Erster Eindruck

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Die Tür zum großen Thronsaal wurde geöffnet und Camiljas Herz blieb beinahe stehen

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Die Tür zum großen Thronsaal wurde geöffnet und Camiljas Herz blieb beinahe stehen. Da stand er nun. Ihr den Rücken zugedreht unterhielt er sich mit einem Elben, aber auch als beide den Raum betraten drehte er sich nicht um. Camilja hatte also Glück. „Vater, Elbin Camilja ist nun bereit euch gegenüberzutreten." Der König beendete kurz das Gespräch mit einem Fingerhieb und spähte etwas über seine rechte Schulter. „Ich werde sie gleich in Empfang nehmen." Legolas nickte und ließ ihre Hand los. „Viel Erfolg.", wünschte er ihr und stolzierte davon. Sie versuchte gerade noch nach seinem Arm zu schnappen, doch sie verfehlte ihn um Haaresbreite. Sie wollte es nicht alleine durchstehen. Nicht mit dem König. Thranduil beendete kurz darauf seine Unterhaltung, wobei er den Elben hinausschickte. Camilja folgte ihm mit ihren Augen und schluckte, als ihr auffiel, dass sie nur noch mit ihm übrig blieb. Nicht einmal Soldaten hielten sich zum Schutz des Königs im Thronsaal auf, was sie nur noch mehr beunruhigte. Hatte er den keinen Schutz nötig, wenn eine einfache Frau bei ihm war? Das Räuspern des Königs riss sie aus ihren Gedanken. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr ihre Haut, als sie diese tiefe männliche Stimme hörte, die kurz darauf auf sie einredete. „Du kannst ruhig vortreten, wir haben schließlich schon Bekanntschaft gemacht." Camilja nickte noch ein wenig benommen und zögerte. Ihre wackeligen Füße wollten ihr nicht so richtig gehorchen. Zwar konnte sie den König nicht von vorne sehen, aber es reichte ihr seine Anwesenheit zu spüren. Umso näher sie seiner Gestalt kam, desto klarer wurde seine Gestalt. Sein silberblondes glattes Haar wehte im Wind seiner Bewegungen, während er seine Robe faltete. Sie erinnerte sich an den Moment zurück, als er vor ihr gestanden hatte. Sie dachte an seine gepflegten Hände, an das smaragdgrüne Juwel und auch an diesen wunderbaren Duft des Waldes und der Blütenblätter. Diese Vorstellung kühlte ihre Angst ein bisschen ab, weswegen sie nicht völlig durchdrehte. Camilja blieb stehen. Der König stieg von seinem Podest herunter und drehte sich langsam um. Sie atmete schwer. Sie grub ihre Fingernägel in den Stoff ihres Kleides und schloss ihre Augen. Sie ließ ihren Kopf hängen, da sie sich nicht traute, ihm ins Gesicht zu sehen. Thranduil stand nun direkt vor ihr. Sein Geruch stieg ihr sofort wieder in die Nase. Nur sehr schwer konnte sie ihr Lächeln unterdrücken, doch der König merkte es zum Glück kaum. „Fürchtest du dich etwa von mir?", fragte er mit besorgter Stimme. Camilja biss ihre Zähne zusammen. Sie wollte ihm antworten, doch sie brachte keinen einzigen Ton hervor. Der König räusperte sich erneut. Er schien nun wütender geworden zu sein, da sein Gast nicht mit ihm sprach. Eigentlich war es nie ihre Absicht gewesen, seinen Zorn zu wecken, aber es half nichts. Sie zuckte zusammen, als seine Fingerkuppen ihr Kinn berührten und es sanft nach oben drückten. Sie fühlte seinen Atem auf ihrer Stirn. „Siehe mich an." Sie musste wohl gehorchen, denn ein weiteres Ärgernis konnte sie sich nicht leisten. Leicht flatterte sie mit ihren langen blonden Wimpern und blinzelte schlussendlich in das Gesicht des Königs. Sie erstarrte. Nicht mehr vor Angst, sondern eher vor Begeisterung. Camilja spürte den konzentrierten Blick dieser eisblauen Augen, welche auf sie herabschauten. Sein Mund stand ein wenig offen. Seine leicht rosafarbenen Lippen schimmerten im Licht der Kronleuchter. Sein eckiges Kinn passte perfekt zu seinen strengen Gesichtszügen, genau wie seine Haare. Seine bleiche Haut hatte denselben Ton wie ihre, aber sie erschien ihr etwas blasser. Sie musste sich zusammenreißen, dass ihre kraftlosen Knie bei diesem Anblick nicht einknickten. Er erkannte dieses Staunen in ihrem Gesicht, was ihm zum Lächeln brachte. Sie erwiderte seins mit einem schwachen Grinsen und er entfernte sich wieder von ihr. Camilja sackte leicht in sich zusammen, nachdem seine magischen Finger von ihr abließen. Irgendetwas an ihm, zog sie in seinen königlichen Bann, doch was es war, konnte sie sich nicht erklären. Einen Vorteil hatte es jedoch, da sich ihre Angst dadurch in Luft auflöste. „Sagt mir, wie ist euer Name. Verzeiht mir, aber er ist mir zuvor leider entfallen." Sie faltete ihre Hände ineinander. „Ich heiße Camilja.", gab sie ihm mit einer zittrigen Stimme zur Antwort. Sie hatte zwar keine Angst mehr, aber Nervosität gegenüber dem König besaß sie trotzdem. „Camilja also...", brummte er fraglich vor sich hin, wobei er sich schleppend durch den Thronsaal bewegte. Seine Schritte hallten laut und die lange Robe schliff leise über den Boden. „Ein sehr ungewöhnlicher Name für eine Elbin, nicht wahr?" Camilja nickte mit leicht gesenktem Kopf. „Meine Eltern haben ihn bewusst gewählt.", erzählte sie ihm. Warum jedoch, hatten sie ihr nie gesagt. Vorsichtig sah sie zu ihm auf. Er summte zufrieden auf ihre Antwort und kam dabei wieder auf sie zu. Camilja schluckte, als sie bemerkte, dass er an sie herantrat und seine stechenden Augen auf sie richtete. In seinem Blick lag pure Neugierde gegenüber der Waldelbin. Sie schien sein Interesse also geweckt zu haben. „Wie Legolas schon erwähnt hatte, besitzt du ein ausgeprägtes Wissen über die Heilkräuter des Waldes nehme ich an", wechselte er blitzschnell das Thema. Sie lächelte verlegen und begann mit einer freien Strähne ihrer blonden Haare zu spielen. Ihr gefiel seine königliche Sprache sehr, die mit der tiefen Stimme nur noch edler klang. „Ja mein König ich kann sämtliche Wunden mithilfe der Pflanzen des Düsterwaldes heilen, wenn sie es natürlich von mir verlangen." Thranduil lachte kurz auf und strich mit seinen Fingern über sein Kinn. „Legolas hatte Recht, du könntest für uns durchaus eine Bereicherung sein." Camiljas Wangen erröteten, während sie in ihre Hand kicherte. So ein schönes Kompliment wurde ihr noch nie gemacht, schon gar nicht von einem König. „Nun gut. Ich freue mich sehr dich in meinen Hallen zu begrüßen. Ich hoffe sehr dir wird es hier auch gefallen?" Camilja seufzte erleichtert. Sie hatte es geschafft. Sie hatte den König erfolgreich überredet. „Mit Sicherheit mein König." Überglücklich verbeugte sie sich zum Abschied und der König lächelte ihr für einen kurzen Moment zu, bevor sie schweigend und gekrümmt zur Tür lief. Sie fasste sofort nach dem Türgriff und versuchte die Tür zu öffnen, doch etwas stand ihr dabei im Weg. „Camilja!" Sie jubelte innerlich, als sie Legolas Stimme hörte, der ihr grinsend entgegensprang. „Was hat er gesagt?", wollte er unbedingt wissen, da er sehr unruhig wirkte. Er spielte mit seinen Fingern und wippte auf und ab, was Camilja zum Lachen brachte. „Nun", räusperte sie sich. Legolas legte seinen Kopf schief. Er war wohl richtig gespannt auf ihre brennende Antwort, dass er noch dazu eine Augenbraue hochzog. „Er meinte, ich solle mich hier wohl fühlen, denn ich darf bleiben!" Leise klatschte sie in ihre zarten Hände. Der Prinz fasste nach ihren Armen und war außer sich vor Begeisterung. „Das sind ja hervorragende Nachrichten!", freute er sich mit ihr und ließ sie wieder los. Erst ein paar Sekunden später fiel es ihnen ein, wer sie wirklich waren und entfernten sich voneinander. Camilja sah beschämt auf den Boden und Legolas fuhr sich über den Hinterkopf. Er war immerhin noch ein Prinz und sie eine gewöhnliche Waldelbin, deswegen sollten sie sich am besten auch so verhalten egal wie stark ihre Freundschaft nun einmal aussah. Zumindest solange sie sich in den Hallen des Königs befanden. „Ich führe dich wieder in dein Gemach.", brach Legolas die peinliche Stille. Camilja nickte eilig und folgte ihm durch die Gänge, bis sie ungestört in ihrem Zimmer weiter diskutieren konnten. „Er hat dich also nach deinen Künsten gefragt und darauf sofort bejaht?" Der Prinz setzte sich auf das prachtvolle Himmelbett, doch Camilja blieb in einer Ecke stehen. Sie wollte sich nicht hinsetzten, dafür fühlte sie sich zu sehr aufgewühlt. Vieles ging ihr durch den Kopf. Der Düsterwald, ihr altes wie auch neues zuhause, dieser plötzliche Wohlstand und vor allem: Der König. Sie sah sein wunderhübsches Gesicht vor sich, als er ihr so nah gestanden hatte. Wie er sie mit seinen eisblauen Augen verzaubern konnte und ihr den Atem immer noch raubte. „Camilja?" Legolas riss sie ruckartig aus ihren Gedanken. „Verzeih mir." Sie hatte seine Frage gar nicht richtig wahrgenommen. Sie kramte in ihrem Gedächtnis und holte sie wieder zurück. „Nun ja, er erwähnte zuerst die Merkwürdigkeit meines Namens.", gab sie ihm etwas verzögert zur Antwort. Legolas hegte einen fragenden Blick gegen sie. „Dein Name? Was ist so falsch daran?" Sie zuckte mit ihren Schultern. „Ich weiß es nicht. Er meinte es sei kein gewöhnlicher Name für eine Elbin." Der Prinz nickte, war jedoch immer noch verwirrt. „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen." Camilja drehte sich seufzend zur Wand und zeichnete mit ihren Fingern die Äste des Eichenbaumes nach. „Ich habe ihm gesagt, dass meine Eltern es so wollten." Camilja wusste selbst nicht, wieso diese Frage von ihm sie so dermaßen traf. Möglicherweise lag es einfach daran, dass sie ihre Eltern viel zu früh verloren hatte. Dass sie es nie zu spüren bekam, wie es sich anfühlte geliebt zu werden. Was es jedenfalls auch war es ließ sie nicht los, genau so wenig wie das Bild des Königs vor ihrem geistigen Auge.

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt