Es war so unglaublich heiß, dass ich mehr oder weniger begann zu schmelzen. Mein Gesicht glänzte vor Schweiß, mein ganzer Körper klebte und am liebsten wäre ich jetzt in einen schönen kalten Pool gesprungen und wäre den ganzen Tag dort geblieben.
Ich ließ mich zur Seite fallen, direkt in meine weichen Sofakissen hinein und versuchte nicht zu tot auszusehen. Einen Ventilator besaß ich leider noch nicht, ein Umstand den ich dringend ändern sollte, sonst konnte man mich in wenigen Tagen als Pfütze vom Boden aufsammeln.
Außerdem machte mich die Hitze sehr müde, auch wenn meins Müdigkeit vermutlich nicht nur von den warmen Nächten stammte, sondern auch von den anderen Dingen, welche ich mit Ash unternommen hatte.
Seufzend nahm ich mein Handy in die Hand und öffnete Instagram, wo ich mal wieder nichts besseres zu tun hatte als den Account von Ash zu stalken - etwas was ich durchaus nicht zum ersten Mal tat.
Ich sah mir seine Bilder gerne an. Nicht nur die gestellten, weil Takumi oder Mike ihn dazu gezwungen hatten ein Bild zu machen (die beiden luden ohnehin für meinen Geschmack viel zu viele Bilder hoch) sondern auch die, wo er etwas interessantes gesehen hatte und es teilen wollte, sich etwas cooles neues gekauft hatte, oder auch die wenigen Fotos, bei denen er ehrlich und aufrichtig lachte, irgendwelche Schnappschüsse die Mike oder Takumi von ihm gemacht hatte.
Die meisten Bilder waren natürlich Gruppenbilder, man sah wie gut sich die drei verstanden und es machte mich manchmal sogar ein wenig eifersüchtig. Obwohl ich durchaus Freunde hatte, und Dan ja auch mein bester Freund war, hatte ich nie eine feste, kleine Gruppe besessen mit denen ich schon seit Jahren befreundet war, so viele Dinge unternahm und Spaß hatte. Sie verstanden sich so gut, dass ich nicht daran glaubte das es etwas gab was die Freundschaft der drei zerstören könnte. Trotzdem war ich froh, dass sie mich akzeptierten, auch wenn Takumi mich noch immer eher distanziert behandelte, merkte man, dass auch er langsam damit klar kam, dass ich nun einmal mit Ash zusammen war und wir dadurch etwas miteinander zu tun hatten. Ich glaubte zwar nicht, dass er mich jemals wirklich mögen würde, aber ich bildete mir ein dass er mich zumindest ein wenig besser leiden konnte als damals.
Je mehr Bilder ich von ihm sah, umso unwirklicher schien es mir, dass er wirklich mein Freund war. Er sah so unglaublich gut aus und er war jemand, der mit vielen Menschen gut klar kam, auch ohne sofort mit ihnen befreundet zu sein oder irgendwelche Höflichkeiten vorzuspielen, damit er gemocht wurde. Die ganze Zeit über war er einfach nur er selbst gewesen und vielleicht war das die Tatsache, weshalb ich mich in ihn verliebt hatte. Er versteckte sich nicht hinter einer Maske, ihn interessierte es nicht was andere von ihm dachten.
Es war ungewöhnlich dass ich mich in jemanden verliebt hatte, nachdem ich immer der Meinung war erstmal nichts allzu Festes aufzubauen. Und dann war er gekommen und alles hatte sich geändert. Wie konnte ich ihn da nicht lieben, wo er mein Leben doch so viel besser gemacht hatte.
Dabei war ich eigentlich nicht der kitschige Typ, aber in diesem Fall war es so. Nur durch ihn hatte ich mich entschieden dazu zu stehen, vor meinen Freunden und vor meinen Eltern. Wie wäre mein Leben wohl verlaufen, wenn ich ihn nicht kennen gelernt hätte? Wäre ich dann noch immer unglücklich? Hätte ich irgendeine Richtung eingeschlagen, weil meine Eltern mich so sehr gedrängt hätten, dass ich das erst Beste genommen hätte, nur damit sie mich endlich in Ruhe ließen? Vielleicht würde ich dann in meinem alten Zimmer sitzen, die Wand anstarren und mich wie jedes Mal fragen, ob es das Richtige ist was ich tue.
Diesmal stelle ich mir diese Fragen nicht. Es fühlte sich alles so richtig an, dass ich gar keine Zweifel daran hatte, das meine Entscheidungen gut waren. Und selbst wenn sich herausstellt, das es mir doch nicht gefällt - habe ich diesmal nicht das Gefühl, wieder in Selbstzweifel zu versinken sondern würde mich einfach nach anderen Sachen umsehen, welche mich interessieren würden. Ich würde nicht sofort aufgeben, wenn mal etwas nicht so klappte wie es sollte, sondern das Beste aus allem machen.
Die Tür ging auf und ich wurde in meinen Gedankengängen unterbrochen.
Vor mir stand Ash, welcher gerade aus der Dusche kam. Um seine Hüfte hatte er ein Handtuch gewickelt, allerdings war es so weit nach unten gerutscht, dass nur wenige Zentimeter fehlen würden, bis ich noch andere Teile seines Körpers sah.
Ich schluckte bei diesem Anblick, da er wirklich der schönste Junge war der mir je begegnet war, frisch geduscht und sauber, während ich gerade absolut scheiße aussehen musste.
»Hör auf mich so anzustarren. Du hättest ja mitkommen können«, meinte er und verdrehte die Augen. Richtig, zu dem Zeitpunkt als Ash hatte Duschen gehen wollen hielt ich es noch für Verschwendung, weil ich ja ohnehin sofort wieder anfangen würde zu Schwitzen, aber jetzt bereute ich meine Entscheidung langsam.
»Ich bereue es jetzt«, murmelte ich mehr zu mir selbst, doch er hatte es gehört.
»Wir haben noch Zeit bevor wir gehen müssen und wer weiß, vielleicht habe ich heute Abend auch nochmal Lust zu duschen«, meinte er nur und ließ seine Stimme gelangweilt klingen, aber ich verstand auch so was er mir sagen wollte.
»Dann heute Abend!«, meinte ich und verschwand mit einem Handtuch im Bad, hörte sein leises Kichern aber trotzdem noch.
So könnte ich mir den Rest meines Lebens durchaus vorstellen.
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Broken Mirrors (BoyxBoy/Yaoi)
Novela JuvenilPhoenix - genannt Ash - ist ein ganz normaler Junge. In seinem Leben ist nicht alles perfekt, aber er hat gelernt die meisten Dinge hinzunehmen und damit umzugehen. Anders ist Chris. Obwohl er nach Außen hin selbstbewusst und stark wirkt und man nic...