Die letzte Prüfung war geschafft, erleichtert legte ich meinen Stift zur Seite, schob die Blätter zusammen und gab sie ab. Ich hatte ein gutes Gefühl und war mir ziemlich sicher bestanden zu haben. Das allgemeine Geraschel von Papier begann, Stühle die zurück geschoben wurden, Blätter die abgegeben wurden. Ich nahm meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zu den Schließfächern, wo ich darauf warten würde das Ash Pause hatte. Bei dem Gefühl ihn gleich wieder zu sehen, fühlte sich meine Brust an, als würde mein Herz gleich heraus springen. Jetzt konnte ich ihn endlich wieder öfter sehen, meine Zeit mit ihm verbringen und musste nicht ständig im Hinterkopf behalten, dass ich noch lernen musste.
Jetzt, wo ich alles hinter mir hatte, wurden mir einige Dinge klar. Ich hatte Ash vermisst und ich wünschte mir, ich hätte von Anfang an zu ihm gestanden, dann hätten wir in der Schule kein Geheimnis daraus machen müssen, hätten uns dort öfter gesehen. Ich war jetzt 18 Jahre alt und schaffte es immer noch nicht zu mir selbst zu stehen, doch nun wollte ich das ändern.
Es klingelte und die Türen gingen beinahe alle gleichzeitig auf, Schüler strömten hinaus, gingen zu ihren nächsten Kursen oder zu ihren Schließfächern, redeten miteinander. Mit den Augen sucht ich nach Ash, bis ich ihn gefunden hatte, gerade in einem Gespräch mit diesem Shane. Doch als er mich sah, sagte er etwas zu Shane, welcher mir einen Blick zuwarf und dann verstehend nickte, ehe er sich umdrehte und davon ging. Ash hingegen kam direkt auf mich zu, als er sah wie ich breit grinste, begann er ebenfalls zu lächeln.
Was ich dann tat, konnte ich mir selbst nicht so richtig erklären, vielleicht war es die Tatsache dass ich mich wegen meinen Prüfungen so freute oder weil ich anfangen wollte mich zu akzeptieren - bevor ich wusste was ich da tat, hatte ich meine Arme schon um Ash gelegt und küsste ihn. Und es war keiner der leichten und sanften Küsse, welche ich ihm sonst gab wenn wir uns nur kurz küssten damit wir nicht entdeckt wurden oder weil wir gerade in der Öffentlichkeit waren. Nein, dass war einer dieser Küsse, bei denen ich meine Hände um seine Taille schlang, ihn an mich zog und die Luft zum atmen nahm. Meine Finger fuhren seine Seite entlang und erst ein Räuspern unterbrach uns. Ich hatte gar nicht bemerkt wie still es auf einmal geworden war und schnell löste ich mich von Ash.
Eigentlich rechnete ich mit ziemlich vielem, Beschimpfungen, angewiderte Blicke, Menschen die sich abwandten. Stattdessen wirkte die Hälfte der Schüler eher desinteressierte, und die andere Hälfte grinste und applaudierte (warum auch immer man bei so etwas applaudieren musste), tatsächlich war es nur ein geringer Teil an Leuten, welche sich angeekelt abwandten.
»Wow! Wusste gar nicht dass du schwul bist Chris, aber ihr passt echt gut zusammen!«, grinste mich Tim an und klopfte mir auf die Schulter. Auch Ash wurde angesprochen und er warf mir einen fragenden Blick zu. Die ganze Zeit über hatte ich immer gewollt dass wir es geheim hielten, dass niemand aus der Schule je davon erfuhr, doch gerade eben hatte ich mich auf einer unwiderlegbaren Art und Weise in der ganzen Schule geoutet.
Die meisten gingen nun wieder zum Unterricht, während Ash mich aufmerksam musterte. Ich konnte an seinem Blick ablesen, dass er sich fragte was das alles sollte.
»Ich habe ein ziemlich gutes Gefühl bei den Prüfungen und bin mir sicher es geschafft zu haben! Außerdem habe ich beschlossen, nun einfach ich selbst zu sein«, erklärte ich und er nickte nur, dann öffnete er sein Schließfach und holte etwas heraus.
»Es freut mich, dass du zu mir stehst. Ich muss jetzt zu meinem nächsten Kurs, aber komme heute zu mir. Wir müssen ja immerhin feiern, dass deine Prüfungszeit vorbei ist.« Dabei warf Ash mir ein anzügliches Grinsen und einen vielsagenden Blick zu, der einen Schauer über meinen Rücken jagte. Er wusste ganz genau wie er mich rum bekam.
»O-okay klar. Ich freue mich schon!« Dann gab ich ihm noch einen Kuss, welcher nicht ganz so lange andauerte wie der erste, und verließ dann das Schulgebäude.
Als ich zu Hause ankam, war dort natürlich niemand, also nahm ich mir nur schnell etwas zu Essen aus dem Kühlschrank und schrieb einen Zettel, dass ich bei einem Freund blieb. Sollten meine Eltern ein Problem damit haben, konnten sie mich noch immer einfach anrufen.
Oben in meinem Zimmer warf ich wahllos ein paar Klamotten in meinen Rucksack und rannte dann die Treppe nach unten, warf die Tür hinter mich zu und ging zu ihm nach Hause, wo ich in der Nähe darauf wartete, dass er endlich kommen würde.
Als er dann endlich aus dem Bus stieg und in die Straße einbog, schien mein Herz einen Sprung zu machen und ich war sogar erleichtert, dass niemand bei ihm zu Hause war, als er die Tür aufschloss und seine Schuhe auszog.
»Mein Bruder kommt erst in einer Stunde nach Hause und meine Eltern sowieso erst abends. Wir haben also noch genug Zeit.« Wir gingen die Treppe nach oben und machten die Tür hinter uns zu, kaum war sie ins Schloss gefallen, fielen wir übereinander her.
»Habe ich dir eigentlich je gesagt, wie gut du aussiehst? Es ist echt schwer sich dir gegenüber zurück zuhalten«, seufzte ich zwischen zwei Küssen.
»Hmh... ich kann mir schwer vorstellen, dass eine Bohnenstange wie ich attraktiv auf jemanden wirkt«, murmelte er und zog sich sein T-Shirt über den Kopf, dann ließ er sich aufs Bett fallen. Ich zog meines ebenfalls aus, spürte wie er seinen Blick genau über jeden Zentimeter wandern ließ, was bei mir ein wohliges Schaudern auslöste.
»Doch, auf mich wirkst du sehr attraktiv. Und zwar alles von dir.« Meine Hand wanderte seinen Oberkörper entlang, hielt kurz bei seiner Jeans inne.
»Das kann ich nur zurück geben«, antwortete Ash und biss sich leicht auf die Lippe, während er mich verlangend anstarrte. Ich merkte wie ungeduldig er wurde und ich konnte nun auch nicht anders, als nachzugeben.
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Broken Mirrors (BoyxBoy/Yaoi)
Teen FictionPhoenix - genannt Ash - ist ein ganz normaler Junge. In seinem Leben ist nicht alles perfekt, aber er hat gelernt die meisten Dinge hinzunehmen und damit umzugehen. Anders ist Chris. Obwohl er nach Außen hin selbstbewusst und stark wirkt und man nic...