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»Du kannst entscheiden«, wisperte er mit einem Lächeln und musste sich erneut in den braunen Augen verlieren, von ihrer Wärme umhüllt werden.

»Ich weiß aber gar nicht was im Moment vorgeführt wird«, entgegnete sie wieder mit einem ihrer gewohnten Argumente, die dazu führen sollten, die Entscheidung von sich selbst unabhängig zu machen.

»Das sehen wir ja morgen«, widersetzte der Mann mit den strahlenden Augen sich still und heimlich und küsste kurz Anas Mundwinkel, um sich dann genauso an das Bettende zu setzen, wie sie es schon die ganze Zeit getan hatte.

»Vielleicht solltest du jetzt schlafen«, erinnerte Harry sie nach einer Weile, in der er von Zeit zu Zeit immer öfter zugesehen hatte, wie sie gähnte. Sein Ton war sanft als er dies leise feststellte.

»Möchtest du nicht schlafen?« Sie runzelte dir Stirn und schaute ihn verwundert an, da er mit weit geöffneten Augen neben ihr lag. Das konnte sie sogar in der Dunkelheit ausmachen.

»Ich warte bis du eingeschlafen bist«, erwiderte er schulterzuckend und ließ das kleine Detail aus, das er so lange wie möglich verhindern wollte, dass sie einen Albtraum oder ähnliches bekäme. Wäre er noch so lange wach, könnte er sie wenigstens noch rechtzeitig wecken.

Nicht wirklich überzeugt ließ Ana sich wieder zurück in das Kissen fallen, schaute schläfrig an die Decke. Ihre Müdigkeit zu verneinen wäre eine mehr als große Lüge gewesen, also tat sie es auch nicht. Stattdessen gestand sie es sich letzten Endes ein.

Das einzige, was sie kurzzeitig vom Schlafen abhielt, war die fast schon schüchterne Stimme von Harry. »Kann ich dich halten?«

Sie hatte kaum seine Worte verarbeitet, als sie sich schon vorsichtig durch das Bett näher an seine Seite robbte. Da Harry seinen Arm für sie ausstreckte, wurde ihr der peinliche Moment, in dem sie nicht wusste, wie sie sich hinlegen sollte, genommen; stattdessen legte er seinen Arm um sie und zog ihren Kopf auf seine Brust, sodass sein gleichmäßiger Herzschlag den Weg zu ihren Ohren fand.

»Gute Nacht Harry.«

»Schlaf gut Ana«, flüsterte er leise und war inzwischen ziemlich sicher, dass sie ihn nicht mehr hörte, da sie längst weggedriftet war.

Durch das kompromisslose Verschränken beider Hände ersuchte Harry das Gefühl einer weiteren Verbindung zwischen den beiden; seine langen Finger sowie die von Tinte gezierte Haut standen im direkten Gegenteil zu ihren schmalen Fingern und der blass-weißen Haut.

Sogar durch sein T-Shirt konnte er spüren wie ihr gleichmäßiger Atem darauf traf, in seiner Regelmäßigkeit beinahe einer Art Takt glich, der sofort ein Stück seines neuen Lieblingsliedes wurde.

Das Wissen, sie dieses Mal nicht in ein anderes Zimmer tragen zu müssen war berauschend und erfreuend zugleich; Ana würde zum ersten Mal in seinen Armen einschlafen und auch wieder genauso wach werden. Zum ersten Mal war sie in ihrem verletzlichsten Zustand alleine in seinen Armen, wo nur er auf sie aufpassen konnte und sie ihm von niemandem weggenommen werden konnte.

Während Harry Ana so beim Schlafen zusah, genau beobachtete, wie sie ab und an ihre Nase rümpfte, die Stirn runzelte, aber auch schmunzelte, wurde er selbst von einer unausweichlichen Müdigkeit ergriffen, mehr oder weniger mit in den Schlaf gerissen. Aber auch als seine Lieder schwerer wurden, ließ er nicht zu, dass sein Griff um Ana weniger eng wurde.

Am nächsten Morgen war das erste was Ana sah der tätowierte Arm, der fest um sie geschlungen war. Als sie nach und nach immer mehr Kontrolle über ihren Körper zurückerlangte stellte sie auch fest, dass ihre Hand mit der von Harry verschränkt war. Die beiden mussten so die ganze Nacht lang geschlafen haben.

His Dark Soul (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt