48. Kapitel

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"Clara!" Jemand schüttelt mich. "Es ist nur ein Traum. Wach auf!" Langsam öffne ich die Augen und mir wird bewusst, dass ich in dem mir zugeteilten Bett im Mädchenschlafsaal der Pukwudgies liege. Maya steht vor mir und blickt mich besorgt an. "Alles gut bei dir? Das muss ja ein furchtbarer Traum gewesen sein. Du bist fast aus dem Bett gefallen." 
Ich nicke und setze mich auf. Langsam kommt die Erinnerung zurück. Eine Weile stand ich noch an diesem Fenster in der Nähe der Krankenstation und blickte hinaus, bis ich mich, schon ganz benommen vor Müdigkeit, schließlich auf den Weg zurück zum Gemeinschaftsraum der Pukwudgies machte. Um halb zwei fiel ich dann endlich ins Bett.  
"Ich wurde von einer Reihe Pukwudgies gefangen genommen", erzähle ich und werfe einen Blick auf meine Uhr, die auf dem Nachtschränkchen liegt. Kurz vor sechs. Na super. 
"Das ist übel", stellt Maya fest. "Aber komm, zieh dich an. Schlafen lohnt sich jetzt nicht mehr. Ich warte unten auf dich."   Jetzt erst bemerke ich, dass sie bereits ihre blau-rote Schuluniform trägt. "Ach ja", fügt sie hinzu (Maya, nicht die Uniform), "In den Schränken hängen Uniformen für euch. Ist Vorschrift."

Zehn Minuten später tauche ich in der Ilvermorny-Uniform im Gemeinschaftsraum auf, die Haare zu einem schnellen Pferdeschwanz gebändigt. Maya grinst mich an. "Steht dir."
"Danke", sage ich lächelnd, muss dann aber ein Gähnen hinter einer Hand verbergen. Maya lacht: "Wann warst du im Bett?"
"Halb zwei ungefähr", brumme ich und gähne noch einmal. 
"Dann gibt es jetzt doppelten Espresso für uns beide", legt sie fest und öffnet die Tür zum Gang.
"Fünffach, bitte", erwidere ich. "Wie läuft das eigentlich mit dem Unterricht hier? Irgendetwas ganz Spezielles?"
"Was genau ist bei dir 'speziell'?"
"Na ja, so was wie Mädchen und Jungs getrennt oder so."
"Du liebe Güte, nein!", sagt Maya lachend. "Im Gegenteil. Professor Hamilton will nicht, dass es zu viele Abgrenzungen zwischen Mädchen und Jungen gibt. Sogar für Gruppenarbeiten wird streng darauf geachtet, dass es nur gemischte Gruppen gibt. In der Großen Halle ist er zum Glück nicht so schlimm. Stell dir mal vor, er hat sogar einmal die Regel eingeführt, dass jeder Junge zwischen zwei Mädchen und jedes Mädchen zwischen zwei Jungen sitzen soll. Das war eine Zankerei!"
Ich kichere bei der Vorstellung. "Das glaube ich gern. Aber wirklich, wie ist der Tagesablauf hier? Hier ist alles so anders als in Beauxbatons."     
Der Alltag unterscheidet sich wirklich sehr von dem in Beauxbatons. Das Frühstück steht von halb sechs bis neun auf den Tischen. Um neun beginnt der Unterricht mit dem Klang einer großen Glocke, die im ganzen Schloss zu hören ist. Mittagessen gibt es um Punkt halb eins, und alle Schüler und Lehrer haben daran teilzunehmen. Unterrichtsende ist um halb fünf, danach ist Freizeit für die Schüler. Um diese auszufüllen (wenn die Hausaufgaben fertig sind, so lautet die Regel), gibt es zahlreiche Vereine und Clubs: Quidditch, Zaubererschach, Redaktion der Schülerzeitung, ein Orchester, eine Gruppe zur Organisation von Veranstaltungen und noch so viel mehr, dass ich mir gar nicht alles merken kann. Das alles erzählt Maya mir auf dem Weg zur Großen Halle, und ich bin vollauf damit beschäftigt, ihr zuzuhören und gleichzeitig das Schloss immer weiter zu bestaunen, obwohl ich diesen Weg schon mehrmals gegangen bin. Die Leute in den Gemälden blicken uns neugierig hinterher, einige winken, andere ignorieren uns.     Verblüfft bleibe ich stehen, als ich plötzlich ein sehr bekanntes Gesicht an der Wand erblicke: Grandpa (ein sehr junger Grandpa, seine Haare sind noch gänzlich braun) zwinkert mir zu und seine blauen Augen leuchten schelmisch, obwohl sie nur gemalt sind.
"Warum habt ihr Albus Dumbledore hier hängen?", frage ich. "Er ist doch der Schulleiter von Hogwarts."
"Er hängt da schon, seit er bekannt geworden ist, also schon seit den frühen Zeiten Ilvermornys. Isolt Steward war vielleicht fünf Jahre tot, als sie ihn hier aufhängten, und es war ihr letzter Wunsch, ihn hier hängen zu haben. Sie hat nur leider nicht einmal mehr mitbekommen, wie er gemalt wurde", erklärt Maya. Dann nickt sie dem Porträt zu. "Einen schönen Tag, Herr Professor."
Mein gemalter Großvater nickt zurück. "Ihnen ebenso, Miss." Er dreht sich mir zu. "Schön, dich zu sehen, Clara." Dann erhebt er sich und geht durch den goldenen Bilderrahmen aus dem Bild hinaus und lässt einen dunkelroten Sessel zurück. 
Maya blickt mich überrascht an. "Woher kennt er deinen Namen?", fragt sie.
Ich senke  den Kopf. Eigentlich habe ich vorgehabt, nicht zu erzählen, wer mein Großvater ist. "Er ist mein Großvater", erkläre ich. Mayas Augen werden groß. "Aber", rede ich schnell weiter, bevor sie etwas sagen kann, "Bitte erzähl so wenig Leuten wie möglich davon, ja? Es muss nicht auch noch hier Leute geben, die über mich tuscheln." 
Maya nickt.

 Mein magisches Leben und ich (Harry Potter FF) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt