Flucht

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Erschöpft klappte Camilja ihre vollgefüllte Ledertasche zu und wischte sich den Schweiß von ihrer blassen Stirn. Müdigkeit hielt ihre Augen noch ziemlich geschlossen, weswegen sie sich beim Denken schwertat. Hatte sie wohl alles eingepackt, was sie benötigte? Seufzend ließ sie ihren schlaffen Körper auf das Bett fallen und fuhr sich durch das taube Gesicht. Sie war es nicht gewohnt so früh aufzustehen, was sie jetzt deutlich zu spüren bekam. Aber es half nichts. Camilja schüttelte den Kopf, um sich selbst wieder aufzurappeln und warf die Tasche über ihre Schulter. Noch halb schlafend drehte sie sich zum Fenster ihres Gemach, welches Nichts als tiefste Schwärze zeigte. Sie wusste, dass es noch lange dauern würde, bis die Sonne den Weg über die Berge schaffte, doch sie durfte den Sonnenaufgang auf keinen Fall versäumen. Nervös erhob sie sich nun von ihrem Bett und schritt langsam auf einen kleinen Tisch zu, den sie sich vor kurzem ins Zimmer gewünscht hatte. Den kleinen Birkenstuhl schob sie dabei sachte zurück und setzte sich hin. Camilja musste ihre Zähne zusammenbeißen, um nicht wieder in Tränen auszubrechen. Sie wusste, wie wütend und traurig er sein wird, aber ihr blieb nichts Anderes übrig. Zitternd schnappte sie nach der Feder und dem Tintenfass, sodass sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen konnte. Das Stück Pergament rückte sie sich noch zurecht, bis sie endlich anfing die ersten Zeilen zu verfassen:

„Mein König,

Ich weiß wie sehr euch dieser Brief verärgern wird, doch ihr lässt mir anscheinend keine Wahl. Ich kann euren Sohn nicht heiraten und ihr wisst bereits aus welchem Grund. Legolas hat mir erzählt, ihr würdet euer Wort nie brechen, also sehe ich mich gezwungen andere Maßnahmen zu unternehmen. Ich bin nun fortgegangen. Sucht nicht nach mir, denn ihr werdet mich in den Tiefen des Düsterwaldes nicht finden. Wenn ihr mich nicht verlieren wollt, dann löst die Verlobung auf, oder ich komme nicht wieder zurück. Es tut mir Leid es euch auf diese Weise mitzuteilen, aber meine Verzweiflung drängt mich wohl dazu.

Camilja"

Schluchzend setzte sie die Feder in das Tintenfass ab und faltete den Brief einmal, um ihn so auf ihr Bett zu legen. Flüssigkeit tränkte ihre Augen und nahmen ihr die Sicht. Sie versuchte sie zu unterdrücken, doch leider reagierte sie zu langsam und so durchweichte ein Tropfen das Pergament, während sie sich umdrehte. Sie durfte nicht daran denken, wie schmerzhaft es für ihn sein wird. Nicht, wenn so viel für sie auf dem Spiel stand. Für ihre Zukunft und für die des Prinzen. Eilig öffnete sie nun ihren aus Holz geschnitzten Schrank und griff nach ihrem alten Umhang, welchen sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr in der Hand gehalten hatte. Einen Moment lang hielt sie inne und strich leicht lächelnd über den verfilzten Stoff. Er war schon so lange in ihrem Besitz und er hatte sie noch nie enttäuscht. Hoffentlich auch nicht heute. Mit Schwung warf sie ihn über ihre Schultern und zog die Kapuze nach vorne, sodass nur ihr weißblondes Haar aus dem Schatten herausstach. Genauso wie sie dem König das erste Mal gegenübergetreten ist. Sie fühlte die Angst, welche sie damals noch vor ihm verspürte, doch wenn sie an jetzt dachte, erfüllte sie nur Wut und ein anderes Gefühl, das sie jedoch nicht zuordnen konnte. Ohne weitere Zeit zu verlieren schloss ihre Zimmertür leise auf und trat hinaus in den ersten Gang. Kurz fiel ihr letzter Blick noch hinein, bevor sie sich mit einem Nicken davon verabschiedete und so leise wie möglich davonschlich. Sie versteckte sich so gut es ging im Schatten der Kerzen, sodass die Nachtsoldaten sie nicht entdecken würden. Dem König würde sie zu dieser Uhrzeit nicht über den Weg laufen, was ihr zumindest einen Vorteil einbracht. Nun, sie hoffte es zumindest. Camilja hatte jedoch Glück und es kam ihr Niemand entgegen. Hin und wieder sah sie sich gezwungen auf vorbeiziehende Wachen zu warten, doch sie blieb bei allen ungesehen. Die restlichen Meter stürmte sie ohne Vorsicht zu nehmen hinaus und trappte hurtig mit ihren kleinen Füßen über den kalten Marmorboden. Kalte Luft schoss ihr sofort ins Gesicht, die von dem Umhang ohne große Probleme abgefangen wurden. Sie lachte, als sie die Kälte nicht erreichte und wusste, dass sie eine hervorragende Wahl getroffen hatte. Achtsam hob sie nun ihren Kopf und erkannte, wie vor ihr bereits Legolas auf sie wartete. Sie konnte doch auf ihn zählen. „Camilja", flüsterte er ihr zu und sie zeigte ihm sein Gesicht, bevor es wieder im Schatten der Kapuze verschwand. „Ich hoffe du bist vorbereitet", riet er ernst und sie nickte. Nervös tastete sie nach ihrem Lederbeutel und umfasste ihn krampfhaft. Ohne ihn würde sie da draußen sowieso nicht überleben. Der Prinz seufzte, als er den Soldaten zurief, sie sollen die Tore öffnen. Camilja erkannte den Kummer in seinem Ausdruck, wobei selbst ihr Herz anfing zu schmerzen. Einerseits wollte sie sich nicht alleine auf eine so gefährliche Reise begeben, doch es er konnte sie nicht begleiten. Falls sein Vater auch noch dahinterkommt, dass Legolas mit ihr weggelaufen wäre, würde er vor Zorn den ganzen Wald niederbrennen um die beiden zu finden, was sie natürlich um nichts in Mittelerde zulassen durfte. Die Ketten rasselten Laut, als sich die schweren Türen langsam öffneten, doch jetzt war es zu bereits spät. „Pass auf dich auf Camilja. Versteckte dich so gut es geht. Bei Nacht wie auch bei Tag. Mach dir ein Bett aus Zweigen und Moos auf hohen Bäumen, so werden dich nicht finden können." Ein verzweifelter Seufzer entwich ihm, als er diese Worte sagte. Licht fiel durch die schmalen Fenster der Hallen und ihr schoss unmittelbar Nervosität in ihre zitternden Glieder. Sie musste sich also beeilen. „Wie soll ich dir nur danken Legolas?" Er schnappte nach ihrer Hand. „Komm einfach nur heil zu uns zurück. Hast du mich verstanden?" Sie bejahte mit trauriger Stimme und fiel ein letztes Mal in seine Arme, bevor sie sich aufmachte und hinter den ersten Bäumen verschwand.

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt