"Na dann", sagt Steffi und zieht fünf Karten aus ihrer Tasche.
"Hier habt ihr eure Belohnung."
Felix' Augen beginnen zu leuchten.
"Karten fürs Finale!" Er springt auf und umarmt Steffi stürmisch.
"Maman, du bist großartig", sagt Arièlle.
"Was für ein Finale?", frage ich verwirrt.
"Das der Quidditchweltmeisterschaft!" Wie ein kleiner Junge führt Felix einen Freudentanz auf - und fällt dabei in den Pool. Lachend zieht seine Schwester ihn wieder heraus.
Stella schnappt sich die Karten und studiert sie gründlich, dann fällt auch sie ihrer Mutter um den Hals.
"Vielen, vielen Dank", sage ich. "Ich kann dir das Geld sicher irgendwann zurückgeben -"
"Ach was, lass gut sein", wehrt Steffi lachend ab. "Dass du im Garten so viel geholfen hast, ist Bezahlung genug."
Arièlle greift sich eine der Karten.
"Übermorgen schon!", entfährt es ihr. "Und dann so gute Plätze! Maman, wo hast du diese Karten denn bitte so kurzfristig herbekommen?"
Steffi lächelt nur. "Das wird euch nicht verraten", sagt sie und verschwindet im Haus.
"Ich hätte da so eine Vermutung", denke ich laut. "Vielleicht hat sie die Karten von dem Typen, mit dem sie sich getroffen hat.""Aufstehen!", hallt Steffis Stimme am nächsten Morgen magisch verstärkt durchs Haus. "Um zehn Uhr und neunzehn Minuten geht unser Portschlüssel!"
"Zehn Uhr und neunzehn Minuten?" Felix reibt sich gähnend die Augen. "Bescheuerte Zeit."
"Na los", sage ich und schwinge meine Beine aus dem Bett.
"Ich will nicht aufstehen", quengelt Felix.
"Dann kannst du leider auch nicht mit zum Finalspiel", merke ich ungerührt an. Felix grunzt und gähnt erneut.
"Noch fünf Minuten", murmelt er und zieht sich die Decke über den Kopf.
"Bis ich aus dem Bad wieder raus bin", lege ich fest und muss grinsen, als ich das gedämpfte Grummeln höre.Sechs Minuten später trete ich aus dem kleinen Badezimmer und sehe, dass Felix schon wieder schläft. Kopfschüttelnd packe ich meinen Kulturbeutel in meinen Rucksack und gehe dann leise um das Bett herum.
Felix' Hand hängt über den Bettrand.
Solte ich ... nein, die sanfte Methode ist doch langweilig.
Ich schnappe mir das Ende der Decke und ziehe sie mit einem Ruck weg.
"Na hopp, raus aus den Federn", sage ich energisch. "Das waren jetzt schon mehr als fünf Minuten."
Mit etwas Mühe - viel gutes Zureden, ein nass-kalter Waschlappen und die Drohung, dass er zwei Tage lang keinen Kuss bekommt - steht Felix letzten Endes doch auf. Als sein Blick auf den Wecker fällt und er sieht, dass es erst halb sechs ist, kippt er fast wieder zurück aufs Bett.
"Viel zu früh", brummt er, nimmt seinen Rucksack und folgt mir nach unten.Nach einem schnellen Frühstück (und viel, viel Kaffee) setzen wie unsere Rucksäcke auf, ziehen feste Schuhe an und ziehen los. Vom Grundstück herunter und gefühlte Ewigkeiten durch die Hügel, bis schließlich Saint Malo in Sicht kommt.
"Nicht mehr lange", erklärt Steffi zum x-ten Male der maulenden Stella.
"Das hast du vor einer Stunde schon gesagt", entgegnet die Kleine.
"Lang ist relativ", sagt Steffi munter und blickt auf ihre Armbanduhr. "Noch sechsunddreißig Minuten, bis unser Portschlüssel geht. In neun Minuten sind wir da."
Steffis Aussage ist tatsächlich sehr genau, den exakt neun Minuten später bleibt sie stehen. "Hier muss es irgendwo sein. Laut Maxon ist der Portschlüssel ein alter Regenschirm."
"Maxon?", fragt Felix irritiert. "Wer ist das?"
Steffi grinst einen Kreis.
"Ist das der, der dir den Kopf verdreht hat?", fragt Stella überflüssigerweise.
"Ja, das ist er", antwortet Arièlle für ihre Mutter. "Komm, Kleine, wir haben einen Regenschirm zu finden."
"Ich bin nicht klein!", beschwert Stella sich, aber sie folgt ihrer älteren Schwester.
Während wir uns daran machen, den alten Regenschirm zu suchen, steht Steffi gedankenverloren herum und lächelt beinahe dämlich vor sich hin.
"Klarer Fall von schwer verliebt, würde ich sagen", sage ich grinsend zu Felix.
"Na, das will ich doch hoffen", erwidert er. "Das hat sie gebraucht. Schon vor so langer Zeit."
"Hauptsache, dieser Maxon benimmt sich", schaltet Arièlle sich ein. Sie hält den alten Schirm bereits in der Hand.
"Wenn nicht, bekommt er's mit mir zu tun", knurrt Felix.
"Ich glaube, sie würde sich niemanden aussuchen, der sich nicht anständig benimmt", sagt seine Zwillingsschwester. "Da legt sie zu viel Wert drauf."
Als wir uns umdrehen, sehen wir, dass Steffi einem großen, dunkelhaarigen Mann entgegen eilt.
"Ist er das?", fragt Felix.
Als der Mann Steffi umarmt und ein Stückchen zu lange im Arm hält, als dass sie nur Freunde sein könnten, ist die Antwort gegeben.
"Sollten wir hingehen oder so tun, als hätten wir nichts gesehen?", frage ich.
"Ich hab eine Idee", antwortet Arièlle. "Ihr tut so, als würdet ihr noch suchen." Sie geht ein paar Schritte, legt den Schirm auf den Boden und ruft: "Ich hab den Regenschirm gefunden!" Felix verkneift sich ein Grinsen und läuft zu ihr hin, ich hinterher. Stella, die nichts von der eigentlichen Absicht weiß, kommt herbeigestürmt.
"Maman, du hast noch drei Minuten!", ruft Felix, ohne sich umzudrehen - scheinbar nichts von dem Mann namens Maxon wissend, der Steffi zärtlich im Arm hält.
"Guckt doch mal!", sagt Stella viel zu laut und starrt auf die verschränkten Hände der beiden. Steffi wird rot, aber sie strahlt.
"Kinder, ich möchte euch Maxon vorstellen", sagt sie. Der Mann an ihrer Seite ist wirklich sehr groß, größer noch als Felix, hat dunkelbraune Locken, ebenso dunkle Augen und eine Brille mit runden Gläsern. Er ist breit gebaut und muskelbepackt und hat riesige Füße.
Er reicht Arièlle die Hand.
"Maxon Bélier", stellt er sich vor und lächelt charmant.
"Arièlle", erwidert selbige und mustert ihn prüfend. Felix' Stimme klingt freundlich, aber wachsam, als er seinen Namen nennt. Nur Stella strahlt den Schwarm ihrer Mutter engelsgleich an.
"Und Sie, junge Dame?", wendet sich Monsieur Bélier mir zu. "Sie sehen gar nicht aus wie eine der Rougiers."
"Mein Name lautet auch nicht Rougier, sondern Dumbledore. Clara Dumbledore", erwidere ich freundlich. "Ich bin bei den Rougiers über die Ferien zu Gast."
"Sehr erfreut."
"Maman, der Portschlüssel leuchtet!", macht Stella uns klugerweise auf den alten Regenschirm aufmerksam, der begonnen hat, blau zu leuchten.
"Dann schnell", sagt Steffi und hebt den Portschlüssel auf. "Alle müssen den Schirm irgendwie berühren." Schnell drängen wir uns um den Schlüssel und legen jeder eine Hand daran. Das Leuchten wird stärker; ich werde am Bauchnabel nach vorn gezogen und schließe vorsichtshalber die Augen.
Sekunden später endet der Zug und ich pralle schmerzhaft auf dem Boden auf. Ich öffne benommen die Augen und stelle fest, dass ich mich an einem gänzlich anderen Ort befinde. Die Luft riecht anders - vertrauter.
"Clara, alles in Ordnung?" Felix' Gesicht schiebt sich in mein Sichtfeld.
"Ja, alles klar", antworte ich und setze mich auf.
"Wo genau sind wir jetzt eigentlich?", fragt Felix, während er mich hochzieht.
"Irgendwo in England", antwortet Arièlle.
"Ach was."
"Kommt ihr?" Steffi winkt uns. Sie und Monsieur Bélier sind bereits losgegangen. Dieser spricht mit einem anderen Mann, der offenbar nicht ganz verstanden hat, wie Muggel sich kleiden: Er trägt eine geblümte Hose, ein gelb-grün kariertes Hemd und knallrote Gummistiefel.
Nach einem kurzen Wortwechsel eilt der seltsam gekleidete Zauberer in eine andere Richtung.
"Der Platzaufseher heißt Mr Roberts. Kann hier jemand Englisch?", fragt Monsieur. Ich verkneife mir ein Grinsen.
"Ich", schalte ich mich ein. "Was soll ich sagen?"
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Mein magisches Leben und ich (Harry Potter FF) ✔️
FanficDieses Buch erzählt die Geschichte von Clara Cecily Dumbledore, Albus Dumbledores Enkelin. Schon zu Anfang ihrer Schulzeit in Hogwarts ist sie zusammen mit ihrer besten Freundin Liana Sphinx die Beste ihres Jahrgangs und wird deswegen in den Süden F...