24.Kapitel (Chris)

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Ich hatte so starke Kopfschmerzen wie lange nicht mehr, als ich am Tag nach der Party irgendwann aufwachte. Mir tat alles weh und ich konnte mich ehrlich gesagt nicht einmal daran erinnern wie ich wann auf das Sofa hier gekommen war, geschweige denn was davor passierte.

Stöhnend sank ich zurück aufs Kissen, versuchte mich daran zu erinnern ob ich irgendetwas Dummes getan hatte, was aber nur zur Folge hatte das meine Kopfschmerzen noch schlimmer wurden. Normalerweise trank ich gar nicht so viel das ich irgendwelche Gedächtnislücken bekam sondern kannte meine Grenzen gut genug, meistens zumindest.

Aus einem Nebenzimmer hörte ich Stimmen und Lachen und nach mehreren Minuten hatte ich es endlich geschafft mich vom Sofa hoch zu quälen und zu der Geräuschquelle gehen.

Ash stand angelehnt an der Anrichte da, Mike und Takumi waren gerade dabei die letzten Reste des Geschirrs in den Geschirrspüler zu räumen und gerade warf Mike lachend mit einem Wischtuch nach Takumi, welcher es auffing. Bei meinem Eintreten wurde ich von den anderen kurz gemustert, wobei Ash der Einzige war, dessen Blick für genau eine Sekunde auf mir lag, ehe er sich wieder den anderen zuwandte.

»Morgen Langschläfer. Gut geschlafen?«, fragte Mike grinsend.

»Ich habe höllische Kopfschmerzen und mir tut alles weh«, stöhnte ich und Mike warf mir eine Packung Scherzmittel zu, während Ash mir ein Glas Wasser reichte, wobei er es vermied mich versehentlich zu berühren.

»Danke.« Ash wirkte total sauer, denn er schaute demonstrativ in eine andere Richtung.

»Danke dass ich hier bleiben dürfte. Ich weiß auch nicht was mit mir los war«, murmelte ich und Mike schüttelte nur mit dem Kopf.

»Du warst nicht der Einzige, und ich hatte die meisten von euch sowieso eingeplant. Willst du noch eine Kleinigkeit Essen bist du gehst?«

»Wenn es keine Umstände macht.«

»Nein gar nicht, wir wollten sowieso etwas zu Essen machen, Spaghetti oder so, isst du doch bestimmt?« Ich nickte und Mike kramte in ein paar Schränken herum, legte die ganzen Zutaten auf den Tisch.

»Hier Phoenix, fang.« Er warf Ash eine Packung Spaghetti zu und mein Freund verdrehte die Augen, holte einen Topf aus dem Schrank, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf den Herd.

»Phoenix?«, murmelte ich.

»Sein richtiger Name, allerdings dürfen ihn nur sehr wenige ausgewählte Personen so nennen...«, sagte Mike wichtigtuerisch und Ash warf ihm einen alles andere als freundlichen Blick zu.

»Ach halt doch die Klappe Mike, niemand nennt mich so außer du und meine Eltern.« Ich schaute ihn an. Super, ich hatte bis eben noch nicht einmal den richtigen Namen von meinem Freund gewusst, war das nicht irgendwie nun ja... falsch?

Ich verkrümmelte mich wieder ins Wohnzimmer, wo ich mich auf das Sofa setzte und wartete bis die Schmerztablette endlich anschlug. DieMinuten vergingen, dann holte Mike mich zum Essen und ich saß neben den dreien am Esstisch. Irgendwie fühlte es sich falsch an, immerhin waren Mike, Takumi und Ash so dicke Freunde und ich war gerade einfach nur da, störte diese Gruppendynamik.

Als wir fertig waren, räumte ich noch mein Geschirr zu dasder anderen, dann blieb ich unschlüssig im Türrahmen stehen.

»Ich gehe dann nach Hause. Danke.«

»Ich bringe dich noch nach Hause«, sagte Ash dann, ohne mich dabei anzusehen und mir lief es aus irgendeinem Grund kalt den Rücken hinunter. Ich hatte doch hoffentlich gestern nichts total dummes getan, oder?

»Gut, wir sehen uns Morgen in der Schule.« Ich nahm meine Sachen, verabschiedete mich und folgte Ash nach draußen. Am Anfang schwiegen wir uns eine ganze Weile an, bis ich es nicht mehr aushielt.

»Okay, was habe ich gestern angestellt?«, fragte ich und er schaute mich zum ersten Mal an diesem Tag richtig an.

»Nichts besonderes...«

»Du bist total sauer... Also habe ich etwas angestellt. Ich wusste es«, stöhnte ich auf und hoffte wirklich, dass ich nicht irgendwie jemand anderen geküsst hatte, mich blamiert hatte, oder unsere Beziehung irgendwie öffentlich gemacht hatte, ohne es jetzt noch zu wissen... Ich glaubte zwar nicht, dass ich so etwas, auch wenn ich betrunken war, je tun würde, aber meine Gedächtnislücke machte mich total wahnsinnig.

»Du hast nichts schlimmes getan. Mich hat nur genervt, dass ich genau merke dass du irgendwelche Probleme hast, du dich aber lieber betrinkst anstatt mit mir darüber zu reden. Außerdem hast du gesag tdu bist eifersüchtig auf so ziemlich jeden, der um mich herum ist.«

»Oh...« Dann war das also der Grund, warum ich mich gestern so zugeschüttet hatte... langsam erinnerte ich mich auch daran, das sowohl Clara wie auch Shane den ganzen Abend an Ash geklebt hatten und das war so ziemlich das letzte gewesen, was mir bei meiner miesen Laune noch gefehlt hatte.

»Ich mag es nicht, wenn du so viel Alkohol trinkst. Ich konnte so etwas allgemein noch nie wirklich leiden, zwar habe ich kein Problem damit wenn du es tust, aber du wärst gestern beinahe über mich hergefallen. Stell dir mal vor, jemand hätte uns gesehen. Mich hätte es zwar nicht gestört, aber ich weiß dass es dich gestört hätte. Außerdem frage ich mich die ganze Zeit, was wohl passiert wäre, wenn nicht ich zu dir gegangen wäre, sondern ein anderer.«

»Selbst wenn ich betrunken wäre, würde ich das niemals mit jemand anderem tun. Ich liebe dich... Das wegen gestern tut mir leid. Zur Zeit läuft es zu Hause nicht so gut und als ich dich dann noch gesehen habe, das war etwas zu viel.« Er nickte verstehend.

»Du kannst mir erzählen was du möchtest, aber das nächste Mal rede lieber mit mir statt dich zu betrinken. Gerade was deine Eifersucht betrifft.« Ich nickte und merkte, wie die ganze Anspannung von mir abfiel. Ash begleitete mich noch den restlichen Weg, an unserem Gartentor blieb er stehen, dann lächelte er mich noch kurz an, verzichtete aber darauf mich zu umarmen und ging nach Hause. Ich zwang mich dazu ihm nicht nach zu sehen und betrat stattdessen das Haus.

»Ich bin wieder da!«

»Chris, komm mal bitte kurz.« Meine Mutter stand am Wohnzimmerfenster und ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich und Ash beobachtet hatte. Zum Glück hatten wir darauf verzichtet uns mehr als nötig zu berühren und ich atmete kurz erleichtert aus, doch bei dem Blick meiner Mutter wusste ich, dass irgendetwas nicht stimmte.

»Wer war das?«, fragte sie in diesem Tonfall, der mein Blut gefrieren ließ. Ich ahnte bereits was jetzt kommen würde.

»Ein Freund von mir, er hat mich noch nach Hause begleitet.«

»Hast du dir den Jungen mal angesehen? Das ist kein guter Umgang für dich. Was sollen nur die Leute von dir denken, wenn sie sehen dass du mit jemanden herumläufst, der sich so kleidet. Zerrissene Jeans, Piercing, gefärbte Haare. Ist ja fürchterlich.«

»Was ist daran so schlimm? Er ist ganz normal und versuche nicht ihn in irgendwelche Schubladen zu stecken, in die er nicht reingehört. Er nimmt keine Drogen, er kommt aus einem ganz normalen Elternhaus und er ist gut in der Schule«, versuchte ich sie davon zu überzeugen, dass er definitiv kein schlechter Umgang für mich war, aber an ihrem Blick konnte ich schon absehen dass ich reden konnte wie ich wollte, es brachte überhaupt nichts. Sie hatte sich ihre Meinung von ihm schon gebildet, egal was ich sagen würde.

»Ich möchte nicht dass du dich mit Leuten die so rumlaufen abgibst. Außerdem bekommst du Hausarrest. Drei Wochen, dass sollte erstmal reichen.«

»Aber Mom das...« Ich ließ meinen Satz unbeendet, dann drehte ich mich um und stürmte die Treppe nach oben, an meiner Schwester vorbei und in mein Zimmer.

Ich wollte Schreien, doch wie immer tat ich nichts dergleichen. Wie immer wiedersetzte ich mich meiner Mutter nicht, weil ich wusste ich hatte keine Chance.

Seufzend sank ich an der Tür herab und fuhr mir mit meiner Hand durch die Haare. Egal was sie sagen würde, ich würde Ash niemals aufgeben... hoffte ich zumindest.


Broken Mirrors (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt