38.Kapitel (Chris)

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Ash war so wundervoll und perfekt, dass ich den ganzen Abend kaum meine Augen von ihm lassen konnte. Er trug ein schwarzes T-Shirt von irgendeiner Band die ich nicht kannte, trug wie immer seine zerissene Jeans und seine Haare waren perfekt gestylt, während er mich mit diesem Blick ansah, als würde er am liebsten über mich herfallen. Und um ehrlich zu sein musste ich mich ebenfalls sehr zusammen reißen, ihn nicht in irgendeines der leerstehenden Zimmer zu schleppen, die Tür abzuschließen und mit ihm jede Menge Dinge zu tun, die er hoffentlich nie vergessen würde.

Obwohl ich nicht wollte dass jemandem auffiel dass ich bisexuell war, konnte ich nicht anders als den ganzen Abend bei Ash stehen zu bleiben, mich mit ihm zu unterhalten und mit ihm zu flirten, wobei es jedes Mal schön war zu sehen, wie sein Gesicht sich ganz leicht rötete wenn ich ihm ein Kompliment machte. Ich erinnerte mich daran zurück, dass er mal gesagt hatte, er würde nicht so gut aussehen wie ich, aber ich konnte dem voll und ganz widersprechen: Er sah so unglaublich gut aus, dass ich Angst hatte bald würden schon die ersten kommen und ihn versuchen mir weg zu nehmen. Wie gerne würde ich ihn jetzt küssen und allen zeigen dass er einzig und allein mir gehörte - nur mir und niemandem sonst. Solche Besitzansprüche zu stellen war ziemlich neu für mich, aber bei Ash war ich sowieso ganz anders. Ich wollte dass er nur mich sah, dass ich die einzige Person für ihn war, dass ich der Mittelpunkt seiner Welt war. Natürlich war dieser Gedanke übertrieben und egoistisch, aber die Angst ihn irgendwie verlieren zu können war zu groß.
Ich wollte seine ganze Aufmerksamkeit.

Ich war gerade noch ein paar Getränke holen, als ich sah wie er mit jemandem sprach. An sich kein Problem, immerhin war das hier eine Party, aber als ich näher sah und der Typ sich ein Stück drehte, konnte ich sein Gesicht erkennen.

Es war Richard, der jüngere Bruder von Damian und einer der Leute, mit denen ich vor Ewigkeiten auch einmal eine Nacht verbracht hatte. Mein Lächeln wurde schief und ich stellte mich zu ihnen.

»Oh, Hi Chris! Lange nicht gesehen.« Er ließ einen vielsagenden Blick über meinen Körper schweifen und aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Ash die Augen verdrehte. Er hatte den Blick richtig gedeutet und im Kopf wahrscheinlich schon zusammengesetzt, dass es nicht einfach nur ein interessierter Blick war, sondern dass viel mehr dahinter steckte. Obwohl mich das sonst nicht interessierte, war es mir plötzlich unangenehm dass Ash dass mitbekam. Ich wusste dass es ihn wahrscheinlich ziemlich egal war, aber was musste er jetzt nur von mir denken? Er musste doch glauben ich würde alles vögeln was sich bewegte. 

»Hey Richard. Es ist lange her.Man sieht dich ja sonst nicht auf irgendwelchen Partys.«

»Ich gehe nur auf Damians Partys, weil wir immerhin im selben Haus wohnen. Wäre doch blöd dann in meinen Zimmer zu sitzen, während hier die interessantesten Leute herumlaufen.« Dabei zwinkerte er Ash zu, was bei mir einen regelrechten Brechreiz verursachte. Warum musste so was jetzt eigentlich passieren? Das war wie in einem dieser billigen Romanzen oder Dramen. Da taucht der Typ auf, mit dem man mal, offensichtlicher weise, etwas hatte und der neue Freund bekam das alles auch noch mit.

»Das stimmt schon, es gibt jede Menge interessante Leute auf Partys.« Dabei betonte ich "jede Menge" in der Hoffnung er würde verstehen, dass er es bei Ash nicht versuchen sollte. Seinem Grinsen nach zu urteilen schien er meinen Versteckten Hinweis richtig zu deuten, dann klopfte er mir auf die Schulter.

»Anscheinend hast du bestimmte Vorlieben entwickelt. Nun, dann will ich euch beide mal in Ruhe lassen, aber sei vorsichtig - langsam wird das echt auffällig und ich weiß wie sehr du es vermeiden willst dass irgendjemand etwas von deinen Neigungen mitbekommt.« Er zwinkerte Ash noch einmal anzüglich grinsend zu, dann verschwand er wieder in der tanzenden Menge. Ich gab Ash eine Flasche Bier und er betrachtete mich mit hochgezogener Augenbraue. 

»Du hast früher echt nichts anbrennen lassen, oder?« Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare.

»So viele wie es aussieht waren es gar nicht. Ich war damals eben so wenn ich getrunken hatte... Und so oft war ich auch nicht auf Partys...«, versuchte ich mich zu rechtfertigen, aber er winkte es ab.

»Was du früher gemacht hast, ist mir ziemlich egal.«

Den restlichen Abend über wurden wir zum Glück von anderen in Ruhe gelassen, nur Mike und Dan kamen ab und zu mal kurz zu uns. Takumi ließ sich nicht mehr blicken und irgendwann begann Ash sich Sorgen zu machen und beschloss nach ihm zu suchen. Da ich wusste das Takumi mich nicht würde sehen wollen, blieb ich einfach dort stehen und nahm mir ein Glas Bowle.

Ich betrachtete die Leute um mich herum, es waren hauptsächlich nur Leute aus der Schule oder Freunde von Damian. Damian saß noch immer auf dem Sofa, knutschte gerade aber so heftig mit Isabella, dass ich mir sicher war er würde tatsächlich noch weiter gehen. Die Menge drumherum jubelte und ich verdrehte die Augen. Ich hatte noch nie verstehen können wie jemand anderes so etwas toll finden konnte, mir war das so ziemlich egal wenn andere sich küssten solange sie mir damit nicht auf die Nerven gingen. Aber so etwas, naya...

»Wollen wir langsam gehen?« Urplötzlich stand Dan neben mir, bei dem ich für heute übernachten würde (meinen Eltern hatte ich nichts von der Party erzählt) und ich nickte.

»Ich möchte nur noch eben Ashbescheid sagen – wartes du kurz hier?« Er nickte und ich machte mich nun auch auf die Suche nach Ash, was allerdings nicht so leicht war wie ich erwartet hatte. Irgendwann fand ich ihn, zusammen mit Takumi, in einem der Nebenräume. Takumi wirkte ziemlich unglücklich und hatte gerade den Mund zu einer Linie verzogen, während Ash auf ihn einredete. Schnell verabschiedete ich mich, tat so als hätte ich die Szene einfach nicht gesehen und ging wieder nach draußen. Dan wartete auf mich und gemeinsam ging ich mit ihm nach Hause.


Broken Mirrors (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt