortlos dreht er sich um und geht los. Ich habe Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Wir gehen in die Richtung, von der ich dachte, dass Hogwarts dort nicht liegt.

Ups......

Vor Grandpas Büro angekommen, lässt Hagrid mich allein, mit der mickrigen Ausrede, er wisse das Passwort nicht. Hä? Ich weiß es doch! Aber naja. Ich sage es dem Wasserspeier, laufe die Treppe hoch und klopfe an.
"Komm rein."
Okay. Er weiß schon, was passiert ist und er klingt sauer. Zögernd trete ich ein.
"Erkläre mir das mal, junge Dame."
"Ich....hab die Nerven verloren. Als Minerva uns allein ließ, bin ich einfach....weggerannt und hab nicht gemerkt, wohin...ich wollte nur noch weg. Ich will nicht von hier fort, Grandpa, ich will nicht von dir fort. Hier ist mein Zuhause, hier sind meine Freunde....und du auch." Das Ende nuschele ich. Grandpas Augen schießen Blitze und Dolche, beides auf einmal.
"Fünfzig Punkte Abzug für Ravenclaw. Clara, der Wald ist unglaublich gefährlich! Ich habe mir riesige Sorgen gemacht!", schimpft er.
"Ja, Grandpa. Aber ich konnte mich in dem Moment nicht kontrollieren, ich habe nichts wahrgenommen. Ich konnte nichts wahrnehmen. Ich will nicht so weit weg, Grandpa. Nicht so weit von dir weg. Was ist, wenn ich wieder anfange, zu 'träumen'? Was ist dann? Einen Patronus kann ich nicht, und Mila ist zu klein, um von Frankreich oder Bulgarien nach England zu fliegen, es ist viel zu weit für sie! Und...und..außerdem würde ich dich furchtbar vermissen. Und du mich auch, ich kenne dich gut genug, um das zu wissen", sage ich, und meine Stimme wird von Satz zu Satz immer leiser. Ich sehe, wie Grandpas stechende Augen weich werden. Ein Fluss aus Tränen läuft mein Gesicht hinunter. Grandpa kommt auf mich zu und nimmt mich fest in seine Arme.
"Ich weiß, Kleines. Ich verstehe auch, dass du nicht fort willst. Aber wir werden uns sehen, ganz bestimmt."
"Drachenehrenwort?"
"Drachenehrenwort!"
Nach einiger Zeit lösen wir uns voneinander.
"Magst du Liana holen? Ihr müsst euch einigen, wer nach Bulgarien und wer nach Frankreich zieht"
"Okay", antworte ich, stopfe mir eine von Grandpas Schokoladenkugeln in den Mund und ziehe los, um meine beste Freundin zu suchen. Ich finde sie recht schnell: Sie liegt weinend im Schlafsaal auf ihrem Bett. Das Kissen ist schon total nass von ihren Tränen. Ich lege mich dazu und umarme sie. Es dauert, bis sie sich beruhigt hat und nur noch leise hickst.
"Es ist schrecklich", murmelt sie,"Eine andere Schu-hicks-le ist schon schli-hicks-imm genug. A-hicks-ber uns auch noch trennen? Das geht doch ni-hicks-cht!" Ich stimme ihr zu und bringe sie nach viel gutem Zureden dazu, aufzustehen und sich das Gesicht zu waschen. Dann schleife ich sie zu Grandpa.
"Wenn Clara geht, gehe ich auch. Und zwar nach Bulgarien", erklärt sie mir und Grandpa.
"Dann wäre das ja geklärt", sagt Grandpa lächelnd, "Oder hast du etwas dagegen, Clara?"
"Gegen Frankreich? Nee", erwidere ich.
"Gut, ihr beiden. Dann verschwindet mal zum Mittagessen. Ich komme gleich hinterher."
Okay. Dann mal los.

 Mein magisches Leben und ich (Harry Potter FF) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt