Erinnerungen

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Gähnend schlug Camilja ihre schweren Augenlider auf und blinzelte in die schwachen Sonnenstrahlen

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Gähnend schlug Camilja ihre schweren Augenlider auf und blinzelte in die schwachen Sonnenstrahlen. Welche sich durch das kleine Dachfenster den Weg in ihr Zimmer bahnten. Stöhnend richtete sie sich auf und spürte sofort, wie grauenvolle stechende Schmerzen ihren schlaffen Körper durchströmten. Bei der einzelnen Bewegung verzog sie ihr Gesicht und biss ihre Zähne dabei zusammen. Diese turbulente Nacht hatte ihr wohl alle Kräfte geraubt. Pochende Kopfschmerzen begleiteten sie, während Camilja sich auf ihre wackligen Beine stellte. 2Wie konnte sie sich bloß so elend fühlen?", dachte sie und fuhr über ihren erhitzten Hinterkopf. Noch nie war es ihr in einer Nacht so schlecht ergangen, wie in dieser. Ob dies etwa an ihrem neuen zuhause lag? Ein stürmisches Klopfen an ihrer Zimmertür erregte ihre Aufmerksamkeit und sie musste sich an der Säule des Himmelbettes festhalten, um nicht einzuknicken. So furchtbar empfand sie ihren momentanen Zustand. „Ja bitte?", fragte sie den Unbekannten vor der Tür mit einer kratzigen Stimme. Sachte strich sie mit der zittrigen Fingerkuppe ihre trockene Kehle hinunter. Was war denn nur los mit ihr? „Elbin Camilja?" Eine Männerstimme durchdrang die dicke Wand aus Eichenholz, aber sie erkannte diese. Nachdenklich leckte sie sich über ihre trockenen Lippen und überlegte. Legolas? Nein sein Tonfall klang viel weich, als die des Unbekannten. Wer sonst würde wohl an ihr Gemach klopfen wollen? Für einen kurzen Moment blieb ihr Herz stehen, da ihr der König vor dem geistigen Auge erschien, doch in letzter Sekunde kam eine versteckte Erinnerung in ihrem Gedächtnis auf sie zugeschossen. Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken und sie spürte, wie sie sofort wieder anfing zu schwitzen. Es handelte sich weder um Legolas noch den König, sondern um den Elb der zuvor noch in ihr Zimmer gestürmt kam, als sie vor Angst und Wehrlosigkeit am ganzen Leib gezittert hatte. Jetzt fiel es ihr wieder ein, warum jede Bewegung sie so dermaßen plagte. Ruckartig durchfluteten sie alle Gefühle, welche ihr vor ein paar Stunden noch den Schlaf raubten. Sie zitterte erneut. Eine kleine Träne rann ihre Wange herab. Es war nur ein Traum. „Der wehrte Prinz wünscht ihre Anwesenheit am gemeinsamen Frühstückstisch, soll ich sie ankündigen lassen?" Camilja riss ihren Kopf nach oben, als sie ihn „Prinz" sagen hörte, bereute jedoch ihre Entscheidung, da sie gleich darauf fürchterliche Schmerzen ereilten. Legolas wäre wohl der einzige, der sie von ihrem schrecklichen Vorfall ablenken könnte. Schnell wischte sie sich die Tränen aus den Augen. „Ja ich bitte darum", gab sie ihm zur Antwort, wobei ihre Stimme nun nicht mehr so kratzig klang wie zu Beginn. Der Elb bestätigte ihre Aussage mit einem Ruf und stolzierte davon. Camilja, die so gut wie möglich versuchte den Schmerzen auszuweichen schlüpfte eilig in das weiße Kleid, welches sie am Vortag getragen hatte, bürstete sich durch das weiche Haar und schlenderte unter leidenden Geräusch aus ihrem Zimmer. Sie wollte auf keinen Fall zu spät kommen, wodurch sie im Eiltempo die endlos langen Gänge durchquerte. Als sie jedoch am Thronsaal vorbei kam entschied sie sich für einen Moment stehen zu bleiben. Aufgeregt nagte sie an ihrer Unterlippe und dachte an den wartenden Prinzen, doch ihre Beine ließen sie nicht fort. „Was der König wohl gerade tat?" fragte sie sich und erkannte, dass die Tür ein wenig geöffnet war. Höchst neugierig steuerte sie direkt auf den kleinen Spalt zu, bückte sich und spähte kurz darauf ein wenig hindurch. Völlig konzentriert wanderten ihre scharfen Blicke durch den riesigen Saal, aber leider konnte sie seine edle Gestalt nirgends entdecken. Keine Wachen, kein König und auch keine anderen Elben waren zu sehen. Sogar der wuchtige Thron aus wunderschönen Bäumen geformt mit diesen farbenfrohen Blättern, stand still und leer inmitten des Raumes. Ob er sich noch in seinem Gemach aufhielt. Plötzlich sprang Camilja auf und stolperte erschrocken zurück, denn ein tiefes unerwartetes Räuspern riss sie aus ihrer Spionage. Tollpatschig blieb sie an ihrem Kleid hängen und knallte mit ihrem Rücken an die Brust von demjenigen, der direkt hinter ihr stand. Sogleich schaute sie nach oben, wo sie gleich darauf von dem blick der eisblauen Augen durchbohrt wurde. Es dauerte nicht lange bis sie realisiert, dass der König vor ihr stand, worauf sie in Sekundenschnelle errötete und sich hysterisch von ihm entfernte. „Suchst du etwas?" Skeptisch hob er eine seiner dichten Augenbrauen hoch und sah auf sie herab. Camilja konnte in ihren Ohren hören, wie schnell ihr Herz in diesem peinlichen Moment schlug. Warum musste er ihr genau in diesem Moment über den Weg laufen? „N-nein mein König", stotterte sie überwältigt, da der Schock und der Scham noch nicht abgeklungen war. Schnell machte sie noch einen flüchtigen Knicks vor ihm, wagte es jedoch nicht zu ihm aufzusehen. Diese ganze Situation erschien ihr noch zu unangenehm, um den kalten Blick seiner verführerischen Augen standzuhalten. Dafür fühlte sie sich noch nicht stark genug. „Ich nehme an du bist auf dem Weg zu Legolas, wenn ich mich nicht täusche." Camilja nickte und atmete dabei diesen wunderbaren Duft des Waldes wieder ein. Wie sie diesen Geruch doch liebte. „Das bin ich!", antworte sie ihm mit einer übertrieben hohen Stimme. Ein tiefes Brummen von ihm versicherte ihr, dass er verstand wohin sie wollte, worauf sie an seinem Schatten erkannte, dass er sich langsam umdrehte. „Zufälligerweise bin ich auf demselben Weg, du könntest mir also ruhig Gesellschaft leisten." Vorsichtig hob sie den Kopf, um sicher zu gehen, dass er ihr den Rücken zugekehrt hatte. Meinte er das wirklich ernst? Thranduil setzte sich in Bewegung, wobei er seine lange Robe hinter sich nachzog. „Komm." Camilja folgte und begab sich schweigend an seine Seite, um ihm zu folgen. Immer noch ganz überrascht, sah sie unauffällig zu ihm hinauf. Seine Hände hatte er hinter seinem Rücken ineinander verhakt, während er in gerader Körperhaltung in die Gänge starrte. Auf seinem Kopf trug er einen Kranz aus Zweigen und Bronze funkelten Blättern. Womöglich stellte dies seine Krone dar, die gestern jedoch noch nicht auf seinem Kopf war. „Und?", fing der König aus dem Nichts an zu reden, so als hätte er ihre interessierten Blicke auf seiner bleichen Haut gespürt. „Habt ihr wenigstens eine wohlige Nacht hier verbracht?" Camilja zuckte ein wenig mit ihren Mundwinkeln. „Natürlich", log sie, da sie ihn nicht beleidigen wollte und schenkte ihm ein warmes Lächeln, als er misstrauisch auf sie herabschaute. Tief in ihrer Stimme vergraben konnte er wohl erkennen, dass sie ihm die Wahrheit verschwieg. „Vor ein paar Tagen habe ich Truppen in den Düsterwald geschickt, da sich dort etwas Schreckliches zusammenbraute. Ich sehe jetzt schon, dass es nicht alle schaffen werden. Das wäre dann deine Chance zu zeigen, was du kannst Camilja." „Ich freue mich, wenn ich helfen kann." Dem König entwich ein kurzes Lachen. Er wirkte sehr entzückt über Camiljas Einstellung. Sie jedoch empfand dabei nicht das Gleiche. Sie musste sich beweisen und zwar sehr gut, denn sie wollte nicht unbedingt unbrauchbar dastehen. Nicht vor dem König. Nicht vor ihm. Den Rest des Weges verbrachten sie schweigend, da der König selbst keine Gesprächsthemen mehr fand und sie sowieso nicht den Mut dazu hatte. Legolas, der bereits am langen Glastisch saß begrüßte die beiden mit einem freundlichen Lächeln und bat Camilja sich auf den geschnitzten Stuhl zu setzten. Mit einem Fingerschnipsen holte er einen Elb herein, der ihr das Frühstück brachte und sofort wieder verschwand. Der König, welcher mit ihr in das prunkvolle Speisezimmer getreten war, trat an seinen Sohn heran, um sich mit ihm über den Düsterwald zu unterhalten. Sie versuchte ihrem Gespräch zu folgen, doch da sie sich auf Sindarin unterhielten, verstand sie nur die Hälfte. Sie hatte diese Sprache nie wirklich erlernt, was ihr jetzt einen Nachteil einbrachte. Aber wie sollte sie die Sprache denn erlernen, wenn sie die meiste Zeit alleine im Wald verbracht hatte? Da sie den Worten der Männer sowieso nicht folgen konnte, widmete sie sich endlich ihrem Frühstück, dessen Duft ihr schon lange in ihrer Nase hing. Erfreut schaute sie auf das dampfende Gericht aus frischen Pilzen herab. Bei diesem wundervollen Anblick, fing ihr Magen fürchterlich an zu knurren, worauf sie sich sofort darauf stürzte. Aus diesem Grund dauerte es auch nicht lange bis sie ihren Teller vollständig geleert hatte, welcher von einem weiteren Elb sofort weggebracht wurde. Dankend nickte sie ihm zu und ließ ihn wissen, wie sehr ihr dieses Frühstück mundete. Der Elb, welcher anscheinend kaum Komplimente bekam, errötete ein wenig und bedankte sich, bevor er in gebückter Haltung den Speisesaal verließ. In der Zwischenzeit war das Gespräch zwischen Vater und Sohn beendet, da der König sich langsam wieder auf den Weg Richtung Thronsaal machte, jedoch ohne sich von ihr zu verabschieden. Ob er wohl auf sie vergessen hatte? „Schön dich zu sehen Camilja.", begrüßte der Prinz sie und stocherte selbst in seinem Gericht herum, dass bestimmt schon kalt geworden sein musste. „Hast du gut geschlafen?", fragt er neugierig, doch Camilja konnte ihn nicht so anlügen wie den König. „Nicht wirklich.", murmelte sie leise vor sich hin, sodass Thranduil sie mit Sicherheit nicht hörte. Legolas hob verwundert eine Augenbraue hoch. „Wieso das denn?" Camilja zuckte unweigerlich mit ihren Schultern. „Ich hatte einen sehr schlimmen Traum über meine Vergangenheit.", ließ sie ihn wissen, wobei die Müdigkeit sie erneut überfiel. Sie verzog ihr Gesicht, als sie spürte, wie die Schmerzen sich in ihrem Inneren erkenntlichen zeigten. Die Erinnerungen holten sie wieder ein. „Deine Vergangenheit? Was hast du denn geträumt" Camilja nickte. Sie hatte ihm davon ja noch nichts erzählt. Erschöpft stützte sie ihren Kopf mit einer Hand und beobachtete die tanzenden Flammen des Kronleuchters, der am Tisch stand. „Es war seltsam. Es handelte von mir und meinem Vater. Wir haben uns gestritten und dann..." Camilja wollte weiterzählen, setzte sogar zu einem neuen Satz an, doch in diesem Moment entfiel ihr der Traum wie aus dem Nichts. Sie konnte sich an keine Einzelheiten mehr erinnern. Nicht einmal an das Gesicht ihres eigenen Vaters. „Und dann?" Das Geschirr klirrte fürchterlich, als sich der Prinz von seinem Sessel erhob. In seinen Augen erkannte Camilja die pure Neugier, aber leider war sie nicht im Stande diese zu stillen. Stöhnend fasste sie sich an den pochenden Kopf. „I-ich weiß nicht was...." Camiljas zittrige Stimme klang ab, da der König ins Wort fiel. „Legolas!", rief er etwas gereizt und sah auch nicht gerade begeistert aus, so wie er auf den Prinzen zuging. Genau so überrascht wie sie über sein plötzliches Eintreffen, richtete er sich auf und bejahte auf seinen Ruf. „Die Soldaten sind zurückgekehrt. Ein Großteil ist sehr schwer verletzt, der Rest befindet sich in den Fängen der Orks." Camilja schluckte. Deswegen diese Aufgebrachtheit in seinem Gesichtsausdruck. Legolas Mund stand ein wenig offen, da er selbst nicht mit dieser Information gerechnet hatte. Sein Blick fiel auf Camilja, die nun verstand was zu tun war. Sie musste sich also nun beweisen. Gegenüber dem Prinzen, sowie auch gegenüber dem Elbenkönig.

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt