Seltsamerweise nehme ich das ziemlich gelassen auf. Manch anderer würde ausrasten, weglaufen oder gar umfallen, ich jedoch bleibe ganz ruhig.
"Das ist doch nicht schlimm für dich, oder?", fragt Piérre. Ich schüttele den Kopf.
Auf keinen Fall! Wieso auch?
"Gut." Er atmet erleichtert tief durch. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter.
"Wann würdest du gebissen? Und von wem?", frage ich.
"Als ich sieben war. Fenrir Greyback", antwortet er.
"Mein Vater war auch ein Werwolf. Er ist aber getötet worden", erzähle ich, "Ich kannte ihn nicht mal."
"Das tut mir leid für dich, Engelchen", sagt Piérre mitfühlend. Ich zucke ein wenig halbherzig mit den Schultern.
"Ich glaube, es ist besser so. Also, dass ich ihn nicht kannte. Es ist zwar schade, aber wenn ich ihn gekannt hätte, wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht so ruhig", erkläre ich. Er nickt verständnisvoll.(Artikel aus dem Tagespropheten)
Weitere Werwolfbisse international
Weltweit wurden weitere Werwölfe gefunden, alle offensichtlich von Fenrir Greyback gebissen. Eine Gruppe von Auroren, darunter Alastor Moody, begab sich auf die Suche nach dem Werwolf, fand aber nur eine Liste mit Namen. Es wird vermutet, dass die Besitzer dieser Namen noch gebissen werden sollen. Folgende Namen standen auf der Liste: Rolph Sido, Mike Jakos, Louisa Adler, Celine Binder, Luke Morrison, Lily Stroud, Sarah Tomlinson, Clara Dumbledore...Ich kann nicht weiterlesen. Ich starre meinen Namen an und kann mich nicht bewegen. Ich soll von Fenrir Greyback gebissen werden. Ich sitze neben meinen Freunden und lese den französischen Tagespropheten. Zumindest wollte ich das. "Clara? Alles okay?", fragt Fleur besorgt neben mir. Wortlos reiche ich ihr die Zeitung. Sie liest und ihr Mund bleibt offen stehen. Dann gibt sie den Artikel an Hannah, Béatrice und Théo weiter und umarmt mich.
"Das wird nicht passieren", flüstert sie, "dafür sorgen wir." Die anderen umarmen mich ebenfalls. Als wir uns wieder lösen, weil gleich der Unterricht anfängt, sehe ich mich um.
"Wo ist Pierre eigentlich?"Einige Wochen später laufe ich durch die Gänge und suche schon wieder nach Pierre. Er hat sich im letzten Monat kaum blicken lassen und auch wenig mit mir geredet. Irgendwie tut das weh, ich meine, der Artikel im Tagespropheten macht mir immer noch zu schaffen. Ich brauche ihn.
Nach einer Stunde des Suchens sitze ich auf irgendeiner Fensterbank und schaue in die Abenddämmerung draußen. Ein Pärchen geht am Waldrand spazieren. Sie bleiben stehen und plötzlich sind sie ganz eng miteinander verschlungen, so eng, dass ich nur die verschiedenen Haare erkennen kann. Das Mädchen ist Felicie, blonden Spagettihaare sind unverkennbar. (A/N: Na, wer ahnt was?) Von dem Jungen sehe ich nur den dunkelbraunen Lockenkopf, der mir seltsam bekannt vorkommt. Als sie sich wieder lösen, hebt er sie hoch und setzt sie auf einen dicken, niedrigen Ast eines Baumes. Dann setzt er sich daneben und legt einen Arm um ihre Hüfte.
Moment.
Helle Haut. Die Art, wie er sich bewegt. Das alles kenne ich nur zu gut. Pierre betrügt mich.
Fassungslos starre ich nach draußen. Langsam lasse ich mich von der Fensterbank gleiten. Eine erste Träne läuft meine Wange hinunter, als ich die Treppen nach unten laufe und in Richtung des Gemeinschaftsraums renne. Ich murmele das Passwort "Amor", öffne die Tür und gehe hinein. Meine Freunde sitzen vor dem Kamin und unterhalten sich. Ich gehe auf sie zu. Mittlerweile laufen die Tränen in Sturzbächen über mein Gesicht und ich kann nur mühsam einige Schluchzer unterdrücken. Fleur kommt auf mich zu.
"Clara, was ist los?", fragt sie besorgt und umarmt mich. Ich antworte nicht, sondern lasse meinen Kopf nur auf ihre Schulter sinken. "Komm.", sagt sie und zieht mich in Richtung unseres Zimmers. Auf dem Weg winkt sie Hannah, dass sie mitkommen soll. Im Zimmer angekommen fange ich hemmungslos an zu weinen.
"Clara, was ist mit dir?", fragt Hannah besorgt.
"Pierre....", mehr bringe ich nicht heraus.
"Was hast er mit dir gemacht?", fragt Fleur weiter.
"Er und.... und Felicie....", schluchze ich. Ein stechender Schmerz macht sich in meinem Herzen breit.
"Dieses Schwein!", ruft Hannah. Fleur setzt sich auf ihr Bett, zieht mich zu sich und umarmt mich mitfühlend. Hannah setzt sich dazu und umarmt mich ebenfalls. Plötzlich klopft es an der Tür.Pierres P.o.V.
Ich klopfe an der Tür des Zimmers, in dem Clara und Fleur wohnen. Hannah öffnet und starrt mich feindselig an.
Oh, shit. Hoffentlich weiß die nichts.
"Ist mein Engelchen da?", frage ich freundlich (und gaaaanz unschuldig).
"Darf er reinkommen?", fragt sie nach hinten. Kurz darauf öffnet sie die Tür weiter und ich trete ins Zimmer. Clara steht mir gegenüber. In ihrem Gesicht sehe ich Wut und Traurigkeit.
Verdammt.
"Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?" Ihre Stimme ist leise, als sie mich das fragt; und trotzdem höre ich ihren mühsam zurückgehaltenen Zorn heraus. Ihre wunderschönen blauen Augen durchlöchern mich mit einem Blick, den ich noch nie zuvor bei ihr gesehen habe.
"Clara, ich liebe dich! Das mit Felicie war ein Ausrutscher!", versuche ich eine (unfassbar schlechte) Ausrede. Obwohl ich weiß, dass sie mir nicht glaubt.
"Ein Ausrutscher, ja? Mhm. Klar", erwidert sie sarkastisch. Eine Träne läuft über ihre Wange und Fleur legt fast schon beschützend einen Arm um ihre Schultern.
"Du bist so ein Arsch!", sagt Clara, jetzt so wütend, dass ich einen Schritt zurücktrete. Aus Reflex. Ihr Pferdeschwanz löst sich, ihre pechschwarzen Locken fallen ihr ins Gesicht. Verärgert streicht sie sie weg. Sie ist so wunderschön. Auf irgendeine Art bin ich doch noch so sehr in die verliebt, dass mein Herz bei ihrem Anblick einen Marathon startet. In meinem Bauch tanzen nicht nur Schmetterlinge, sondern Maikäfer und meine Hände werden schwitzig. Auf der anderen Seite aber liebe ich Felicie. Und zwar fast noch mehr und ich weiß nicht, für welche der beiden ich mich entscheiden soll.
"Es ist aus, Pierre. Schluss. Ich dachte, du würdest es mir sagen, wenn du mich nicht mehr liebst, aber offensichtlich habe ich mich ja getäuscht", sagt Clara und mit jedem Wort wird sie leiser. Ich zucke bei ihren Worten zusammen und schaue vom Boden, den ich vorher ausweichend betrachtet habe, zu ihr auf. Sie hat ihr Gesicht in den Händen vergraben. Ihre Schultern zucken. Sie weint. Ich habe sie noch nie weinen sehen. Sie war immer die ruhige, kluge und starke Clara. Ich glaube, sie hat noch nie geweint. (A/N: Typische Jungslogik ;p)Claras P.o.V.
Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und versuche vergeblich, die heftigen Schluchzer, die mich schütteln, zurückzuhalten. Es klappt nicht. Pierre will sich rechtfertigen - er scheitert und Fleur explodiert. Schreit ihn an, was, weiß ich nicht genau. Einen kurzen Moment später knallt die Tür. Ich gebe meine sowieso schon vergeblichen Versuche, nicht allzu heftig zu weinen, auf und lasse die Tränen einfach fließen. Hannah drückt mich sanft auf mein Bett und ich lasse meinen Kopf in das weiche Kissen sinken. Fleur schwingt ihren Zauberstab und lässt mich in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen.
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Mein magisches Leben und ich (Harry Potter FF) ✔️
Hayran KurguDieses Buch erzählt die Geschichte von Clara Cecily Dumbledore, Albus Dumbledores Enkelin. Schon zu Anfang ihrer Schulzeit in Hogwarts ist sie zusammen mit ihrer besten Freundin Liana Sphinx die Beste ihres Jahrgangs und wird deswegen in den Süden F...