Albträume

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Das grelle Licht der Sonne blendete das kleine zierliche Mädchen so sehr, dass sie für einen Moment vergaß wo sie überhaupt war

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Das grelle Licht der Sonne blendete das kleine zierliche Mädchen so sehr, dass sie für einen Moment vergaß wo sie überhaupt war. Ihre Augen schmerzten noch, deswegen hielt sie sie zur Sicherheit geschlossen, dafür roch sie etwas Bestimmtes. Einen Duft den sie bereits kannte. Völlig unerwartet legte Jemand seine zarte Hand auf ihre beiden Schultern, was die junge Elbin ziemlich erschreckte. Neugierig wessen Hände sie auf ihren Schultern trug, blinzelte sie vorsichtig in das Licht, um sich daran zu gewöhnen. Nach nur wenigen Sekunden erkannte sie schon die prachtvolle Kuppeldecke, die aus tausende von kleinen Spiegel bestand. Sie wusste wieder wo sie sich befand. Über das ganze Gesicht grinsend ließ sie ihre Blicke durch den riesigen hellen Thronsaal gleiten, denn er sah genauso aus, wie sie ihn erwartet hatte. Die massiven Wände aus kalkweißem Gestein an denen weiße Marmorsäulen angebracht wurden, um alles viel wuchtiger aussehen zu lassen. Der Boden, der aus demselben Material bestand wie auch die Säulen, glänzte in dem starken Licht, welches die Spiegel reflektierten. Es sah fast so aus, als würde alles aus Glas bestehen. Der lange Teppich aus dunkelblauer Seide reichte bis zu der riesigen mit Perlen geschmückten Eingangstür. Am anderen Ende führte sie zu einer niedrigen aber breiten Treppe hinauf, wo das kleine Mädchen stand. „Sei brav Engelchen.", flüsterte ihr eine liebliche hohe Frauenstimme zu. Die kleine Elbin folgte ihren Worten und erfasste das Gesicht einer bildhübschen Frau, welche ihr eines der schönsten Lächeln schenkte, welches sie je gesehen hatte. „Werde ich.", gab sie ihr stolz und überzeugt zur Antwort. Die wunderschöne Frau kicherte leise und fuhr der kleinen Elbin durch die langen engelsblonden Haare, die dieselbe Farbe aufwiesen, wie ihre selbst. Die Frau, die auf einem Sitz aus Marmor saß drehte sich in Richtung des schlaksigen Mannes, der neben ihr saß und unterhielt sich mit ihm. Der silberne Schmuck an ihren Ohren und an ihrem Hals glitzerte, was sich in den meerblauen Augen des kleinen Mädchens widerspiegelte. Die Frau und der Mannredeten relativ leise miteinander, was die kleine Elbin leider nicht hören konnte, aber das war ihr egal. Sie musste es schließlich schon gewohnt sein. Das Gespräch zwischen den beiden hielt jedoch nicht lange, denn nur wenige Minuten darauf öffnete sich die massive Eingangstür. Die Elbin riss sofort in Kopf nach oben, um zu sehen, wer gerade diese wunderschöne Halle betrat. Da sie aber so klein war, schaffte sie es nicht über das Haupt der anderen hinüber zu sehen. Nicht einmal ihre etwas höheren türkisen Schuhe, die perfekt zu ihrem türkisenen Seidenkleid passten, erlaubten es ihr nicht, die Besucher zu betrachten. Verärgert stapfte sie mit einem Fuß auf und versuchte gerade ein paar Schritte vortreten, doch die Frau hielt sie mit einer Hand zurück. Am liebsten wollte das Mädchen sie wegschlagen, doch da erinnerte sie sich an die Worte, welche sie zu ihr gesagt hatte. „Sei brav Engelchen." Mit verzerrtem Gesichtsausdruck verschränkte sie ihre Hände vor der schmalen Brust und schmollte. Die Schritte der Eingetroffenen hallten laut durch den riesigen Saal, was sogar fast in den Ohren der Elbin schmerzte, da es so viele waren. „Seid gegrüßt Könige des Nordens, was verschafft mir die Ehre euch in meinem Teil des Landes aufzufinden?", sagte der schlaksige Mann, der neben der Frau auf dem zweiten Sitz aus Marmor saß. Seine Stimme klang sehr tief und angespannt, ganz anders als das Mädchen sie kannte. „Ihr wisst genau warum wir hier sind.", schrie ein Mann dessen Stimme viel kratziger klang, als die des schlaksigen Mannes. „Nicht so vorlaut Hochkönig ihr befindet euch immer noch in meinem Teil des Waldes seid euch dessen gewiss." Das Mädchen zuckte zusammen, als ein lauter krächzender Lacher den Raum durchflutete. „Euer Teil des Waldes? Das ich nicht lache! Die Schlacht wird kommen werter König des Süd-Westen und euer Reich wird fallen, vorausgesetzt ihr schließt euch uns an." Der Mann auf dem Sitz lachte ebenfalls und winkte die Wachen von seiner Seite auf die Besucher zu. „Nun dann kann ich versichern Hochkönig, dass ich das Leben meiner Wachen bestimmt nicht für eine lächerliche Schlacht zwischen närrischen Herrschern hergebe. Denn wenn ich diese Entscheidung treffe, wird mein Land mit Sicherheit zu Grunde gehen." Ein letzter Pfiff brachte die Wachen nachvorne. Die Frau zerrte wie verrückt an dem Gewand des schlaksigen Mannes und machte ihm schreckliche Vorwürfe, doch er knurrte vor Ärgernis und erhob sich. Die Wachen die zuvor noch die Sicht der kleinen Elbin blockierten, stürzten nun auf die Besucher zu und sie bekam endlich einen Überblick. Sie sah wie ein Elb mit langen braunen Haaren und alten Gesichtszügen von den Wachen zurückgedrängt wurde. Er trug eine kleine Krone, was zeigte, dass er von einem adeligen Geschlecht stammen musste. Hinter ihm warfen sich weitere Elben auf die Wachen darunter wahrscheinlich auch ein König mit silberblonden Haar. Er trug auch eine kleine Krone, die auf seinem Haupt glänzte als er die Wachen mit einem Dolch zurückdrängte. Hinter ihm stand ein staatlicher Junge, der sich mit dem weinroten Mantel des Königs verteidigte. Er wehrte zwar einige Angriffe der Wachen ab, konnte ihnen jedoch nicht so richtig standhalten. Seine Haare hatten dieselbe Farbe, wie die des Königs, der ihn versuchte zu beschützen. Sogar sein markantes Kinn und diese Nase ähnelte ihm sehr, was wohl bedeutete, dass es sein Sohn sein musste. „Sag ihnen, sie sollen sofort damit aufhören!", schrie die Frau den schlaksigen Mann an, doch er reagierte nicht darauf. „Sie sind unsere Freunde, willst du etwa einen Krieg anfechten den du nicht gewinnen kannst?" Die kleine Elbin wollte den beiden nicht länger dabei zu sehen wie sich stritten, denn der mysteriöse Junge schien nun ihre Aufmerksamkeit erregt zu haben. Das Mädchen sah die Angst in seinen eisblauen Augen, als weitere Wachen auf ihn zustürmten. „Es hat keinen Zweck Oropher!", ergab sich der braune Elb, welcher nun ganz aus der Eingangstür gestoßen wurde. Die silberblonden Elben gaben jedoch nicht so schnell auf. Tapfer kämpften sie weiter gegen die Wachen an und ließen sich nicht so schnell aus dem Saal vertreiben. „Hör auf!", schrie die kleine Elbin den schlaksigen Mann an, aber er reagierte nicht auf sie. „Ich sagte du sollst aufhören!" Wieder nichts. Das kleine Mädchen sprang nervös auf und ab. Der Junge war bereits erschöpft und schaffte es kaum noch mehr den Angriffen standzuhalten, bis einer der Wachen ihn am Fuß traf und er zu Boden fiel. „Neeeein!", schrie die Elbin. Tränen sammelten sich in ihren winzigen Augen. Sie stapfte auf, als er stürzte. Hilflos musste sie dabei zusehen, wie sein hübscher Kopf auf das Marmorgestein knallte und er von einer Sekunde auf die andere Bewusstlos wurde. Der Elb mit der Krone bekam den Fall seines Sohnes gar nicht mit, da er unkontrolliert gegen die Wachen auf seiner Seite kämpfte. Er lag also ungeschützt auf dem Boden und war bemerkte nicht, wie einer der Wachen auf ihn zugelaufen kam. Das Herz des kleinen Mädchens schlug schneller. Sie mag dem Jungen zwar noch nie begegnet sein, aber sie wollte auf keinen Fall, dass er hier in ihrem zuhause zu Grunde gehen würde. Nicht auf diese Weise. Flüchtig warf sie einen Blick zu der Frau, doch diese war viel zu geschockt, sodass sie völlig auf sie vergessen hatte. Mit beiden Händen vors Gesicht geschlagen war es also unmöglich, dass sie die Elbin aufhalten konnte. Sie zögerte. Dieser Gedanke erschien ihr Anfangs als viel zu riskant, doch eine bessere Idee fiel ihr zu diesem Zeitpunkt nicht ein. Sie richtete ihre Augen wieder auf den Elb. Immer noch regungslos lag er auf dem kalten Boden, während die Wache ihn schon fast erreichte. Er zog eine Waffe aus seinem Gürtel und hielt sie gezielt auf den Ohnmächtigen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie die silberne Klinge im Licht der Sonne aufblitzen sah. Der kleinen Elbin blieb also keine Zeit mehr, weswegen sie schnell handelte ohne darüber nachzudenken. Sie rannte los. Ihre kleinen Füße stolperten über die schmalen Stiegen hinunter. Sie fasste nach dem Rock ihres wunderschönen Kleides und hielt es fest umschlungen. Einen Sturz konnte sie sich nicht leisten, denn die Wache war dem Jungen schon ganz nah. Die Schreie der Frau versuchte das Mädchen zu ignorieren, genauso wie die verzweifelten Rufe des schlaksigen Mannes. Sie hörte nur die jammernden Vorurteile, die sie ihm an den Kopf schmiss, aber sie trugen die Schuld an dem Ganzen. Niemand wollte auf sie hören, deswegen mussten sie den Preis dafür bezahlen. Nur noch wenige Meter trennte sie von dem Jungen, wodurch sie bereits die Hand nach ihm ausstreckte. Das Gebrülle der beiden ertönte nur sehr dumpf und schwach in ihren Ohren, obwohl sie gar nicht so weit von ihnen entfernt war. Das Klacken ihrer Schuhe konnte sie durch das klirren der Schwerter nicht mehr wahrnehmen, da sie seinen Körper fast erreicht hatte. Sie sah die Wache wie er sein Tempo reduzierte und den Dolch noch höher hielt. Er zielte genau auf seinen hübschen Kopf, doch die Elbin merkte, dass sie ihm ein Stück vorauslief. Hektisch warf sie einen Blick auf den silberblonden König, doch dieser bekam von alldem nichts mit. Nicht einmal wie das Mädchen an ihm vorbei zischte und direkt auf seinen Sohn zusteuerte. Die Wache hatte sie längst überholt, aber bremsen konnte sie nicht mehr. Völlig außer Kontrolle trugen ihre unaufhaltbaren Füße sie nachvorne, bis sie aus dem Nichts zum Sprung ansetzte. Die Elbin schrie, doch niemand war im Stande sie aufzuhalten. Sie flog über den Jungen hinweg, mit dem Gesicht voran, aber die Augen nach unten gerichtet. Hilflos musste sie dabei zusehen wie der Junge zu Staub zerfiel und um sie herum ein riesengroßes Feuer ausbrach. Tränen rannten ihre Wangen herunter, als sie die Frau und den Mann das letzte Mal schreien hörte, bevor sie selbst im Feuer verschwanden. Sie jedoch flog weiter und durchbrach die Flammen ohne einen Schaden davon zu tragen. Sie blinzelte in das grelle Sonnenlicht und schloss die Augen, als sie direkt auf die steinerne Mauer eines Berges zuraste.

„Nein!" Camilja schreckte hoch. Sie röchelte nach Luft, während ihre wilden Herzschläge in den Ohren widerhallten. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich um, doch außer Dunkelheit konnte sie nichts erkennen. Ihre zittrigen Finger fassten zuerst nach ihrer verschwitzten Stirn und danach verkrampften sie sich im weichen Laken, welches unter ihr lag. Sie hatte schon wieder einen Albtraum, der zweite seit sie diese unruhigen Nächte in diesem Bett verbrachte. Außer Atem schnappte sie sich die Kerze welche neben ihr stand und zündete sie an. Immer noch recht benommen starrte sie verwirrt in die tanzende Flamme, um sich zu beruhigen. Warum musste sie stets solche fürchterlichen Träume erleben? Ob sie wohl etwas bedeuteten? Erschöpft strich sie sich die verklebten Haare aus dem nassen Gesicht und stellte die Kerze zurück auf den Baumstamm der als Nachtisch galt und ließ sich zurück in die Kissen fallen. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, die ihr Kopfschmerzen einbrachten. Stöhnend drehte sie sich auf die Seite und beobachtete derweil die Flammen. Noch nie war es ihr so schlecht ergangen. Sie erinnerte sich an den letzten Traum. Er handelte zwar von etwas Anderem, aber irgendwie gingen sie auch eine Verbindung ein. Müde rieb sie sich ihre Augen, welche von der Tränenflüssigkeit brannten und schaute zurück in die Kerzenflamme. Für einen kurzen Moment hätte sie schwören können die Gesichter des Mannes und der Frau gesehen zu haben, doch diese Vermutung legte sich wieder, da sie kurz darauf wieder in den Schlaf fiel.

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt