Drei Wochen später steigen unsere Quidditchspieler, ihre Begleitungen, Madame Maxime und Monsieur Coupin, der Trainer, in die große Kutsche. Als sie abhebt und sich vom Boden entfernt, winken uns zahlreiche Schüler hinterher.
"Ist Ariélle nicht eifersüchtig, dass du mich als Begleitung mitnimmst und nicht sie?", frage ich Felix, als bereits der Atlantik unter uns zu sehen ist. Er nimmt meine Hand.
"Sie hat mich schon ganz schön zur Schnecke gemacht", überlegt er und fügt hinzu: "Aber sowas hält bei ihr nie lange." Ich grinse und lehne mich an ihn. Felix legt einen Arm um mich.
Während des Fluges hängen mehrere Male einige Spieler, einschließlich Felix, aus den Fenstern der Kutsche und kotzen in den Atlantik. Die armen Fische.
Ein wenig belustigt es mich schon, solche großen Muskelprotze, sonst so stark und ausdauernd, jetzt schwächelnd und bleich in ihren Stühlen hängen zu sehen. Auch Madame Maxime und Monsieur Coupin können nur die Köpfe schütteln. Schließlich, als es schon dunkel draußen ist, schlafe ich an Felix gelehnt ein."Hey, mein Herz, aufwachen!", dringt Felix' Stimme aus weiter Ferne an mein Ohr. Widerwillig reiße ich mich von meinen ausnahmsweise wunderbaren Traumwelten los und öffne die Augen.
"Hm?", mache ich schläfrig. Jemand hat eine warme Decke über mich gebreitet und mein Kopf liegt auf Felix' Schulter. Er lacht leise.
"Wir sind da."
Ich setze mich auf.
"Schon?"
"Nun ja, du hast bestimmt vier Stunden geschlafen", sagt Felix und grinst. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen.
"Kam mir vor wie ein paar Minuten. Wie spät ist es in französischer Zeit?"
"Ungefähr Mitternacht", antwortet er nach kurzem Überlegen. "Hier also etwa sechs Uhr abends."
Madame Maxime steckt ihren Kopf durch die Tür der Kutsche.
"Ah, du bist wach, Clara. Gut, kommt ihr beiden dann? Die Schüler von Ilvermony warten schon." Sie verschwindet wieder.
Ich stehe auf und strecke mich. Felix tut es mir nach. Dann öffnet er die Tür der Kutsche, springt hinaus und hält mir die Hand hin.
"Darf ich der Dame helfen?", fragt er charmant. Ich schmelze dahin.
"Gern doch. Die Dame ist dem Herrn zutiefst zu Dank verpflichtet", sage ich lachend und nehme seine Hand, um auszusteigen. Draußen verschlingen wir unsere Hände ineinander und schließen uns Madame Maxime und den anderen an.
"Da seid ihr ja. Gut, Felix, du bist der Kapitän der Mannschaft, kommst du bitte nach vorne? Mademoiselle Dumbledore bleibt bitte hinten", sagt Monsieur Coupin. Felix will mich trotzdem mit nach vorne ziehen, aber ich mache meine Hand von seiner los.
"Du wirst doch wohl ein paar Minuten lang ohne mich auskommen", schimpfe ich lächelnd.
"Ich musste dich acht Monate lang gehen lassen."
Ich lache nur und schiebe ihn ein Stück weit nach vorne. "Na los, geh schon. So schlimm kann's nicht sein." Kopfschüttelnd beobachte ich, wie er sich zwischen unseren Schülern nach vorn schiebt und neben Monsieur Coupin Haltung annimmt.
Verrückter Kerl.
Und das beste? Ich bin auch noch in ihn verliebt. Noch verrückter.Langsam bewegen wir uns auf Ilvermorny zu. Ich kenne die Geschichte der prächtigen Burg recht gut, Grandpa hat sie mir oft erzählt, als ich klein war. Vor dem Eingangstor des riesigen Gebäudes, das am Gipfel des Mount Greylock liegt, stehen riesige Statuen der beiden Gründer, Isolt und James Steward.
Als wir die Eingangshalle betreten, gehen ehrfürchtige Laute des Staunens durch unsere Gruppe. Die Halle ist rund. Auf dem steinernen Boden ist in der Mitte ein großer, goldener Gordischer Knoten zu sehen. Am Rand der Halle stehen gleichmäßig verteilt hölzerne Statuen der vier Haustiere von Ilvermorny: Ein Pukwudgie, eine Gehörnte Schlange, ein Donnervogel und ein Wampus. Sonst ist die Halle leer.
Von oben her dringt leises Stimmengemurmel an meine Ohren. Ich schaue hoch. Da stehen unzählige Schüler und Schülerinnen in blau-roten Uniformen in sorgfältige Reihen geordnet. Einer der älteren Schüler zischt den Kleinen vorne deutlich hörbar zu, dass sie ruhig sein sollen, und sie schweigen respektvoll.
"Wir begrüßen die Quidditchmannschaft der Akademie Beauxbatons für Hexerei und Zauberei in Ilvermorny", erklingt eine tiefe, wohlklingende Männerstimme in für mich vertrauter englischer Sprache. Ich blicke mich um erblicke den Sprecher: Ein etwas älterer Mann mit dennoch vollen, pechschwarzen Haaren, warmen braunen Augen und vielen Lachfältchen steht auf eine breiten Holztreppe, die von dem Balkon herabführt. Er trägt einen karminfarbenen Umhang über einem nachtblauen Gewand.
Der Mann, der vermutlich der Schulleiter Ilvermornys ist, schreitet die Treppe hinunter auf Madame Maxime und Monsieur Coupin zu.
"Mein Name ist Professor Jake Hamilton", sagt er in fließendem, sauberem französisch und streckt Madame Maxime die Hand hin. Trotz seiner ziemlich beeindruckenden Größe wirkt er neben ihr wie ein Zwerg. Madame Maxime schüttelt die dargebotene Hand.
"Isch freue misch sehr, bei Ihnen su Besuch sein su dürfen, Misterr 'Amilton", erwiderte sie auf englisch. Es ist eine Geste der Freundschaft, in der Sprache des anderen zu antworten, wenn man aus verschiedenen Ländern stammt.
Wie werden durch einige breite Gänge geführt, bis wir in eine riesige Halle kommen.
"Das hier ist die Große Halle", erklärte Professor Hamilton. Mein Kopf ruckt hoch. Bis eben habe ich noch den kunstvoll verzierten Steinboden bewundert, aber der ist plötzlich nicht mehr interessant.
Große Halle? Die gehört doch nach Hogwarts!
"Entschuldigen Sie bitte, Sir", sage ich, bevor der Schulleiter sich umdrehen und weitergehen kann.
"Ja?" Professor Hamilton dreht sich zu mir um.
"Ist die Große Halle hier nach der in Hogwarts benannt oder andersherum?", frage ich. Hamilton lacht auf.
"Ich habe mich schon gefragt, wie schnell diese Frage wohl kommt, aber Sie waren schneller als alle anderen vor Ihnen, Mademoiselle", sagt er breit lächelnd. "Die Halle ist nach der in Hogwarts benannt. Wie ist Ihr Name?"
"Clara Dumbledore", erwidere ich und lächle freundlich.
"Ach, dann sind Sie sicher die Enkelin meines werten Kollegen. Sehr erfreut." Die braunen Augen des Professors sind warm und aufmerksam, als er mich mustert. Mein Lächeln wird eine Spur kälter. Müssen denn immer alle anmerken, dass ich mit Albus Dumbledore verwandt bin? Das sagt doch der Name schon.Zwei Stunden später, nach einem wunderbaren Festessen, führt ein Mädchen namens Maya uns durch die Gänge Ilvermornys. Sie zeigt uns die Klassenräume, Gemeinschaftsräume der Häuser und die Bibliothek, die sehr viel größer ist als die in Hogwarts.
Schließlich, als sie uns alles gezeigt hat, führt Maya unsere Gruppe zu ihrem Gemeinschaftsraum.
"Das ist der Gemeinschaftsraum für das Haus Pukwudgie", erklärt sie. "Der Pukwudgie steht für das Herz und bevorzugt Heiler."
"Du wärst bestimmt in diesem Haus", flüstert Felix, der neben mir steht, mir zu. Ich grinse. Ein Platz als Heilerin im St. Mungo ist immer noch mein Traum.
Maya öffnet die Tür zu ihrem Gemeinschaftsraum und winkt uns hindurch.
"Habt ihr keine Passwörter oder Rätsel für die, die hier reinkommen?", frage ich Maya und setze mich neben sie auf ein weiches, braunes Ledersofa. Dieses und einige andere Sitzgelegenheiten sind im Halbkreis um den großen Kamin herum angeordnet. Die Wände bestehen aus dunklem Holz, ebenso wie der Fußboden, den man aber kaum sieht, weil unzählige selbst gewebte Teppiche ihn bedecken. Die durch das dunkle Holz entstandene Dunkelheit im Raum werden durch große, elegante Fenster wieder ausgeglichen, die symmetrisch angeordnet sind.
"Nein", antwortet Maya, "die Türen erkennen Mitglieder des Hauses, zu dessen Gemeinschaftsraum sie führen. Gäste dürfen den Raum nur betreten, wenn ein Mitglied des jeweiligen Hauses dabei ist. Die Lehrer sind natürlich ausgenommen." Sie lächelt mich an. "Wo kommst du her? Du sprichst nicht mit französischem Akzent."
"Das stimmt. Ich komme eigentlich von Hogwarts", erkläre ich.
"Von Hogwarts? Warum bist du dann mit Schülern aus Beauxbatons gekommen?", fragt Maya erstaunt.
Ich erkläre ihr, warum ich nach Frankreich versetzt wurde. Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile. Schließlich verabschiede ich mich und begebe mich zu den Mädchenschlafsälen, die am anderen Ende des Raums liegen. Der Schlafsaal, der für uns eingerichtet worden ist, wirkt beinahe so groß wie der Gemeinschaftsraum, obwohl er viel kleiner ist. Ich erblicke meine Tasche an einem der prächtigen Himmelbetten neben einem Fenster.
Während ich meine Tasche auspacke und nach meinem Pyjama suche, summe ich gut gelaunt - trotz der Kopfschmerzen, die mich seit einer guten halben Stunde plagen - vor mich hin.
Ich lege meinen Mondkalender auf das Nachttischchen und verstaue die Tasche unter dem Bett. Dann werfe ich einen Blick auf den Kalender - und erstarre.
Verdammt.
Heute ist Vollmond.
Tut mir leid, dass ich so lange nicht geschrieben habe (ich hatte keine Lust auf die Beschreibung Ilvermornys). Die "Geste der Freundschaft" habe ich mir übrigens ausgedacht, probiert die also lieber nicht aus! ;)
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Mein magisches Leben und ich (Harry Potter FF) ✔️
FanfictionDieses Buch erzählt die Geschichte von Clara Cecily Dumbledore, Albus Dumbledores Enkelin. Schon zu Anfang ihrer Schulzeit in Hogwarts ist sie zusammen mit ihrer besten Freundin Liana Sphinx die Beste ihres Jahrgangs und wird deswegen in den Süden F...