Vollendung

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„Melwen nicht!" Doch es war bereits zu spät

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„Melwen nicht!" Doch es war bereits zu spät. Mit überwiegender Mordlust stürzte sich die sommersprossige Elbin auf Camilja und hielt die Klinge in beiden Händen. Camilja schrie auf und warf sich in letzter Sekunde noch zur Seite. Die Schneide splitterte ein wenig ab, als sie gegen den harten Steinboden geschlagen wurde und Melwen mit ihr über den Boden rutschte. Camilja duckte sich weg und hievte sich am Eisengitter auf die Beine. Sie zitterte. Zitterte am ganzen Körper und versuchte sich zu konzentrieren. Stöhnend stützte sie ihr schweres Kinn und warf ihren Kopf herum. Übelkeit überkam sie, als das Krankenzimmer sich auf den Kopf stellte und der Schwindel sie fast zum Fall brachte. Sie hatte keine Kraft in ihren Gliedern, wie sollte sie also gegen sie gewinnen können? Melwen knurrte und richtete sich auf. Sie schnappte erneut nach der Klinge und grinste sie bereits siegessicher an. Sie atmete schwer, aber nichts hinderte sie daran der hilflosen Elbin das Leben zu nehmen. „Warte!" Camilja streckte die Hand nach der verschwommenen Gestalt vor ihr aus. „Glaubst du wirklich, dass wird deine Familie wieder zurückholen?" Melwens Mundwinkel zuckten verärgert und sie warf sich erneut auf sie. Camilja stützte sich ab und schubste sich zum nächsten Bett, auf welches sie stöhnend fiel. Schnell rollte sie entlang der Matratze und erschrak als das Messer nur wenige Millimeter von ihrer Nase entfernt den Bettbezug zerfetzte. „Was weißt du denn schon! Du hast keine Ahnung wie es mir ergangen ist all die Kahre in Armut zu leben, mit dem gewissen für immer allein zu sein." Hustend richtete sie sich auf und sah ihr tief in die Augen. „Ich teile mit dir dasselbe Schicksal Melwen!" Camilja flog über die Kante und griff sich das Kopfkissen des benachbarten Bettes. Der Dolch durchdrang den Stoff wie Butter und zerfetzte ihn in tausend Stücke. Tausend von Federn flogen durch die Luft, was der Prinzessin eine kurze Verschnaufpause einbrachte. Lange würde sie ihren Angriffen nicht mehr ausweichen können. „Ich habe auch meine Eltern verloren und wurde versteckt. Jahrhunderte verbrachte ich in diesem Häuschen mit nichts und in völliger Armut." Die Elbin riss herum und sie duckte sich weg. Die blonden Strähnen verfingen sich in dem Gestell des Bettes, was sie abermals in die Knie zwang. „Glaubst du deine jämmerliche Vergangenheit interessiert mich! Du bist bloß die Vollendung meiner Rache." Melwen setzte ab und fuhr sich durch die langen gelockten Haare. „Stell es dir einfach so vor, du bist die Puppe und ich der Puppenspieler." Sie holte aus und verfehlte den Kopf der Prinzessin, da sie sich viel zu sehr auf ihre Gedanken fixierte. Sie müsste sie einfach nur gut genug ablenken, vielleicht könnte sie sich bis dahin noch verteidigen. „Willst du wirklich dein Leben hinwerfen, nur um dich zu rächen, oder glaubst du etwa mein Tod würde unentdeckt bleiben." Melwen zog die Klinge zurück und erstarrte kurz. „Sie werden dich verdächtigen, da du die einzige bist, die die Verantwortung gegenüber mir hatte." Sie drehte sich weg und Camilja fiel endgültig auf die Knie. Sie keuchte und ihre erschöpfte Lunge brannte wie Feuer. Die Kräutermischung war einfach viel zu stark und sie musste sich geschlagen geben. Die einzige Waffe, die sie jetzt noch besaß, waren ihre Worte. „Sie werden dich finden und deinem erst so kurzem Leben ein Ende bereiten." Melwen verstummte und ließ die Klinge sinken. Sie nahm ihren Blick von der erschöpften Prinzessin und schloss die Augen. Sie ballte ihre freie Hand zu einer Faust und schien über etwas nachzudenken. „Du bist keine schlechte Elbin. Ich weiß, dass es das Rachegefühl ist, welches dich zu schlimmen Dingen zwingt, aber ich kenne dich besser. Willst du wirklich so enden wie deine Familie?" Für einen kurzen Augenblick hatte sie die Hoffnung sie überredet zu haben, doch als sie wieder dieses hämische Lachen von sich gab, wusste sie, dass sie den Kampf verloren hatte. „Niemand kennt mich besser, als ich selbst." Melwen hob die Elbenklinge hoch in die Luft. Camilja sah zu ihr auf. Sie erkannte die Wut, die Trauer und die enttäuschung in ihren leuchtenden Augen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie hatte sich wohl in ihr gettäuscht. Melwen knurrte laut und bewegte die Spitze ihrer Waffe direkt auf die Brust der Prinzessin zu, doch bevor sie ihr kleines Herz durchstoßen konnte, wurde sie zurückgerissen. Kreischend entglitt ihr die Klinge und fiel direkt in die Hand von Camilja welche sie zu ihrem Schutz vor den zitternden Leib der schreienden Elbin hielt. Ungeschickt rutschte sie auf den Federn des Kopfkissens aus und stürzte zu Boden. Ihre Hand schnellte an ihre Schulter, in der ganz tief und fest ein Pfeil steckte. Die Prinzessin riss den Kopf herum und sah, wie der Elbenkönig in das Krankenzimmer gestürmt kam. Hinter ihm stand Legolas, der seinen Bogen immer noch gespannt hielt, falls Melwen es wagen sollte sich wieder auf sie zu stürzen. Der König fiel auf die Knie und drückte die benommene Elbin an seine Brust. „Camilja, geht es dir gut, bist du verletzt?" Sie schüttelte den Kopf und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Wie sehr sie sich doch freute ihn zu sehen. Sie nahm seine angenehme Wärme in sich auf und genoss es diesen wunderbaren Waldduft wieder riechen zu dürfen. Leicht begann sie zu Schluchzen, doch Thranduil küsste ihr liebevoll die Tränen von den Wangen. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben, du bist in Sicherheit. Hier, bei mir." Camilja nickte und blickte in seine umwerfenden Augen. Sie war erleichtert und glücklich zugleich. „Sie wollte mich töten. Sie erwähnte etwas von Rache und die Hinrichtung ihrer Eltern." Legolas, der Melwen die ganze Zeit beobachtet hatte, kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Adar, erinnert ihr euch noch an die arme Bauernfamilie, die sich in die Hallen eingearbeitet hatte, um an euren Reichtum zu kommen. Man ließ sie aufgrund Hochverrats in den Flammen sterben." Der König nickte und hievte Camilja auf seine Arme. „Du hast Recht Legolas, ich wusste doch, dass mir diese Ähnlichkeit bekannt vorkam." Mit einem leisen schrei zog Melwen den Pfeil aus ihrer Schulter und brach ihn entzwei. „Meine Familie hatte sich nur das genommen, was ihr uns gestohlen habt." Der König lachte auf. „Legolas, du weißt, was du zutun hast." Der Prinz nickte und spannte erneut seinen Bogen. „Wie ihr wünscht Adar." Gerade wollte er nach einem neuen Pfeil greifen, doch da hielt ihn Camilja zurück. „Warte!" Thranduil ließ sie wieder runter, hielt sie jedoch noch sicherheitshalber fest. „Ich will nicht, dass ihr sie tötet!" Vater und Sohn sahen sich ungläubig an. Sie konnten es wohl nicht fassen, dass ausgerechnet sie die beiden davon abhalten wollte. Camilja seufzte und drehte ihren Kopf in die Richtung der verletzten Elbin, die ihr selbst fragende Blicke zuwarf. „Ich meine, sie soll ihre gerechte Strafe zwar büßen, doch das Gewissen, mit einer Niederlage zu leben, ist viel Schlimmer, als der Tod selbst." „Aber Prinzessin..." Der König wurde jedoch von ihr unterbrochen, indem sie ihm einen Finger auf seine Lippen legte. „Vertraut mir. Die Einsamkeit ist der grausamste Fluch. Sperrt sie ein und sie wird ihre Fehler schon einsehen." Sie lächelte ihn an und er konnte einfach nicht anders, als auf ihre Bitte einzugehen. „Nun gut." Er rief seine Wachen zusammen. „Bringt sie in den dunkelsten Keller und sorgt dafür, dass sie so schnell nicht mehr ans Tageslicht kommt." Die Elbenwache salutierte und hob Melwen an ihren Oberarmen hoch, um sie so aus dem Krankenzimmer zu tragen. Legolas folgte den beiden ohne ein weiteres wort zu sagen, da er anscheinend doch gefallen an Camiljas Idee fand und sich einfach darauf einließ.Die Tür fiel ins Schloss und der König lenkte nun seinen Blick auf die schöne Elbin unter sich. Er legte eine Hand an ihre Wange und sie lachte. „Es tut mir so Leid meine Liebe. Ich habe dir soviel Leid zugefügt. Habe dich verwirrt mit meiner Wut und meinen Gefühlen und dich so nur noch mehr in Gefahr gebracht. Sag, kannst du mir verzeihen?" Camilja strich ihm eine Strähne hinter die Ohren und legte ihre Hände auf seiner Brust ab. „Ich verzeihe euch mein König, nur eines müsst ihr mir versprechen." Er runzelte die Stirn. „Und das wäre?" Camilja beugte sich vor, während Thranduil seine Arme um ihre Hüfte schlug. „Versprecht mir die Hochzeit abzusagen." Der König legte seine Stirn an ihre und lächelte. „Ach Camilja, nichts lieber als das." Bei den letzten Worten berührten sich ihre Lippen ein zweites Mal, so als ob nie etwas anderes geschehen wäre.

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt