In letzter Sekunde

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Camiljas Kopf kam hart auf dem Boden auf, als sie von ihrem kleinen Nickerchen aufschreckte

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Camiljas Kopf kam hart auf dem Boden auf, als sie von ihrem kleinen Nickerchen aufschreckte. Das schreckliche quietschende Geräusch des Schleifsteins und der rohen Klingen, die aufeinandertrafen, fraß sich in ihr Gehirn. Sie verzog das Gesicht und versuchte diesen unerträglichen Laut mit ihren Handflächen abzudämpfen, aber erfolglos. Auch das Gröllende Gelächter der schuftenden Orks verbesserte es nicht gerade, weswegen sie sich gezwungen sah, es einfach hinzunehmen. Keuchend vergrub sie ihre Finger in den Zwischenräumen des Gesteins und hievte sich auf ihre aufgeschürften Knie. Sie verzog das Gesicht und vermied Schmerzenschreie von sich zu geben, obwohl die spitzen Kieselsteine sich in ihr zartes Fleisch gruben. Sie wollte sich nicht noch einen weiteren Schlag von den Orks einholen. Bestimmt kein zweites Mal. Sie hob ihr Haupt, Strähnen klebten auf ihrer nassen Haut, doch sie fühlte sich viel zu schwach, um sie zu entfernen. Verzweifelt blickte sie auf sich herab. Sie sah furchtbar aus. Das eigentliche schneeweise Nachthemd war beschmutzt und halb zerfetzt. Ihre Glieder geschwollen, vielleicht sogar ein paar Knochen gebrochen, das wusste sie schon nicht mehr. Sie hielt sich ihre Handgelenke vor die Augen. Das strenge Seil hatte ihre Haut bereits durchdrungen. Blut, altes wie auch frisches, deckte fast die Hälfte ihres Körpers ein. Warum meinte ihr Schicksal es nicht gut mit ihr? „Hey Püppchen!" Camilja riss ihren Kopf herum, als ein relativ kleinwüchsiger Ork auf sie zukam. Ängstlich entfernte sich von ihm, bis die Fesseln sie daran hinderten und sie zurückzog. Ein Knurren kam tief aus seinem Inneren und er fasste nach ihren Haaren. Die Elbin wimmerte, als er sich in dem Wirrwarr verhedderte und sie über den Boden schleifte. „A-aua...", stöhnte sie, während der Ork bloß laut lachte. „Ist die Prinzessin etwa empfindlich?" Tränen stiegen ihr die Augen, doch er gackerte bloß weiter. „Willst du wirklich wissen, was Schmerzen sind?" Der Ork ließ sie los und hob seine Hand hoch in die Luft. Er flachte sie ab, wollte ihr gerade ins Gesicht schlagen, als ein anderer ihm auf den Hinterkopf knallte. „Niemand fasst das kleine Ding an außer mir, verstanden?" Camilja stockte der Atem, als sie ihren Entführer erkannte, der ihr einen stechenden Blick mit diesen gelbleuchtenden Pupillen zuwarf. Obwohl sie sich vor ihm am meisten fürchtete, verdankte sie ihm gerade einen heilen Kiefer. Der kleine Ork rieb sich schnaufend die getroffene Stelle und verschwand ohne ein weiteres Wort zu sagen, während der andere sie weiter anstarrte. „Glaub mir Prinzessin, wenn Azog einmal deinen hübschen König zerstört hat, kommen wir schon noch zu dir, verlass dich darauf!" Bei den letzten Worten drehte er sich um und gesellte sich zurück an den Schleifstein. Camilja sah ihm nach, als er nach seinem Beil griff und die Funken durch den Untergrund sprühten. Sie schärften ihre Waffen, was bedeutete, dass sie bereit waren. Bereit dafür, die prachtvollen hallen von Thranduil in eine Ruine zu verwandeln. Die Elbin seufzte und zog ihre Knie an. Sie strich sich über die nackten Fußsohlen, die sich eiskalt anfühlten. Sie würde also sterben, das stand fest. Zuerst musste der König daran glauben und dann werden die Orks solange mit ihr spielen, bis sie sich nicht mehr retten kann. Allein der Gedanke daran vermachte ihr eine Gänsehaut. Ob Tergondir es wohl noch schaffen würde? Camilja lehnte ihre heiße Wange an das kühlende Gestein und atmete tief aus. Sie dachte an Thranduil, wie er sich bestimmt schon Sorgen machte. Sie sah diesen entsetzten Ausdruck in seinem hübschen Gesicht, was ihr ein schlechtes Gewissen einbrachte. Sie konnte ihn nicht leiden sehen. Wie es wohl Legolas erging? Sie hatte ihm nichts erzählen können, da sie viel zu schnell den Entschluss fasste, die Hallen zu verlassen. Camilja lachte auf. Überhaupt, was hätte sie ihm denn erzählen sollen? „Dein Vater hat mich geküsst?" Sie schüttelte den Kopf, als sie plötzlich einen unangenehmen Migräneanfall bekam. Unsanft biss sie ihre Zähne zusammen, da der Schmerz die gesamte linke Seite ihres Gehirns einnahm. Schnell legte sie eine Hand auf ihre Stirn, doch es machte das Ganze nur noch Schlimmer. Das lag bestimmt an diesem unausstehlichen Geräusch der aufeinandertreffenden Klingen, welches sie kaum aushielt, aber warum wurde es von einer Sekunde auf die andere so unerträgliche? Dumpfe Kampfschreie, gefolgt von rasselnden Ketten kamen von allen Richtungen auf sie zugeschossen. Weitere Klingen aneinander und sie krümmte sich. Ihre Sicht verschwamm und sie tat sich schwer noch bei Bewusstsein zu bleiben. Was geschah denn bloß hier? Camilja schrie auf, als ein kräftiger Ork mit einem Pfeil zwischen den Augen vor ihren Fuß Tod umfiel. Panik überkam die arme Elbin, sie stolperte zurück und knallte mit ihrem Hinterkopf gegen die Gesteinswand. Sie erkannte ihn wieder, es war ihr Entführer. Keuchend zog sie ihre Füße an und vergrub ihr Gesicht darin. Es musste wohl einen Hinterhalt geben. Schluchzend versuchte sie, die ständigen Schreie abzudämpfen, doch sie waren einfach viel zu nah. Tausende von Männern in silberner und goldener Rüstung stürmten an ihr vorbei. Ihre langen Haare flogen wie wild um ihre Körper, als sie den Angriffen der Orks auswichen und der Prinzessin wurde es zu viel. Sie brach in Tränen aus und bettelte hilflos vor sich hin. Sie wollte noch nicht sterben. Egal durch welche Hand es auch sein mag. Sie zuckte zusammen, als sie den Luftzug eines vorbeizischenden Pfeils hörte, der direkt in der Brust eines anderen Orks landete. Sie riss herum und beobachtete ihn, wie er bereits wankte und auf die unbeholfene Camilja zustürmte. Er würde auf ihr landen, sie zerquetschen und ersticken. Ungeschickt rappelte sie sich auf, während die roten Augen immer näherkamen. Sie stolperte zurück. Rutschte über Schottersteine hinweg, doch eines hatte sie völlig vergessen. Mit nur einem Ruck wurde sie zurückgerissen und sie lag am Boden. Sie blickte auf ihre Hände und die gespannten Fesseln die sie davon abhielten vor ihm zu fliehen. Fluchend zog sie an ihren Gelenken, doch dadurch fraß sich das Seil nur noch tiefer in ihr Fleisch, was ihr einen Schmerzensschrei entlockte. Angst kroch in jegliche Pore ihres Körper, als er sein bereits fallender Körper auf sie zukam. Seine Gestalt hüllte sie in seinen Schatten ein und der fürchterliche Geruch von Moder stieg ihr in die Nase. Was sollte sie bloß tun? Sie sah sich schon vor sich, wie sie keine Luft mehr bekam. Ihre Knochen knackten aufgrund seines Gewichts und sie würde sich vor lauter Schmerzen nicht mehr halten können. Schwer atmend schloss sie ihre Augen und weinte. Weinte, bis sie von einem Windstoß erfasste wurde. Die Erde erbebte unter ihr, als er auf dem Boden aufkam und sie sog scharf die Luft ein. Eine Weile verharrte sie in dieser Position, doch als ihr klar wurde, dass sich ihr Körper noch recht unversehrt anfühlte, öffnete sie wieder ihre Augen. Aufgelöst und mit Tränen überschwemmten Wangen blickte sie in das Gesicht des Königs, der sie festhielt. Sie schaute in seine eisblauen Augen, die sie erleichtert und erfreut anleuchteten, während seine Lippen sich langsam zu einem Lächeln formten. „K-König Thranduil?" Camilja konnte es gar nicht glauben. Er war es also, der die ganzen Orks hinschlachten ließ. Völlig perplex starrte sie ihn an, während er sie vorsichtig auf seinen Schoß absetzte. Sie lag in seinen Armen, was bedeutete, dass er sie noch rechtzeitig von dem Ork weggezogen haben musste. „Camilja..." Seine Stimme klang besorgt und sie wollte ihm am liebsten um den Hals fallen, doch sie hatte einfach keine Kraft mehr. Die Schmerzen waren zu stark und sie spürte, wie sie den Kampf gegen ihr Bewusstsein verlor. Thranduil zückte seine Elbenklinge und durchschnitt ihre Fesseln und strich ihr die Strähnen aus dem Gesicht. Er streichelte ihre Wange und sah, wie ihre Kraft sie verließ. „Nein!", fleht er und drückte ihre Hand. Er war erstaunt, wie kalt sie sich anfühlte. Sie lachte schwach und blinzelte ihn fröhlich an. Sie wusste, dass er gekommen war, um sie zu retten und das alles nur dank Tergondir. Er hatte die Hallen verlassen, obwohl die Gefahr drohte, sein Königreich zu verlieren. „Warum seid ihr hier?" Nur noch ein leichtes Flüstern kam über ihre Lippen, während der König immer nervöser wurde, was sie seiner besorgten Miene entnahm. „Tergondir hatte mir alles erzählt." Seufzend fuhr sie ihm über die Brust und schenkte ihm ein warmes Lächeln, welches er erwiderte. „Ich konnte einfach nicht anders, als dich selbst zu holen Camilja, schließlich habe ich dich erst in diese missliche Lage gebracht." Die Elbin schüttelte jedoch leicht den Kopf. „Es ist nicht eure Schuld gewesen, ich habe erst viel zu spät erkannt wie närrisch ich mich verhielt und wollte wieder zu euch zurückkehren, doch dann..." Ihre Hand wurde schwer und sie ließ sie fallen. Sie sah nichts mehr und auch die Schmerzen schienen langsam abzuklingen. „Camilja!" Dumpf hallte seine Stimme in ihren Gedanken wider, wobei ihre Augenlider sich von Sekunde zu Sekunde weiter herabsanken. „Du darfst jetzt noch nicht gehen." Mit einem letzten Seufzer verließ nun auch sie die letzte Lebenskraft und sie sackte in sich zusammen. „Ich habe mich doch verliebt..." 

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt