Der Anblick eines Engels

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„Du musst endlich aufwachen!" Eine dumpfe liebliche Frauenstimme, riss den armen Mann aus seinem Schlaf

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„Du musst endlich aufwachen!" Eine dumpfe liebliche Frauenstimme, riss den armen Mann aus seinem Schlaf. Um ihn herum war alles still. Kein Lärm, keine Schreie von Orks oder sonstigen Kreaturen des Düsterwaldes, nur diese Stimme, welche durch seinen pochenden Kopf schwirrte. „Du musst etwas essen!" Eine zarte kleine Hand legte sich auf seine kochend heiße Stirn und gab ihm ein sicheres beruhigendes Gefühl, welches seine schweren Augenlider endlich dazu brachte, sie zu öffnen. Ein grelles Licht blendete ihn, wobei er anfangs nur verschwommen eine zierliche Gestalt wahrnahm, die fürsorglich an seinem Bett kniete. Es war eine Frau, da war er sich sicher. Von ihr ging also diese liebliche Stimme aus. Die Frau wedelte mit ihren Händen vor seinem Gesicht herum, sodass er langsam wieder eine klare Sicht erhielt. Mit offenem Mund starrte er nun in das Gesicht eines bildhübschen Engels mit weiß blonden gewellten Haar, welche mit besorgtem Blick auf ihn herabsah. Ihre rosafarbigen dünnen Lippen formten sich zu einem leichten Lächeln, als sie den erstaunten Ausdruck des Mannes erblickte und musste für eine kurze Zeit kichern. Ihre kleine Stubsnase rümpfte sie ein wenig, während ihre kristallklaren blauen Augen mehrmals hinter blonden langen Wimpern verschwanden. „Auch schon wach Schlafmütze?" Nun schenkte sie im gänzlich das strahlendste Lächeln, welches er je gesehen hatte. Obwohl ihr kompletter Körper in einen dicken brauen Mantel gehüllt war, erkannte er die gesamte Schönheit. Diese Haare, dieses Gesicht, generell ihr gesamtes Dasein faszinierte ihn umso mehr, desto länger er sie betrachtete. Mit wachsamen Augen verfolgte er ihre eleganten Bewegungen und ärgerte sich. Ärgerte sich darüber, warum er diese Frau nicht schon eher gesehen hatte. Sie krempelte etliche Stofflagen an ihren Füßen nach oben, sodass sie aufstehen konnte und nahm auf dem gegenüberliegenden abgenutzten Stuhl Platz, welcher unter ihrem Gewicht raunzte. Zuerst wunderte es ihn, wieso sie selbst in ihren eigenen vier Wänden so viel Kleidung trug, bis ihm selbst klar wurde, dass die heruntergekommene Hütte kaum die nötige Wärme spendete, welche sie so dringend benötigte. An sich bemerkte er es nicht, da sein Leib in eine sehr warme Decke gewickelt war, aber nach den kleinen Wölkchen, die aus dem Mund der zierlichen Frau austraten, erkannte er es sofort. Für einen kurzen Moment ließ er das Ebenbild aus den Augen und erhaschte einen flüchtigen Blick von der Umgebung, in der sich gerade befand. Das Haus, in dem sie  zu leben schien, war sehr klein und nicht gerade wohlhabend eingerichtet. In der linken Ecke nahe der Eingangstür, stand ein alter vermorschter Schrank, dessen grünliche Farbe bereits ausgeblichen war. Durch das halb verwachsene Glasfenster, konnte er ein paar Töpfe erkennen, welche verschiedenste getrocknete Kräuter füllten. Auf der anderen Seite lehnte ein kaputtes längliches Regal, aus den die meisten Schubladen bereits herausgebrochen herunterhangen. Ob sie dieses Mobiliar überhaupt benutzte, wusste er selbst nicht, doch nach Fragen, war ihm auch nicht zumute. Nun kam er schon zu dem demolierten Stuhl, auf dem sie saß und der zu einem halbwegs geraden Tisch gehörte, auf dem saubere Bandagen und diverse Kräuter lagen. Dann fehlte nur noch das kleine Feldbett, auf dem er lag, danach gab es nichts mehr. Es erschütterte den Mann, wie arm diese Frau wirklich lebte. Ohne viel Hab und Gut, ohne eine Familie oder Freunde, da es nicht gerade so aussah, als hätte sie jemanden an ihrer Seite. Sie war wohl allein, doch ihr wunderschönes Lächeln, verriet, dass sie sich dabei nicht einmal so unglücklich fühlte. Mit ihren zarten Händen holte sie eine hölzerne Schüssel unter dem Tisch hervor und reichte sie ihm, zusammen mit einem Löffel, welche er dankend doch etwas fragend entgegennahm. Ein Blick hinein und sein Hunger begann sich durch ein lautes Knurren in seinem Magen zu zeigen. Die Schüssel beinhaltete nämlich frisches gemischtes Grünzeug mit herzhaft angerichteten Waldpilzen und buntem Gemüse, wobei ihm sofort das Wasser im Mund zusammenlief. Verkrampft hielt er die Schüssel in der linken und den Löffel in der rechten Hand, als er der Frau noch einen Blick zu warf, welchen sie mit einem fröhlichen Nicken bestätigte, bevor er beruhigt zu essen begann. Es schmeckte sogar so sehr, dass er selbst, nachdem er den Inhalt erfolgreich geleert hatte, noch immer in der Schüssel herumkratzte, als würde sich etwas darin befinden. Es dauerte also eine Weile, bis sie ihm die Schüssel abnehmen konnte und dabei herzlich kicherte. Er spürte schon wie seine Kräfte so langsam in seinen Körper zurückflossen und auch die Schmerzen an seinen Gelenken ein wenig abnahmen. Sein Hunger war nun gesättigt, dafür aber seine Neugierde noch nicht, da er den Namen dieser wunderschönen Kreatur noch nicht erfahren hatte. „Wie heißt du?", wollte er unbedingt wissen, da es nun an der Zeit war endlich aufgeklärt zu werden. Die Frau reagierte sehr perplex, als der Mann plötzlich mit ihr zu reden begann, jedoch nach wenigen Sekunden entschied sie sich, ihrem Schützling zu antworten: „Mein Name ist Camilja." Ihre Stimme hörte sich nun noch sanfter an, da ein schüchterner Unterton darin lag. Die Pupillen des Mannes weiteten sich. „Ein sehr schöner Name, für eine sehr schöne Frau." Die Wangen von Camilja erröteten ein wenig und sie setzte sich ihre Kapuze auf, sodass er es nicht mehr sehen konnte. Schade eigentlich, da er gerne ihr schönes Gesicht betrachtete. Der Mann versuchte sich zu strecken, doch seine Glieder schmerzten noch zu sehr, wobei er es vorerst unterlassen musste. Währenddessen zerkleinerte Camilja ein paar gelbe Blütenblätter und mischte sie mit einem bräunlichen Öl. Dies träufelte sie dann nach und nach auf die Bandagen und verteilte die Mixtur gleichmäßig. Hin und wieder spähte sie auf seine Handgelenke, die dabei noch mit den alten Bandagen umwickelt waren. Bei dem betrachten seiner eigenen eingewickelten Hände, brodelte auch schon die nächste Frage in ihm auf. „Wie lange bin ich eigentlich schon hier?" Die Frau räusperte sich leise, bevor sie ihre Kapuze wieder abnahm umso besser sehen zu können. „3 Tage.", gab sie ihm scharf und konzentriert zur Antwort. Fassungslos seufzte er und verfolgte dabei ihre geschickten Handhabungen. So lange war er also bewusstlos. „Immerhin sind deine Verletzungen in dieser Zeit wunderbar verheilt. Die äußeren zumindest." Sie hatte recht, da seine Hände nachdem entwickeln nur noch ein paar Schrammen besaßen und ansonsten völlig gesund aussahen. Er erinnerte sich zurück, als er auf dem Feld um sein Leben gekämpft hatte. Er schaute auf sich herab und erblickte diese schrecklichen tiefen Wunden, von den jetzt nicht mehr viel übrigblieb. Er hatte ihr viel zu viel zu verdanken. Diese fürsorgliche Pflege, das hervorragende Mahl und vor allem sein Leben. „Du hast mich gerettet Camilja und dafürstehe ich in deiner Schuld." Er sah sie an, doch ihr Blick war bloß auf seine Arme gerichtet. Sie lachte kurz leise auf und stoppte für einen kurzen Moment, fuhr jedoch gleich darauf ohne ein Kommentar fort. „Warum hast du das getan?", hakte er nach und beugte sich soweit es seine Schmerzen erlaubten, um ihr in die Augen zu schauen. Camilja wich ihm zwar aus, beantworte die Frage aber trotzdem: „Du bist ein wahrlich beneidenswerter Krieger. Ich habe dich oft gesehen, wenn ich durch den Wald spaziert bin. Du hast viele dieser Monster zur Strecke gebracht. Besiegtest sie als wäre es deine Bestimmung. Ich hatte also keine andere Wahl, du bist viel zu wichtig für den Düsterwald. Dein Tod würde die ganzen Probleme steigern, was ich natürlich nicht zulassen kann." Er fühlte sich geschmeichelt. Als sie ihn einen beneidenswerten Krieger nannte. Anscheinend schien sie ihn schon des Öfteren gesehen zu haben, aber wusste sie überhaupt wer er war oder woher er wirklich kam? Die frischen Bandagen fühlten sich kalt auf seiner Haut an und gaben ihm ein beruhigendes Gefühl. Ihre Kräuterkenntnisse waren umwerfend, allein was sie bewirkten, da er es nicht gewohnt war, dass seine Wunden so schnell verheilten. Sie besaß ein außergewöhnliches Talent, was er natürlich sofort zu nutzen wusste. „Weißt du Camilja ich komme von sehr weit her, einem Königreich um genau zu sein.", fing er langsam an. Sie nickte und legte alles beiseite, sodass sie problemlos seinen Worten lauschen konnte. „Mein Vater hat mir das kämpfen beigebracht und mich auch hier her geschickt, sodass die Orks so gut wie möglich von dem Düsterwald fernhalte." Erstaunt schüttelte sie ihren Kopf und lächelte dabei. „Wer bist du?", fragte sie nun endlich, sodass er es ihr verraten durfte. „Mein Name ist Legolas.", antwortete er präzise und sie zuckte zusammen. Ihre kleinen Hände presste sie aneinander und er sah, wie ihre Augen plötzlich größer wurden. „L-Legolas?", stotterte sie nun und er nickte etwas verwirrt, als er sie so erblickte. „Der Prinz des Düsterwaldes und Sohn des Elbenkönigs?" Er nickte erneut, nur noch verdutzter. „Was wohl mit ihr nicht stimmte?", dachte er sich. Blitzschnell fasste Camilja wieder nach den Stofflangen ihres Gewandes, stand auf und machte einen tiefen Knicks vor ihm. „E-es tut mir fürchterlich leid der Herr. Ich wollte nicht so ungehorsam zu euch sein, bitte vergebt mir!", weinte sie förmlich in den Boden hinein, doch Legolas beabsichtigte dies überhaupt nicht. Ächzend rappelte er sich auf und wedelte mit seinen Händen vor ihr herum und bat sie, sich zu erheben. „Bitte, wenn sich jemand verbeugen müsste, dann wäre ich es wohl Camilja. Ich erwarte nicht von meiner Lebensretterin geehrt zu werden, ich bitte dich." Röte kehrte erneut in ihr Gesicht zurück, wobei sie sich setzte und ihr Gesicht wieder im Schatten ihrer Kapuze versteckte. „Genau deswegen will ich mich bei dir erkenntlich zeigen." Mit den nicht bandagierten Fingern, umfasste er ihre Handgelenke, sodass sie ihn ansehen musste, ob sie es wollte oder auch nicht. „Ich habe beschlossen, dich mit in die Hallen meines Vaters zu bringen." Camilja stotterte, probierte sich aus seinen Fängen zu befreien, aber er war eindeutig zu stark. „N-Nein mein Prinz! Dieses Angebot kann ich nicht annehmen, es wäre viel zu riskant für euch", stritt sie ab. „Wieso?", erwiderte der Prinz. „Du würdest ein schöneres und sorgloses Leben haben, ohne diese furchtbare kleine Hütte und deinen alten Kleidern." Camilja schüttelte ununterbrochen ihren Kopf und schaffte es sich endlich von ihm loszureißen. „Ich kann das nicht Legolas." Sie stand auf und steuerte auf die Ecke zu in der der vermorschte Schrank stand. „Sieh mich doch an! Ich schaue schrecklich aus, arm, elend und verlassen wirke ich, was ich auch bin. So kann ich doch unmöglich deinem Vater gegenübertreten. Er würde mich wieder wegschicken, egal mit welchen Argumenten du ihn konfrontieren würdest." Legolas seufzte. Er möchte am liebsten aufstehen und sie in den Arm nehmen, wenn er es könnte. „Er wird es akzeptieren müssen Camilja, da ich einen triftigen Grund habe." Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und drehte sich weg. „Das ich dich gerettet habe reicht nicht, er wird seinen Dank aussprechen und mich gehen lassen", warf sie ihm vor. Er lachte. „Das meine ich auch nicht. Ich erwähne deine Stärke." Camilja zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn fragend über ihre rechte Schulter. „Welche Stärke?" Er bat sie wieder sich zu setzen und sie gehorchte brav, worauf der Stuhl erneut aufheulte. „Du kennst dich doch hervorragend mit Kräutern aus nicht wahr?" Sie nickte. „Du kannst daraus wunderbare Heilmittel kreieren, welche ich nie zuvor gesehen habe. Meine Hand..." Er hielt sie in die Luft. „In drei Tagen wäre sie nie so perfekt verheilt gewesen, wie du es geschafft hast." Camilja musste sich ein schwaches Grinsen verkneifen. „Was soll mir das jetzt bringen?", wollte sie wissen, da sie seine Theorie immer noch nicht verstanden hatte. „Der Grund, warum mein Vater dich behalten muss, ist, weil du unsere Krieger hervorragend versorgen kannst, noch dazu in dieser kurzen Zeit. Wir haben niemanden, der zu so etwas im Stande ist, also darf er mir nicht wiedersprechen." Mit unruhigen Fingerspitzen biss sie sich auf die Unterlippe und musste überlegen. Legolas sah sie in der Zwischenzeit von der Seite an. Sie trug immer noch ihre Kapuze, was ihn ein wenig irritierte. Er wollte ihr viel lieber ins Gesicht blicken, wenn sie ihm eine Antwort gab, weswegen er sie sachte von ihrem Kopf entfernte, sodass er ihre Haare nicht zerstörte. In ihrem Ausdruck lag Verzweiflung und gleichzeitig auch Angst, welche sie jedoch nicht haben musste. „Zu deinem Wohl Camilja.", fügte er als letztes noch hinzu. Mit einem lauten Seufzer wagte sie es nun ihr Haupt zu heben. Ihre feuchten glasklaren Augen leuchteten ihn an, als sich endlich ihr kleiner Mund zum Sprechen öffnete: „Na schön, ich werde dich begleiten."

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt