Wie im Flug vergehen die beiden Wochen, die Hannah und ich ganz alleine, abgesehen von den Hauselfen, in Beauxbatons verbringen. Wir benehmen uns wie die kleinen Kinder: Wir stellen das Lehrerzimmer auf den Kopf, will heißen, wir färben den Teppich um, bringen die Stühle und Tische durcheinander, vertauschen die Unterlagen der Lehrer. Wir holen uns täglich Kakao mit Marshmallows aus der Küche, verbringen ganze Tage in einem kleinen See, den wir im Wald gefunden haben und decken uns im Dorf mit allem möglichen Unsinn ein.
"Wir sehen uns bald", sagt Hannah, bevor sie mich loslässt. Wir stehen am Rand des Geländes zwischen den letzten Bäumen des Waldes. Madame Marchand wartet schon ungeduldig darauf, dass ich über die Grenze trete. Das tue ich jetzt und ergreife ihren Arm. Felix hat ein detailliertes Bild von seinem Zuhause geschickt, eine große, weiße Villa mit einer gigantischen Terrasse, vielen Erkertürmchen und einem Garten darum herum, den man mit Recht schon einen Park nennen kann. Eingegrenzt ist das Grundstück mit von bunten Blumen durchsetzten Hecken.
Dieses Bild sieht sich Madame Marchand nun noch einmal genau an, dann steckt sie es in die Hosentasche.
"Halt dich gut fest", ermahnt sie mich. Dann fühlt es sich plötzlich an, als würde ich durch einen viel zu engen, dunklen Schlauch gepresst werden, in meinen Ohren knackt es und mir wird schlecht. Ebenso schnell, wie es gekommen ist, ist das Gefühl aber auch schon wieder vorbei und es stellt sich heraus, dass das Bild, das Felix geschickt hat, sehr genau war: Das Grundstück sieht genauso aus.
Madame Marchand sieht mich von der Seite an.
"Du kannst meinen Arm jetzt loslassen", sagt sie.
Ich bemerke, dass ich mich immer noch an ihr festklammere, und lasse verlegen ihren Arm los.
"Ich vermute mal, du kommst ab hier allein klar."
Ich nicke abwesend und murmele einen Abschiedsgruß; ich bin zu versunken in den Anblick des prächtigen Anwesens. Auf der Terrasse liegt eine Frau im Bikini mit unglaublich langen, blonden Haaren in der Sonne. Ich mache mich daran, meinen Koffer den Hügel hinunter zu zerren, auf dem wir gelandet sind. Ein breiter Sandweg schlängelt sich zwischen den anderen Hügeln hindurch auf ein großes, aufwändig verziertes Tor aus Metall zu. Davor bleibe ich ratlos stehen. Ein dickes Schloss hängt an den Streben, und natürlich ist weit und breit kein Schlüssel dafür zu sehen. Alohomora würde sicher nichts nützen, das wäre zu einfach.
"Hallo?", rufe ich. Dann noch einmal: "Hallo!", diesmal lauter. In der Ferne höre ich die Frau etwas sagen, und eine Mädchenstimme antwortet, um dann etwas zu rufen. Ich beschließe, mich zu gedulden. Zwei Minuten später taucht eine vertraute, kräftige Gestalt auf dem Weg auf und kommt rasch näher. Kurz darauf steht Felix hinter dem Tor und strahlt mich an.
"Hallo", sagt er schlicht und schließt das Tor mit einem großen, silbernen Schlüssel auf. Ich trete hindurch und falle in seine ausgebreiteten Arme.
"Hallo", will ich sagen, aber bevor ich den Mund öffnen kann, küsst Felix mich. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und versinke in dem herrlichen Geruch nach Pergament und frisch gemähtem Gras.
"Schön, dass du da bist", sagt er zu mir, nachdem wir uns voneinander gelöst haben. Ich gebe ihm einen Kuss auf die Nase.
"Schön, hier zu sein", erwidere ich. Felix nimmt meinen Koffer verschränkt die Finger seiner anderen Hand mit meinen.
"Ich kann den Koffer auch selber nehmen", protestiere ich, aber Felix lacht nur.
"Ich wäre ja kein Gentleman, wenn ich den nicht nehmen würde", meint er und grinst mich an.
"Für mich müsstest du kein Gentleman sein", sage ich leise. Er drückt meine Hand.
Die blonde Frau ist aufgestanden und sieht uns entgegen. Ein strahlendes Lächeln tritt auf ihre Lippen, als sie unsere verschränkten Hände sieht. Sie eine noch schönere Erscheinung als Fleur, mit ihrer hellen Mähne und blauen Augen, die Felix und Arièlle ganz klar von ihr haben. Ihr Gesicht ist freundlich und mit unglaublicher Eleganz versehen, und ihre Zähne sind nahezu blendend weiß und perfekt angeordnet. Breit lächelnd streckt sie mir ihre Hand entgegen und ich ergreife diese.
"Herzlich Willkommen!" Ihre freundlichen Augen mustern mich forschend. "Ich bin Stefanie Rougier, aber nenn mich ruhig Steffi."
"Vielen Dank", erwidere ich und lächle zurück. "Clara Dumbledore."
"Es freut mich sehr, dich kennen zu lernen. Felix erzählt andauernd von dir, und da konnte ich einfach nicht anders, als darauf zu bestehen, dich einzuladen." Steffi zieht mich auf die Terrasse.
"Maman!", sagt Felix empört. Sie lacht nur.
"Schon gut, ich bin schon wieder peinlich. Felix, zeig deinem Gast doch ihr Zimmer. Hast du einen Bikini oder Badeanzug dabei?", fragt sie mich. Ich schüttle den Kopf.
"Nicht schlimm, Arièlle kann dir etwas leihen", redet Steffi schon weiter. Offenbar redet sie sehr gern. "Möchtest du etwas essen? Wir haben bestimmt noch Kuchen im Kühlschrank, Arièlle, schau doch bitte kurz nach."
"Danke, ich möchte gerade nichts essen", unterbreche ich den Redeschwall. "Ich hatte erst vor gut einer Stunde etwas."
"Das ist gut. Stella!", ruft Steffi durch eine halb geöffnete Tür ins Haus.
"Was ist, Maman? Sag mir nicht, ich soll runterkommen! Kannst du vergessen!", ruft die Stimme eines bockigen kleinen Mädchens zurück.
"Wir haben einen Gast! Sei bitte so nett und begrüße sie!", ruft Steffi streng.
"Meine kleine Schwester", sagt Felix zu mir und führt mich durch eine andere Tür ins Haus. "Sie ist schon seit Tagen beleidigt, weil sie keinen neuen Besen zum Geburtstag bekommen hat."
"Wie alt ist sie?", frage ich und schaue mich staunend um. Der Raum, in dem wir uns befinden, ist in einem zarten Grünton gestrichen und mit hellen Möbeln ausgestattet. Ein Sofa und Sessel mit der gleichen Farbe wie die Wände stehen um einen Glastisch herum. Überall liegen Bücher, Blöcke und Stifte herum, sie stapeln sich auf dem Boden, auf dem Sekretär neben der Tür, auf den Sesseln, überall, nur im Regal sind recht wenige zu sehen.
"Sie ist letzte Woche elf geworden", antwortet Felix. "Entschuldige bitte das Chaos hier, Maman schreibt viel und weigert sich, die ganzen Bücher ins Regal zu stellen, weil sie dann ja nicht mehr weiß, wo sie sie hingestellt hat." Er verdreht die Augen und grinst schief.
"Mir ist dieser Raum gerade eigentlich ziemlich sympathisch", erwidere ich. "Das Chaos erinnert mich an Grandpa, wenn er während der Arbeit einschläft und am nächsten Morgen nicht aufräumt."
Felix zeigt mir das ganze Haus, bevor wir mein Gepäck in dem Gästezimmer abladen, das ich für die nächsten Wochen bewohnen werde. Es ist riesig, aber den größten Teil des Platzes nimmt ein so großes Bett ein, dass fünf Leute hineinpassen würden.
"Maman hat dieses Zimmer ausgesucht, weil sie meint, wir würden es wohl jede Nacht ziemlich wild treiben", sagt Felix, der im Türrahmen lehnt, die Hände in den Hosentaschen. Zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, sehe ich ihn verlegen werden. Ich lege lachend meine Sachen auf die fliederfarbene Bettdecke und trete ans Fenster. Die Aussicht zeigt Massen an Blumen, Obstbäumen und Gemüsebeeten.
"Macht ihr das alles selber?", frage ich beeindruckt.
"Größtenteils Maman", antwortet Felix und stellt sich neben mich.
"Wir sind da eher ... faul." Ich grinse zu ihm hoch.
"Das überrascht mich nicht unbedingt", necke ich ihn.
"Hey!" Felix versucht, mich zu kitzeln, aber ich weiche lachend zurück und entwische aus dem Raum. In halsbrecherischem Tempo sause ich die weit geschwungenen Treppen hinunter, an einem kleinen Mädchen vorbei, das mir verwundert hinterherblickt.
"Clara! Warte!", ruft Felix mir hinterher und rennt ebenfalls die Stufen hinab, immer zwei auf einmal nehmend. "Du hast mir nie erzählt, dass du kitzelig bist! Das muss ich doch ausnutzen!"
"Nein!", quietsche ich und finde tatsächlich den Weg nach draußen.
Aber hier ist Schluss: Felix holt mich ein, hält mich fest und kitzelt mich gnadenlos durch.
"Aufhören!", keuche ich atemlos lachend und versuche vergeblich, mich aus seinen Armen zu winden.
"Was krieg ich dafür?", fragt Felix grinsend.
"Weiß nicht", rufe ich, "Egal!"
"Hmm, lass mal überlegen..." Felix tut nachdenklich und schließt mich fest in seine Arme. Atemlos lehne ich mich gegen ihn.
"Du bist gemein", murmele ich gegen sein T-Shirt.
"Ach, bin ich das? Das war noch gar nichts!" Wieder beginnt er, mich zu kitzeln, bis ich mich schließlich lachend ergebe und aufhöre, mich zu wehren.
"Ach, so ist das doch langweilig", schmollt Felix und lässt endlich von mir ab. Einen Augenblick später packt er mich plötzlich bei den Hüften und wirft mich im hohen Bogen in den Pool. Prustend komme ich wieder hoch. Grinsend sieht er auf mich herab, wie ich mir die Haare aus dem Gesicht schüttle und böse zu ihm hochschaue.
"Na komm, ich zieh dich hoch", sagt Felix schließlich gnädig und streckt mir seine Hand hin. Aber statt mich hochziehen zu lassen, hänge ich mich mit meinem ganzen Gewicht daran und ziehe ihn zu mir ins Wasser.
"Das hast du jetzt davon!", schimpfe ich lachend, als er mich so empört ansieht wie ich eben ihn. Aber ganz offenbar hat Felix noch anderes im Sinn, denn seine Augen blitzen verräterisch, als er auf mich zuschwimmt. Kurz bevor er mich erreicht, taucht er ab. Eine Sekunde darauf hebt er mich in die Höhe und ich schreie überrascht auf, als ich plötzlich über dem Wasser auf seinen Schultern sitze. Ich bemerke Steffi, die uns kopfschüttelnd von der Terrasse aus beobachtet.
"Felix, was genau hast du vor?", frage ich streng. Mein T-Shirt und meine kurze Hose kleben mir am Leib und meine Haare sind vermutlich gar nicht mehr zu bändigen. Glücklicherweise habe ich meine Schuhe auf der Terrasse stehen lassen.
Felix antwortet mir nicht, sondern dreht sich übermütig im Kreis. Kieksend halte ich mich an seinem Kopf fest, was jedoch nicht viel bringt, denn Sekunden später lässt er mich nach hinten kippen und mit einem lauten Platsch! lande ich wieder im Wasser.Wir lassen uns von der Sonne trocknen. Steffi sitzt neben uns und fragt mich über so ziemlich alles aus. Zwischendurch stellt sie mir die elfjährige Stella vor, die eine Minute später mit einem großen Stück Kuchen wieder in ihr Zimmer verschwindet, um weiterhin bockig zu sein.
"Wenn sie jetzt elf ist, kommt sie dieses Jahr nach Beauxbatons, oder?", frage ich. Steffi nickt wehmütig.
"Ich will sie eigentlich nicht weglassen, meine Jüngste", sagt sie.
"Bei uns hast du dich riesig gefreut, als wir endlich von hier fortkamen", bemerkt Arièlle und setzt sich neben ihren Zwilling.
"Das stimmt nur halb", widerspricht Steffi, aber ihr Lächeln straft sie lügen. Dann seufzt sie.
"Was soll ich denn machen, so ganz allein?", fragt sie beinahe traurig.
"Einen netten Kerl kennenlernen", kommt es prompt von Arièlle. "Das haben wir dir schon tausende Male gesagt, Maman."
Aber Steffi schüttelt entschieden den Kopf.
"Ich bin viel zu alt", widerspricht sie. "Mich will doch keiner mehr."
"So ein Unsinn", wage ich mich einzuschalten.
"Genau", stimmt Felix auf Steffis zweifelnden Blick hin zu. "Dir schauen die Männer reihenweise hinterher, Maman. Du brauchst dir bloß einen auszusuchen." Steffi lacht und gibt ihrem Sohn einen Klaps auf den Hinterkopf.
"So schnell geht das nicht", meint sie.
"Als ich Grandpa zum ersten Mal von Felix geschrieben habe, hat er mit dem Satz 'treffen sich zwei und tun sich gut' geantwortet", erzähle ich. "Es braucht kein großes Trara, wirklich." Ich sehe Felix neben mir lächeln und greife nach seiner Hand.
"Bei meinem ersten Mann und mir gab es viel Trara", sagt Steffi, in die Ferne starrend. "Wir hatten die typische Buchromanze. Anfangs mochten wir uns überhaupt nicht, waren aber durch die Ausbildung gezwungen, oft zusammen zu arbeiten. Irgendwann ist dann Liebe daraus geworden, nach viel Streit, Tränen und x-mal zusammen essen gehen." Arièlle sieht ihr Mutter erstaunt an.
"Das hast du noch nie erzählt", sagt sie. Steffi dreht sich zu ihr und lächelt, wenn auch ein wenig traurig.
"Jetzt schon", antwortet sie.Jaaa, ich weiß, regelmäßig ist was anderes und Dienstagnachmittag ist nicht Montagabend. Es war bis jetzt noch kein einziges Mal eine wirkliche Regelmäßigkeit zu erkennen... ich werde mich bemühen, versprochen.
Wer ein bisschen mitgedacht, weiß, was im nächsten Schuljahr für Claras Jahrgang ansteht... ;) Aber nichts verraten!
LG
Blacky
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FanficDieses Buch erzählt die Geschichte von Clara Cecily Dumbledore, Albus Dumbledores Enkelin. Schon zu Anfang ihrer Schulzeit in Hogwarts ist sie zusammen mit ihrer besten Freundin Liana Sphinx die Beste ihres Jahrgangs und wird deswegen in den Süden F...