Vermutung

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Der König schlug die Augen auf. Tummelnde Geräusche seiner Wachen raubten ihm den Schlaf, weswegen er sich gezwungen sah aufzuwachen. Schwach blinzelte er in die Finsternis seines Gemachs und erkannte einen kräftigen Lichtschimmer, der sich unter der Zimmertür zeigte. Ob wohl jemand versuchte sein Königreich anzugreifen? Energie kroch in seine Glieder und er sprang aus seinem Bett. Eilig bewegte er sich auf die Tür zu und lauschte den Sätzen seiner scheinbar aufgewühlten Soldaten. Tausend Worte auf Sindarin schwirrten durch die Luft, doch er konnte sie einfach nicht zuordnen, um dessen Sinn zu erfassen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er plötzlich Camiljas verängstigtes Gesicht vor sich sah. Wie sie dort mit heiser Stimme um ihr Leben bettelte und ihr dabei fürchterlich geschadet wurde. „Nein", flüsterte er und fasste sich an den zerzausten Kopf. Er selbst spürte in dieser Sekunde die Schmerzen in seinen Knochen, wenn er an ihren zierlichen verletzlichen Körper dachte. Er durfte sie auf keinen Fall an ihre Peiniger verlieren, egal was er auch für sie auf sich nehmen musste. Knurrend ließ er seine Hände sinken und ballte sie zu Fäusten. Zorn durchflutete ihn, während er mit einem stechenden Blick auf seine Robe starrte, die sich über den gesamten Sessel erstreckte. Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen, wenn er sich nicht langsam auf den Weg machen würde. Schnell stürmte er die Anhöhe hinauf, schnappte nach seinem Gewand und warf es sich über. Ihn interessierte es nicht, dass er noch sein Leinenhemd trug, welches er nur ausschließlich zum Schlafen anhatte. Sogar seinen nicht gebürsteten Haaren widmete er gar keine Aufmerksamkeit, da ihm nur eine einzige Sache durch den Kopf ging. Das Wohl der Prinzessin. Nachdem die Laute der Wachen etwas abgeklungen waren, umschlang er die Türklinke und öffnete sie nach außen. Hunderte von Soldaten huschten an ihm vorbei, beachteten seine Wenigkeit jedoch kein bisschen. Nicht einmal ein angemessener morgendlicher Gruß kam über ihre Lippen, was den König ziemlich beunruhigte. Es konnte also nur etwas passiert sein, aber wieso hatte ihn keiner informiert? Skeptisch schloss er die Tür und schlug direkt den Weg zu Camiljas Gemach ein. Mehr und mehr Wachen liefen ihm entgegen, doch er war nicht im Stande sie richtig wahrzunehmen. Hin und wieder riefen sie nach ihm und versuchten ihn mit Worten einzuholen, aber er hatte nur eines im Sinn. Seine Füße waren schnell, viel schneller als die der Soldaten, sodass er sie alsbald abgeschüttelt hatte. Wie fokussiert er doch auf sein Ziel schien. In nur binnen von Sekunden leerten sich die Gänge und er eilte allein durch seine eigenen Hallen. Obwohl er Camiljas Gestalt ständig vor seinem geistigen Auge aufblitzen sah, erfasste ihn doch die Neugier, über diesen plötzlichen Aufwand. Jeder Elb der ihm begegnete machte sich nach draußen auf, aber woran das bloß lag? Thranduil, der sich selbst nicht mehr zurückhalten konnte, hetzte auf eines der Fenster zu und warf seinen Blick für einen kurzen Moment nach draußen. Die Köpfe seiner Soldaten stachen ihm ins Auge, genauso wie die angespannten Ketten seiner Tore. Wut benebelte erneut seine Sinne und er zwang sich so gut es ging zu beherrschen. Jemand musste sie also ohne seine Erlaubnis geöffnet haben. Jemand aus seinen Reihen. Innerlich schreiend schlug er seine Faust auf die Wand und atmete schwer. Ein Verräter also trieb sich unentdeckt in seinen Hallen herum, was ihn nur noch mehr verärgerte. Er spürte das brodelnde Feuer in sich, wie es langsam Kontrolle über seinen Geist nahm. Hechelnd biss er sich auf die Zähne und versuchte dem zu widerstehen. Er durfte sich nicht aufregen, nicht wenn er sich auf die Prinzessin konzentrieren sollte. Thranduil riss seinen Kopf nach oben. Natürlich Camilja, wie konnte er sie nur so schnell vergessen haben? Mit Schwung warf er seine Robe zurück und stolperte weiter. Seufzend fuhr er sich durch das noch ermüdete Gesicht und beruhigte sich ein wenig. Er wollte sie nicht erneut mit seinem Zorn einschüchtern. Nicht ein zweites Mal. Der König schüttelte den Kopf, um sich so die auftretenden Schmerzen in seinen Schläfen zu ignorieren. Diese vielen königlichen Sorgen raubten ihn noch den Verstand. Früher, so fiel es ihm ein, hatte ihm das nichts ausgemacht. Da konnten ihn Probleme ereilen, die meist als unmöglich galten, für ihn jedoch keine große Sache darstellte. Er war bekannt für sein kaltes und doch furchtloses Auftreten. Angst und Zeitdruck waren Fremdwörter, aber jetzt nagte irgendetwas an seinem Stolz. Er entwickelte wieder Gefühle, welche er seit dem Tod seiner Frau einst zu Eis geworden waren. Er sorgte sich. Sorgte sich um Dinge, die er zuvor keine Beachtung geschenkt hätte, aber vor allem sorgte er sich um sie. Eine vergessene Prinzessin, die unter seinem Schutz stand. Der König fuhr herum, als ihr wunderschönes Gesicht erneut vor ihm auftauchte. Sein Herz schlug schneller, umso näher er ihrem Gemach kam. Ihre Tür war geschlossen, was im Innern des Königs für noch mehr Unruhe sorgte. An eine geeignete Elbenklinge hatte er zuvor nicht gedacht, doch er würde sie auch mit seinen bloßen Händen aus den Fängen ihrer Angreifer retten können. Dafür wurde er ja von seinem Vater ausgebildet, oder etwa nicht? Sofort bremste er vor ihrer Tür ab und blieb still. Er legte ein Ohr an ihre Tür, doch nichts außer dem Rauschen des Sees ereilte ihn kein weiteres Geräusch. Angst breitete sich in seinem Körper aus und er wirkte verwundert darüber. Zulange war ihm dieses Gefühl verborgen geblieben, doch wenn es um sie ging, holt es ihn wieder ein. „Wie ungewöhnlich", schoss es ihm für einen kurzen Moment durch den Kopf. Er hatte geglaubt nie wieder Furcht zu verspüren. Misstrauisch betrachtete er seine Hände, die vor Aufregung kribbelten. Lag es etwa an ihr? Der König fuhr sich durch das silberblonde Haar. Nein, Elben lieben ewig und dies nur ein einziges Mal. Er hatte seine große Liebe schon verloren, warum sollte er jemals wieder dasselbe fühlen? Thranduil riss sich zusammen und fasste nach der Klinke, um keine weitere Zeit zu verschwenden. Mit Kampfbereiter Haltung stürmte er nun in das Gemach, doch von der Prinzessin fehlte jede Spur. Das Licht war aus und die Betten gemacht. Kein Eindringling, aber auch keine Spur von ihr. Erst nach einer langen Weile von verwirrten Gedanken erfasste er den Brief, welcher auf dem Laken lag und nahm ihn hurtig an sich. Er zerriss den Umschlug und ließ seine Augen über die treffenden Worte gleiten. Immer wieder und immer wieder überflog er den Brief, bis er die leichte Träne am Rand des Papiers erkannte und sie selbst mit einen von seinen vereinte. 

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt