Claras P.o.V.
"Das ging aber schnell mit dir und Felix", sagt Fleur grinsend, als ich spät am Abend unser Zimmer betrete. Ich zucke die Schultern und stelle fest, dass Felix' Jackett noch immer über meinen Schultern liegt. Ich nehme es herunter und hänge es an meine Schranktür. Dann ziehe ich mein Kleid aus und mein Nachthemd an.
"Und, wie ist er? Ich kenne ihn ja kaum, weil er in einer anderen Lerngruppe ist", sagt Fleur, nach dem ich mich abgeschminkt und auf mein Bett geworfen habe.
"Wunderbar", antworte ich verträumt. Fleur lacht.
"Kann er gut küssen?", fragt sie.
"War klar, dass du das fragst. Ja, kann er."
"Wie findest du sein Aussehen?"
"Er hat blonde Haare und blaue Augen. Reicht das nicht, um Mädchenschwarm zu sein?"
"Nicht immer. Wenn er ein Fettsack wäre..."
"Ist er aber nicht. Er hat verdammt harte Bauchmuskeln."
"Hast du die schon gesehen?", fragt Fleur lachend.
"Ne, hab dagegen geboxt. Darauf hat er mich komisch angeguckt und mich gefragt, ob ich was gemacht hätte."
"Erster Kuss?"
"Nicht gesehen? Auf der Tanzfläche. Unter einem von diesen bescheuerten Mistelzweigen."
"Süß. Doch, kann sein, dass ich das gesehen habe. Ihr habt da länger druntergestanden als nötig", bemerkt sie überflüssigerweise.
"Ach nee", sage ich sarkastisch und kuschele mich unter meine Decke. Kurz darauf höre ich Fleur "Gute Nacht" gähnen und Sekunden später den ersten Schnarcher.
Sie hat irgendwas getrunken.
Schnarchen tut Fleur nämlich inzwischen nur noch, wenn sie Alkohol intus hat. Egal, wie viel oder wenig.In den Wochen nach den Ferien fangen die Lehrer an uns einzureden, wie wichtig es doch sei, schon mit dem Lernen für unsere ZAGs zu beginnen. Und ehrgeizig, wie ich bin, habe ich tatsächlich damit begonnen Schulbücher zu lesen... grauenhaft langweilig. Im Moment ist es das Buch für Arithmantik, mein Lieblingsfach. Ein dicker Wälzer mit fast zweitausend Seiten, aber alles furchtbar interessant.
Die Alpträume haben nachgelassen, nur noch selten liege ich nachts wach.
Donia und Camille haben Gerüchte über mich und Felix in die Welt gesetzt, aber ich achte nicht darauf, so gut es geht. Vor ein paar Tagen konnte ich mich nicht mehr beherrschen und scheuerte Camille eine. Seitdem ist Ruhe. Dummerweise hat Professor Muziek das gesehen und - da er mich auf dem Kieker hat, seit Fleur und ich aus dem Orchester ausgestiegen sind - es hat Strafarbeit gesetzt. Eine Woche lang jeden Abend zwei Stunden lang bei ihm im Büro Briefumschläge beschriften. Ätzend. Ich weiß, ich bin selbst schuld und es hätte auch schlimmer kommen können. Aber ich habe trotzdem jeden Abend einen Krampf im Handgelenk. Und das ist kein schönes Gefühl. Ich muss meine Hausaufgaben am Nachmittag machen, weil ich nach der Strafarbeit nicht mehr schreiben kann.Am letzten Abend in Muzieks Büro ist er besonders schweigsam. Die letzten Tage hat er immer wie ein Wasserfall geredet. Gähn. Und immer das gleiche.
"Miss Dumbledore, sagen Sie mir, warum sind Sie aus dem Orchester ausgetreten?", fragt Muziek ein paar Minuten vor Ende. Ich blicke verwundert von meinem letzten Briefumschlag auf.
"Das habe ich Ihnen doch gesagt, Professor. Schulstress. Viele Hausaufgaben, und für den Schachclub möchte ich auch noch Zeit haben. Das Orchester hat fast meine ganze Zeit eingenommen."
"Das sagen alle", brummt der alte Professor. Kopfschüttelnd schreibe ich den Absender auf den Umschlag und verlasse wortlos das Büro. Draußen laufe ich Felix über den Weg. Er nimmt mich in seine Arme.
"Na, hast du's hinter dir?", fragt er. Ich nicke und lasse meinen Kopf auf seine Schulter sinken.
"Ich bin müde."
Felix streichelt mir sanft über den Rücken.
"Kein Wunder. Zwei Stunden lang Adressen schreiben... wie geht es deiner Hand?"
"Tut weh."
"Zeig mal."
Ich halte ihm mein Handgelenk hin. Er drückt ein bisschen darauf herum, bis ich zurückzucke.
"Da tut es weh?", fragt er und drückt sanfter auf die Stelle. Ich verziehe das Gesicht und nicke.
"Du musst es kühlen und ruhig halten. Und wenig schreiben, nur im Unterricht, klar? Die Hausaufgaben kannst du deiner Feder diktieren. Den Zauber hattet ihr doch bestimmt schon?"
"Ja."
"Komm her, Süße", sagt er sanft und zieht mich wieder in seine Arme. Ich drehe das Gesicht zu ihm und er streicht sanft über meine Wange.Am nächsten Abend beginnt es zu schneien. Ich schicke Mila mit einer Nachricht für Felix durch die Schule.
Hast du Lust, mit mir nach draußen zu gehen? Schnee!!!
Ein paar Minuten später kommt sie mit einer Antwort zurück.
Klar, bin in zehn Minuten in der Eingangshalle.
Glücklich ziehe ich mich warm an und eile nach unten. Felix wartet schon, mit dem Rücken zu mir. Ich schleiche mich von hinten an ihn heran. Dann stelle ich mich auf die Zehenspitzen und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Er fährt herum.
"Merlin, Clara! Erschreck mich doch nicht so!", sagt er lachend. Ich lache auch und verschränke meine Finger mit seinen. Zusammen gehen wir nach draußen. Dort lasse ich ihn los, breite die Arme aus und drehe mich wie ein kleines Kind lachend im Kreis. Als ich stehen bleibe, ist mir schwindelig. Ich kippe nach hinten und stoße einen kleinen Schrei aus.
Felix fängt mich auf.
"Alles in Ordnung?", fragt er besorgt. Ich nicke lächelnd.
"Zu viel gedreht", antworte ich.
"Na dann", sagt er und hilft mir hoch. Hand in Hand gehen wir weiter. An einer altbekannten Stelle bleibt er wie angewurzelt stehen und hält mich fest.
"Mistelzweig", sagt er schelmisch grinsend. Ich lehne mich an ihn.
"Was will er diesmal?", frage ich.
"Weiß ich nicht", stellt Felix sich dumm.
"Ich liebe dich", sage ich und schaue zu ihm hoch. Er schüttelt den Kopf.
"Reicht nicht."
Ich stelle mich wieder auf die Zehenspitzen und küsse ihn sanft.
"Du und ich. Für immer", sage ich, als er mich immer noch festhält.
"Na geht doch." Felix zieht mich einen Schritt zur Seite.
"Ich wäre auch länger mit dir da stehengeblieben", sage ich und stelle mich wieder zurück. Er grinst und kommt wieder zu mir.
"Was will der Zweig jetzt?", fragt er.
Ich tue es ihm gleich und stelle mich dumm: "Weiß nicht."
Felix legt die Arme um mich und überlegt.
"Ich liebe dich", sagt er.
"Das freut mich", sage ich lächelnd, "reicht ihm aber nicht."
Er dreht mein Gesicht zu sich und drückt seine Lippen auf meine. Wie von selbst erwidere ich den Kuss. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und er seine fest um meine Taille. Ich drücke mich dicht an ihn heran. Sanft streicht er mir über den Rücken und beugt meinen Oberkörper nach hinten.
"Hat das gereicht?", fragt Felix, als wir uns wieder gelöst haben. Etwas außer Atem nicke ich.
"Ja", flüstere ich, "das hat gereicht."
Noch lange spazieren wir Hand in Hand durch das verschneite Gelände und reden .... über so ziemlich alles. Als es dunkel wird, gehen wir wieder ins Schloss und lassen uns aus der Küche heiße Schokolade geben.
___________________________Zwei Kapitel, vollgepackt mit Schnulzen. Ich weiß.
Nächstes Kapitel wird spannender und nicht schnulzig, versprochen ;D
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Mein magisches Leben und ich (Harry Potter FF) ✔️
Hayran KurguDieses Buch erzählt die Geschichte von Clara Cecily Dumbledore, Albus Dumbledores Enkelin. Schon zu Anfang ihrer Schulzeit in Hogwarts ist sie zusammen mit ihrer besten Freundin Liana Sphinx die Beste ihres Jahrgangs und wird deswegen in den Süden F...