Begegnung

6.5K 299 32
                                    

Camilja erlaubte beziehungsweise zwang Legolas noch eine Nacht bei ihr zu verbringen, bevor sie in die Richtung des Königreiches aufbrachen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Camilja erlaubte beziehungsweise zwang Legolas noch eine Nacht bei ihr zu verbringen, bevor sie in die Richtung des Königreiches aufbrachen. An diesem Abend redeten sie noch sehr viel, unterhielten sich über dies und jenes und wurden sogar Freunde. Er erzählte ihr sehr viel über sich als Prinz und Krieger zugleich, wobei er auch manchmal seinen Vater erwähnte. Camilja kannte ihn noch nicht persönlich und hatte ihn auch noch nie zu Gesicht bekommen, was Legolas ziemlich verwunderte, da er des öfteren diese Wälder durchquerte. Sie hingegen sprach über ihre Kindheit, jedenfalls über das, an was sie sich noch erinnern konnte. Irgendwann jedoch fanden beide ihren Schlaf und erwachten voller strahlender Energie am nächsten Morgen. Legolas war auch schon im Stande relativ schmerzfrei aufzustehen, wodurch er fast keine Probleme beim Laufen aufwies. Um sich ein wenig einzuüben und seine Knochen zu stärken, wärmte er sich durch das erklimmen von Bäumen oder Astschwingen auf. Camilja vertrieb sich derweil die Zeit, indem sie Proviant für die längere Reise zusammensuchte und in einen handgeflochtenen Weidenkorb packte, sodass sie nicht hungernd im Königreich ankommen mussten. Nachdem auch Legolas von seinem kurzen Ausflug zurückkehrte überreichte Camilja ihm noch seinen Bogen, welchen er lächelnd entgegennahm. „Wo hast du den denn her?", fragte er mit begeistertem Ausdruck in seinem Gesicht, wobei Camilja grinste. „Er lag ein paar Meter von dir entfernt. Ich dachte mir schon, dass du dich freuen würdest, wenn ich ihn mitnehme." Überwältigt spannte er ihn und stellte fest, dass er überhaupt nichts abbekommen hatte, so stabil war er noch in seinen Händen. „Und wie ich mich freue! Vielen lieben dank." Er beugte sich einmal tief vor ihr, doch sie legte ihm ihre flache Hand auf das Schulterblatt, da er dies nicht tun musste. Randgefüllt mit Energie und auch Freude machten sie sich nun auf, um endlich die Reise anzutreten. Zu zweit hatten sie definitiv mehr Spaß, da sie sich wieder sehr viel unterhielten während sie den Waldweg entlang spazierten. Alleine drei Tage zu reisen gefiel selbst Legolas nicht immer, da es schon einmal einsam werden konnte, aber mit Camilja an seiner Seite verlief die Zeit wie im Flug, da sie sehr rasch die Dörfer erreichten. Für Camilja war es wahnsinnig faszinierend, wie die Elben mit ihren Familien zusammenlebten. Als sie noch klein war, so erzählte sie dem Prinzen, besuchte sie mit ihren Eltern diesen Landabschnitt, doch dies war schon zulange her. Seitdem hatte sich vieles verändert, was ihre Aufmerksamkeit natürlich erregte. Von dort weg verringerte sich ihre Geschwindigkeit natürlich, da Camilja ihrer Neugier immer nachging, was Legolas verstand. Sie kam nicht viel raus, höchstens in den Wald, aber ein Stadtleben konnte sie sich kaum vorstellen. Auch die Hallen faszinierten sie wie ein kleines Kind. Sie sagte ihm, dass sie es liebte wie wunderschön er aufgebaut sei. Diese unterirdischen Gänge mit den verschnörkelten Kunstwerken aus Holz, die umwerfenden Bögen und die prachtvollen Säulen, gefielen ihr überaus gut. Legolas fasste bei den letzten Metern vor dem Thron seines Vaters nach ihrem rechten Arm und führte sie ohne stehen zu bleiben weiter. „Du hast noch genug Zeit alles zu erkunden, doch jetzt musst du an meiner Seite sein, denn da vorne wartet er schon auf uns." Camilja blickte auf und sah, wie die letzten Treppen sie von dem Elbenkönig trennten. Etwas verängstigt warf sie ihre Kapuze wieder über und blieb in gesenkter Haltung, als der Prinz sie nun losließ und vortrat. „Vater", rief er durch die gewaltigen Hallen und Camilja konnte seinen Schatten sehen, welcher eine Verbeugung einging. „Ich bin zurückgekehrt.", bei diesen Worten verschwand sein Schatten und er wagte es ein paar Schritte auf den Thron zuzugehen. „Das sehe ich Legolas.", gab eine sehr tiefe dafür aber klare Männerstimme zur Antwort. Für Camilja hörte sie sich sehr kalt und beängstigend an, was ihr auch die Nackenhaare aufstellte, als er wieder zu sprechen begann. „Aber wen ich nicht sehen kann, ist deine kleine Freundin, die du mitgebracht hast." Sie zuckte zusammen. Meinte er damit wirklich sie? Mit kleinen, fast unauffälligen Bewegungen, versuchte Camilja den Blicken der beiden Männer zu entgehen, doch das Klirren der Schwerter von den Wachen hinter ihr, brachte sie recht schnell wieder zu Stehen. „Ja Vater, ich habe sie im Wald kennengelernt.", erwiderte Legolas. Die Schritte des Königs, wie er über den kalten Boden schlich, waren in ihren Ohren deutlich zu hören. Legolas Schritte hingegen nahm sie dabei nicht wahr, weswegen sie von seinen plötzlichen Berührungen überrascht wurde. Er griff nach ihrem Handgelenk und schliff sie eilig näher an den Thron heran. Sie wehrte sich zwar nicht, jedoch dauerte es eine Weile bis sie den gewünschten Platz einnahm. „Und was hat dich dazu veranlasst, sie in die Hallen zu bringen?" Camilja schluckte, da die Stimme jetzt viel intensiver erklang als zuvor. Ihre Knie weichten sich auf, da sie wusste, dass der Elbenkönig nicht mehr weit weg sein musste. Legolas blieb derweil noch im Hintergrund. „Sie hat mir das Leben gerettet. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich mein Leben verloren." Der König brummte sehr tief und Camilja konnte seinen Schatten sehen, der immer näherkam. Unruhig spielte sie mit ihren Fingern unter dem braunen verfilzen Mantel, da sie sich dabei sehr unwohl fühlte. Besser gesagt, kroch ihr bereits die Angst an den zarten Füßen hoch. Da Legolas ihr Befinden, durch den vermummten Leib nicht sehen konnte, fuhr er einfach fort: „Ihre Fürsorglichkeit war zu diesem Zeitpunkt überwältigend und höchst vorsichtig." „Ach ja? Das ist sehr erfreulich.", sagte er sehr überzeugt und Camilja konnte seine Nähe förmlich spüren. Wenn sie nicht so angespannt gewesen wäre, hätte sie schwören können seinen Atem auf ihrer Nasenspitze gespürt zu haben. „Deswegen bitte ich euch Vater, nehmt sie auf und schenkt ihr ein sorgenloses Leben, wie es sich für eine königliche Retterin gehört." Thranduils Seufzen klang skeptisch, als sein Sohn seine Aufmerksamkeit damit ersuchte. Er schien wohl noch nicht ausreichend davon überzeugt zu sein. Verständlich für Camilja, schließlich war es ihm nicht möglich eine einfache Waldelbin in seine Hallen aufzunehmen, da diese Aktion ihn nie und nimmer beeindrucken würde. „Ich habe keinen triftigen Grund dafür, dass ich ihre Lebensumstände aufgrund ihrer Heldentat verbessern sollte, Legolas." Diese Antwort kam gelegen, da sie es sowieso vermutet hatte. Es wäre für die beiden also doch am besten das ganze dabei zu belassen, sodass Camilja wieder zurück in den Wald kehren konnte, doch Legolas gab anscheinend keine Ruhe. Er widersprach seinem Vater aufs Neue: „Es gibt aber einen Grund Vater!" Camiljas Augen verfolgten den Schatten des Prinzen, wie er eilig auf den Thron von Thranduil zustürmte. „Sie kann uns durchaus hilfreich sein." Der Elbenkönig benötigte ein paar wenige Sekunden, bevor er zu einer Frage ansetzte: „In wie fern denn?" Camiljas Zähne knirschten unter ihrer Kapuze, als sie nun die wunderschöne Robe des Elbenkönigs zu ihren Füßen erblickte. Auch sein Duft kroch ihr langsam in die Nase, welcher sie an ihre Heimat inmitten des Düsterwaldes erinnerte, da er nach frischen Blumen und Birkenholz roch. In diesem Moment fühlte sie sich doch nicht mehr so unwohl, sondern genoss es sogar so nah bei ihm zu sein, trotz seiner hohen Position. Währenddessen versuchte Legolas immer noch sie schön zu reden: „Camilja besitzt ein immenses Wissen über diverse Heilkräuter, die im Düsterwald zu finden sind. Mit der Hilfe dieser Kräuter sind meine Wunden um das doppelte schneller verheilt, als üblich. Es würde uns also einen riesigen Vorteil einbringen, wenn wir ihre Künste an unseren Kriegern anwenden. Ihr könnt euch somit einem Gewinn in einer Schlacht sicher sein." Ein interessiertes Brummen verließ Thranduils Mund und er legte seine gepflegten Hände sichtbar ineinander. Mit Staunen betrachtete sie den bildhübschen türkisenen Edelstein an seinem Finger, welcher von Kupferästen umgeben war. Ein wahrlich königliches Juwel glitzerte dort an seinem Finger und doch fühlte sie sich wieder ein klein wenig eingeschüchtert. „Nun Legolas das ist wahrlich eine Überlegung wert, du hast Recht." Mit einem Lächeln unter der braunen Kutte freute sie sich einerseits schon, dass der Elbenkönig sich Bedenkzeit nahm. Zu Anfang war sie noch strikt dagegen, aber jetzt schien sie sich selbst überredet zu haben. „Während ich also darüber noch nachdenke, kann sie ausnahmsweise hierbleiben, denn dann kommt ihr natürlich auch die Rettung zu Gute." Camilja konnte ihr Glück kaum fassen. Legolas hatte es tatsächlich geschafft. Am liebsten wollte sie ihn umarmen, in seine Arme springen, doch sie unterließ es in der Gegenwart des Elbenkönigs lieber. „Ich danke euch vielmals mein Herr.", sprach sie zum ersten Mal seit ihrer Begegnung mit ihm, wobei er ihre sanfte ruhige Stimme zu hören bekam. Sie gefiel ihm anscheinend da er leise kurz zu lachen begann. Die Schritte von Legolas durchbrachen diese kurzfristige Stille, die eingekehrt war und legte seine Hände auf Camiljas Schultern. „Komm.", flüsterte er ihr zu, aber bevor sie den Thronsaal verlassen konnten hielt sie Thranduil mit einem tiefen Räuspern zurück. „Aber bevor ich euch meine Zustimmung gebe, möchte ich zuerst das Gesicht deiner kleinen Freundin sehen." Camilja schluckte. Mit nur einem Schlag kehrte ihr Angstgefühl zurück und sie musste ihr Gewicht auf Legolas verlagern, denn ansonsten wäre sie umgefallen. Wenn der Elbenkönig sie also sehen wollte hieße dies, dass auch sie ihm ins Gesicht schauen musste. Das wollte sie natürlich mit allen Mitteln verhindern, denn in diesem Zustand konnte sie sich ihm keinesfalls zeigen. Sie hörte seine Schritte hinter ihrem Rücken, wie er ihr erneut so nah kam und Camilja erhob sich. Ihr Rücken schmerzte fürchterlich von dieser ständigen gebückten Haltung und sie schaute Legolas nervös an. Mit verengten Augen und zusammengepressten Lippen, machte sie ihm jammernd klar, dass sie ihn bloß nicht ansehen wollte, worauf er blitzschnell reagierte und seinen Vater noch rechtzeitig zurückhielt. „Vater, Camilja hat eine lange Reise hinter sich und ist ermüdet, wäre es vielleicht möglich sich entsprechend vorzubereiten, bevor sie ihre Gestalt offenbart?" Das skeptische Schnaufen des Elbenkönigs verschlimmerte Camiljas Empfinden nur umso mehr. Er musste es seinem Sohn einfach erlauben, er kann ihm ja nichts abschlagen. „Na schön, meinetwegen. Sie soll sich derweil vorbereiten." Camilja atmete erfreut auf. Das Glück hatte sie doch abermals ereilt. „Ich erwarte meinen Gast in einer halben Stunde und lasst mich bloß nicht warten." Legolas und Camilja nickten synchron, wobei er sie ein wenig vordrängte, sodass sie keine Zeit mehr verlieren sollten. Sie kam dem Elbenkönig wohl nicht aus, aber möglicherweise könnte sie ihn mit einem gepflegteren Auftreten überzeugen. Mit einem leichten Knicks verabschiedete Camilja sich, bevor sie mit dem Prinzen in einem der Gänge verschwand.

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt