Wo bin ich?
Warum ist alles schwarz?
Bin ich tot?
Ne, dann könnte ich ja nicht denken.
Oder doch?
Kriege ich meine Augen überhaupt auf?
Ne. Geht nicht.
Was ist passiert?
Ich kann mich an nichts erinnern. Rein gar nichts.
Meine letzte Erinnerung?
Fleur, Hannah und ich waren draußen. Es war Vollmond.
Moment. Vollmond... lasst mich nachdenken... mein Traum ist wahr geworden. Ich bin jetzt ein Werwolf. Werwölfin. Klingt irgendwie freundlicher.
Greyback hat mich ins Bein gebissen.
Ich freue mich schon auf meine erste Verwandlung.
Die Verwandlung vom Menschen zum Werwolf ist für die betreffende Person in jedem Fall mit extremen Schmerzen verbunden.
Hervorragend.
Kann ich eigentlich was spüren?
Ja. Irgendwas hält meine Hand fest. Eine andere Hand? Wahrscheinlich.
Wem gehört die?
Grandpa?
Felix?
Fleur?
Hannah?
Beatrice?
Oder sogar meiner Mutter?
Kann ich jetzt die Augen aufmachen?
Ne. Geht nicht.
Hm.
Am besten ist es wahrscheinlich, wenn ich mir die Zeit mit schlafen vertreibe.Wie lange hab ich geschlafen?
Kein Zeitgefühl.
Kann ich jetzt die Augen aufmachen?
Oh, funktioniert!
Helles Licht strahlt von der Decke. Ich liege auf einem Bett in einem fremden Raum. Ich drehe den Kopf zur Seite. Neben mir sitzt Grandpa, der Kopf ist ihm im Schlaf auf die Brust gesackt. Meine Hand hält er trotzdem fest.
"Grandpa?", krächze ich. Meine Stimme ist offenbar nicht ganz funktionsfähig.
Grandpa schreckt hoch.
"Clara! Merlin sei Dank, du bist aufgewacht!"
"Wie lange war ich weg?", frage ich.
"Drei Tage und elf Stunden", antwortet Grandpa, "brauchst du irgendwas?"
"Was zu trinken", flüstere ich. Meine Stimme ist weg und mein Hals komplett ausgetrocknet. Grandpa reicht mir ein großes Glas Wasser. In einem Zug trinke ich es aus.
"Grandpa?", frage ich.
"Ja, kleines?"
"Ich bin jetzt ein Werwolf, oder?"
"Das wissen wir nicht genau. Die Ärzte konnten das Gift ziemlich schnell aus deinem Blut herausholen, aber natürlich nicht alles. Es kann also sein, dass du eine vollständige Werwölfin bist, es kann aber auch sein, dass du dich bei Vollmond einfach nur in eine Wölfin verwandelst", erklärt er.
Wir schweigen.
Es ist nicht besonders ermutigend, nicht zu wissen, ob man jetzt Werwolf ist oder nicht. Andererseits wäre es wahrscheinlich ganz angenehm, nicht ganz so brutal zu sein...
Die Tür geht auf. Herein kommen, völlig außer Atem, Fleur und Hannah.
"Du bist wach! Merlin, Clara, du bist wieder da!", ruft Hannah und fällt mir um den Hals.
"Ich war die ganze Zeit da. Nur halt bewusstlos in St. Mungo", antworte ich lächelnd.
"Drei Tage lang", grummelt Fleur, umarmt mich aber ebenfalls.
"Na, ich lasse euch dann mal allein", sagt Grandpa freundlich und verlässt das Zimmer.
"Guck mal", sagt Hannah, "wir sind in der Schule rumgegangen und haben für dich gesammelt."
Sie kippt ihre Tasche vor mir am Fußende des Bettes aus. Heraus fallen Süßigkeiten, Jux-Zauberstäbe, ein paar Bücher und noch mehr Süßigkeiten. Ich greife nach einem der Bücher.
"Percy Jackson?", frage ich stirnrunzelnd, "Ein Muggelbuch?"
"Kommt von Beatrice. Der zweite Band ist auch dabei", erklärt Fleur.
Etwas rotes fängt meine Aufmerksamkeit. Ich nehme es in die Hand. Es ist ein Briefumschlag.
"Der ist von Felix", sagt Hannah. Ich nicke langsam und öffne den Umschlag.Liebe Clara,
Du bist jetzt eine Wölfin, nicht wahr? Ich habe von den Ärzten erfahren, dass du vielleicht gar kein richtiger Werwolf bist.
Immerhin ein Lichtblick.
Clara, ich weiß, was du dich jetzt fragst.
Nein, du bist kein Monster für mich. Du bist jetzt eben mein Wölfchen. Und ich liebe dich immer noch so sehr. Ehrlich. Du verwandelst dich halt einmal im Monat in eine Wölfin, ob gefährlich oder nicht, wissen wir noch nicht. Das kann nichts an meiner Liebe zu dir ändern, keinesfalls. Niemals.
Du und ich. Wir beide, für immer. Vergiss das nicht.
Ich wäre gern mit Fleur und Hannah zu dir gekommen, aber Madame Maxime erlaubt es in der Schulzeit nur zwei Leuten zur gleichen Zeit. Nächste Woche komme ich dich besuchen, mein Herz. Versprochen.
Ich liebe dich, Wölfchen.
In Liebe,
Dein FelixTränen der Erleichterung und der Freude laufen meine Wangen hinunter.
Ich bin kein Monster für Felix. Er liebt mich trotzdem. Er und ich, wir beide, für immer.
"Was schreibt er?", fragt Fleur besorgt.
"Nichts schlimmes. Dass ich kein Monster für ihn bin und dass er mich liebt. Hier, kannst lesen." Ich reiche ihr den Brief.
Hannah schaut ihr über die Schulter.
"Ist ja süß", sagt sie lächelnd.
"Sein Wölfchen. Das ist echt niedlich", stimmt Fleur ihr zu. Ich werde rot und schaue mir den Umschlag an. Auf die Vorderseite ist ein großes, etwas krüppeliges Herz gemalt. Darin steht Clara + Felix, unter dem Schriftzug das Zeichen für Unendlichkeit. Wieder laufen mir die Tränen übers Gesicht.
Meine Freundinnen umarmen mich.
"Hört mal", beginne ich, "für euch bin ich... bin ich doch auch kein Monster, oder?"
"Nein! Was denkst du denn!", entfährt es Hannah und Fleur fügt hinzu: "Für uns nicht. Und für alle, die dir etwas geschenkt haben, auch nicht. Sogar Ariélle hat was dazugetan."
"Was denn?", frage ich neugierig. Hannah zeigt auf das dritte Buch. Ich nehme es zur Hand. Es heißt Hundert schöne Frisuren für schöne Hexen. Auf dem Buchdeckel klebt ein Zettel: "Zum Zeitvertreib. Ich hätte auch gern so schöne Haare wie du."
"Das ist cool", sage ich, und dann zu meinen Freundinnen gewandt: "Davon könnt ihr euch garantiert auch was machen."
Aber dazu kommen wir nicht mehr, denn Grandpa kommt wieder herein.
"Miss Marchand, Miss Delacour, ich habe soeben eine Nachricht von Madame Maxime einen Patronus erhalten, Sie sollen wieder nach Beauxbatons zurück."
Fleur will protestieren, doch Hannah wirft ihr einen warnenden Blick zu. Dann umarmen sie mich beide noch einmal.
"Nächste Woche kommt Felix mit Ariélle. Wir sehen uns in zwei Wochen wieder", sagt Fleur.
"Bis bald", verabschiede ich mich.
Als sie weg sind, setzt Grandpa sich zu mir.
"Clara, ich muss mit dir reden", sagt er ernst.
"Um was geht es?"
"Ich möchte, dass du nach Hogwarts zurückkommst."
"Was? Warum?", frage ich erschrocken.
"Ich möchte dich in Sicherheit wissen. Hogwarts ist der sicherste Ort der Welt."
"Und Beauxbatons ist nicht sicher oder was?"
"Nicht so sicher wie Hogwarts."
"Und... für wie lange?"
"Mindestens noch den Rest von diesem Schuljahr und das nächste", sagt Grandpa bedrückt, "Hör zu, kleines, ich will nicht, dass du unglücklich bist. Ich will nur das Beste für dich. Wirklich."
"Hab ich die Wahl?", frage ich matt.
"Nein. Okay, Deal: du bleibst bis zum Ende der sechsten Klasse, und das letzte Schuljahr machst du wieder in Beauxbatons."
"Hälfte der sechsten Klasse", bettele ich und setze meinen Hundeblick auf. Grandpa gluckst.
"Na gut. Bis zu den Weihnachtsferien der sechsten Klasse. Versprochen?"
"Versprochen", sage ich erleichtert. Fast ein Jahr lang wieder zu Hause... eigentlich ganz gut. Ziemlich gut sogar.
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Mein magisches Leben und ich (Harry Potter FF) ✔️
FanfictionDieses Buch erzählt die Geschichte von Clara Cecily Dumbledore, Albus Dumbledores Enkelin. Schon zu Anfang ihrer Schulzeit in Hogwarts ist sie zusammen mit ihrer besten Freundin Liana Sphinx die Beste ihres Jahrgangs und wird deswegen in den Süden F...