73. Kapitel

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Wir lernen, was das Zeug hält, sogar Mica ist den Gerüchten nach arbeitend gesehen worden und eines Nachmittags finde ich tatsächlich Fred und George hinter Büchern vergraben in der Bibliothek.
Die Zeit verfliegt in rasendem Tempo und viel zu schnell geht es auf die Sommerferien zu. Der Unterricht wird härter, das Niveau schraubt sich Woche für Woche höher und mit jeder Stunde werden die Lehrer unfreundlicher. Snape zieht noch mehr Hauspunkte ab als gewöhnlich, sogar den Slytherins. Gonni setzt alle auseinander, bei denen nur die allerkleinste Gefahr besteht, dass sie den Unterricht stören könnten. Fleur wird immer nervöser, weil es auf die dritte und letzte trimagische Prüfung zugeht. Sie ist nicht sehr zuversichtlich, was ihre Chancen angeht. Béatrice dreht alle paar Tage durch und wenn sie das tut, flippt Jendrik gleich mit aus. Mica wechselt seine Betthäschen fast täglich. Mehr als einmal schon habe ich eine weinende Fünftklässlerin mit zerrissener Kleidung in einer Besenkammer gefunden, die er sitzen gelassen hatte. Wenn er in Hogwarts Schüler wäre, hätte ich ihm dafür schon etliche Hauspunkte abgezogen. Madame Maxime hat alle Mühe, uns im Zaum zu halten, auch wenn Cecilia sie tatkräftig unterstützt.
"Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich kein Lehrbuch in der Hand hatte", sagt Emma eines Abends seufzend und legt ihr Buch über Kräuterkunde beiseite. Sie hat es gerade zum dritten Mal durchgelesen. "Ich glaub, jetzt kann ich es auswendig."
Ich brumme nur zustimmend und versenke mich wieder in meinen chaotischen Notizen für Arithmantik. Bloß nicht nach draußen schauen, das bringt mich nur zum Träumen. Es ist Mai und das Wetter herrlich, und unter anderen Umständen würde ich jetzt draußen spazieren gehen oder im See baden. Aber wir hocken alle in der Bibliothek, fast immer bis tief in die Nacht hinein, und lernen auswendig, üben Stellung zu nehmen, beurteilen und zu deuten, eignen uns wichtige Zauber selbst an, wenn wir den Unterricht wieder einmal nicht verstanden haben, lernen, lernen, lernen ... Über ihren Büchern vergisst Fleur manchmal sogar die dritte trimagische Aufagbe. 
Dann kommt die Prüfungswoche und ein bedrückendes Schweigen legt sich über den ganzen Jahrgang. Kaum jemand kann etwas essen, kaum jemand kann schlafen. Die Hauptnahrungsmittel sind Kaffee und schwarzer Tee. Die Prüfungen sind langwierig und ermüdend, aber letztendlich habe ich ein gutes Gefühl dabei. Die praktische VgddK-Prüfung ist besonders schwer. Wir müssen ungesagt unsere Patroni heraufbeschwören, was einigen Probleme bereitet, aber mein Delfin erscheint bereits beim ersten Versuch mühelos und der Prüfer nickt anerkennend. Auch Verwandlung ist nicht einfach. Einen ganzen Raum gilt es umzugestalten, ohne Fehler. An Stelle eines kleinen Schranks soll ein Käfig mit einer lebenden Eule an der Wand stehen, der Schreibtisch soll durch ein raffiniert gemustertes Sofa ersetzt werden und ähnliches. Die letzte Prüfung ist für Zauberkunst, und sie ist auch die leichteste. Mit Leichtigkeit lege ich sie ab und Flitwick lächelt mir begeistert zu, als ich die Große Halle verlasse. Draußen falle ich Fleur in die Arme.
"Geschafft", flüstert sie erleichtert. "Wir sind fertig." Fertig bin ich allerdings, aber nicht nur mit den Prüfungen. Kaum eine halbe Stunde später kippe ich in mein Bett und schlafe auf der Stelle ein, um erst am nächsten Morgen aufzuwachen und festzustellen, dass ich nie wieder in den Unterricht muss. Am nächsten Tag stellen wir beim Frühstück die Große Halle auf den Kopf, sodass in den ersten beiden Stunden an Unterricht nicht zu denken ist. Fred und George starten Feuerwerke, die kichernd, giggelnd und kreischend hochgehen. Hannah lässt Blumen von der Decke rieseln. Als ich eine davon aufhebe und sie mir anschaue, blickt mich plötzlich eine blaue Babyschnecke mit riesigem Haus auf dem Rücken aus großen Glubschaugen etwas treudoof an. Als ich lächelnd ihr Haus leicht anstupse, schüttelt sie sich, niest - wie bei Merlin können Schnecken niesen?! - und ändert ihre Farbe zu Grasgrün. Ich lache und zeige das kleine Wesen den anderen, bis die Schnecke genug hat und sich in ihr Haus zurückzieht. Behutsam setze ich sie in die Tasche meine Jeansjacke, um sie später nach draußen zu bringen.
Trotz der Freude, ihre Abschlussprüfungen hinter sich zu haben, ist Fleur unglaublich nervös und angespannt, denn am Abend wird die dritte trimagische Aufgabe stattfinden. Als abends die Champions aufgefordert werden, mit Ludo Bagman zum Quidditchfeld hinunterzugehen, jubeln die Ravenclaws tatsächlich für Fleur, außer einer Gruppe von Mädchen, die nur Augen für Cedric Diggory hat. Nach und nach begeben wir uns alle nach draußen und bemühen uns, gute Plätze auf der Tribüne zu bekommen, aber sobald die Aufgabe beginnt, stellen wir fest, dass selbst die Plätze ganz vorne keinen Blick ins Labyrinth ermöglichen. Gerade fangen wir an uns wegen der Ereignislosigkeit zu langweilen, als irgendwo über dem Labyrinth rote Funken in die Luft schießen. Ein aufgeregtes Raunen geht durch die Menge und plötzlich sind alle wieder aufmerksam. Fünf Minuten später trägt Snape eine bewusstlose, blau angezogene Gestalt aus dem Labyrinth. Ich schlage die Hand vor den Mund, als ich erkenne, dass es Fleur ist. Grandpa und Madame Maxime eilen von der Tribüne, während Snape ihr bereits aus einer kleinen Phiole einen Trank einflößt. Grandpa untersucht sie kurz, dann dreht er sich zum Publikum.
"Ich kann Sie alle beruhigen", sagt er mit magisch verstärkter Stimme. "Miss Delacour geht es gut, lediglich ein starker Schockzauber hat sie getroffen. In wenigen Minuten wird sie aufwachen, und ich bitte ein paar ihrer Freundinnen herunterzukommen, um sie nötigenfalls zu beruhigen."
Hannah, Béatrice und ich stehen auf und suchen uns einen Weg nach unten. Als wir bei Fleur ankommen, ist sie bereits wach und vergräbt ihr Gesicht in den Händen. Hannah nimmt sie in den Arm.
"Ich hab's verhauen, oder?", fragt Fleur. "Ich bin raus." Eine Feststellung, keine Frage. Irgendwer reicht ein paar Schokofrösche durch, aber Fleur lehnt ab.
"Willst du wirklich nicht?", fragt Béatrice und guckt sie bettelnd an. Fleur lächelt ein bisschen.
"Nimm dir ruhig einen", sagt sie.

 Mein magisches Leben und ich (Harry Potter FF) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt