30.Kapitel (Chris)

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»Wie kommt es, dass deine Noten plötzlich schlechter werden? Ist dir klar das du bald Prüfungen hast? Und das du dich immer noch nicht um einen Job oder Studium beworben hast?« Mein Vater klang alles andere als erfreut und er und meine Mutter schauten mich beide an. Vielleicht wollten sie wirklich nur mein bestes, aber sie machten mir nur noch mehr Druck.

»Ich bemühe mich, okay?«, murmelte ich und meine Eltern tauschten einen Blick, ehe sie mich wieder ansahen. Es sah aus als wollen sie sich versöhnlich zeigen und freundlich wirken, doch das was mein Vater sagte war alles andere als das.

»Ich glaube es wäre besser wenn du in nächster Zeit zu niemanden mehr gehst und zu Hause bleibst. Du solltest dich auf deine Prüfungen und Jobsuche konzentrieren, mit deinen Freunden kannst du auch danach noch jede Menge unternehmen. Wenn du etwas gefunden hast, dann können wir weiter darüber reden.« Mir klappte der Mund auf. Das konnte doch nicht ihr ernst sein - Hausarrest bis ich etwas gefunden hatte? Was kam als nächstes? Dass ich den Kontakt zu all meinen Freunden abbrechen sollte? Das sie mich noch überwachten ob ich wirklich lernte oder in meinem Handy umher schnüffelten mit wem ich Kontakt hatte?

»Das ist nur das Beste für dich, glaub uns«, meldete sich nun meine Mutter zu Wort und musterte mich als ob se erwartete das ich protestierte, einen Wutanfall bekam oder sonstiges. Aber natürlich blieb das wie immer aus, ich nahm es einfach so schweigend hin, akzeptierte das ich daran nichts ändern konnte.

Ich wollte gerade aufstehen und in mein Zimmer gehen, als meine Mutter noch etwas sagte, was mein Blut zum gefrieren brachte.

»Ich hoffe du hast dich nicht noch mal mit diesem seltsamen Jungen getroffen. Kein Wunder das deine Noten so schlecht werden, wenn du mit solchen Leuten Zeit verbringst, ich habe dir ja gesagt das ist kein guter Einfluss.« Ich starrte sie einen Moment lang einfach nur an. Am liebsten hätte ich sie angeschrien und ihr gesagt das ich noch immer Kontakt zu ihm hatte, das er mein fester Freund war und er der coolste Mensch auf dem Planeten war... Aber natürlich tat ich es nicht. Stattdessen fühlte ich Abneigung.

»Natürlich nicht«, sagte ich stattdessen und musterte sie kalt, ehe ich mich umdrehte und  nach oben in mein Zimmer verschwand, die Tür hinter mir abschloss und dann auf den Boden sank.

Obwohl es unbequem war auf dem harten Boden zu liegen, bewegte ich mich keinen Millimeter von der Stelle. Zur Zeit war alles zu viel für mich - der erneute Hausarrest wegen nichts, die bevorstehende Prüfung, meine Suche nach etwas was ich machen sollte, die Tatsache das ich langsam mit dem Führerschein anfangen sollte, meine Albträume die immer schlimmer wurden und vor allem dass ich nicht gut genug für Ash war.

Ich würde ihn jetzt wieder eine Zeit lang nicht mehr wirklich sehen, außerhalb der Schule keine Zeit mit ihm verbringen und wahrscheinlich würde er sich dann einfach jemand anderen suchen, der Zeit für ihn hatte. Niemand würde so etwas lange mit machen...

Vielleicht war es aber auch so, dass ich ihn doch nicht wirklich liebte. Immerhin hatte ich es nicht mal geschafft ihn vor meiner Mutter zu verteidigen, sondern hatte einfach hingenommen das sie ihn abgestempelt hatte. Noch nie hatte ich irgendetwas zu meinen Eltern gesagt, hatte nie den Mut gefunden sondern einfach alles nur geschluckt, als ob ich gar keine andere Wahl hatte. Aber in Wahrheit war ich einfach nur nicht mutig genug dazu zu stehen. Von Anfang an hatten meine Eltern mir gesagt was ich tun und lassen sollte, wenn ich in Gegenwart anderer war.

Und nicht einmal die Tatsache das ich Ash liebte schaffte es, dass ich etwas dagegen tat - liebte ich ihn dann überhaupt? War es genug? Oder nur Einbildung, weil ich es so sehr wollte und weil er mir das Gefühl gab geliebt zu werden? Vielleicht bildete ich mir diese Gefühle nur ein und sie waren nicht echt.

Meine Gedanken kreisten weiter in meinem Kopf umher, bis ich endlich aufstand und mich daran machte zu lernen, aber natürlich konnte ich mich keinen einzigen Moment auf das konzentrieren was da geschrieben stand - ich las den selben Satz immer und immer wieder, ohne den Sinn von ihm zu begreifen. Nach einer halben Stunde erfolglosem Starren, schloss ich meine Aufzeichnungen wieder und warf mich stattdessen aufs Bett, drehte die Musik auf und verkroch mich unter die Decke.

Am liebsten würde ich einfach für immer hier liegen bleiben, nie wieder aufstehen und zur Schule gehen. Meine Eltern hatten Recht - was sollte nur aus mir werden? Ich hatte in ein paar Monaten Prüfungen und keine Ahnung, was ich danach machen wollte. Im Moment war ich mir nicht einmal sicher, ob ich die Prüfungen überhaupt schaffen würde. Ich hatte zwar keine schlechte Noten, wusste aber das es Folgen für mich hätte wenn ich versagen würde. Es war für meine Eltern ja schon schlimm, wenn ich mit einer drei durchrutschen würde.

Vielleicht bekam ich später wirklich nur noch einen Job als Hausmeister irgendwo, oder sank so tief, dass ich als Bedienung bei McDonalds oder Burger King endete. Genau das sollte nicht passieren, aber dann musste sich etwas ändern...

Ich rollte mich unter meiner Decke zusammen, schloss die Augen und hörte einfach nur auf die Musik. Vielleicht hatten meine Eltern sogar auf eine gewisse Art und Weise Recht... Ich wusste das ich es nicht tun sollte, aber langsam begann ich das, was meine Eltern sagten mir selbst einzureden und zu glauben.

Wenn diese Liebe zu Ash vielleicht gar nicht so echt war wie ich glaubte... Vielleicht war es dann besser die Sache zu beenden bevor es das wurde.

Broken Mirrors (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt