Harry drückte einen letzten Kuss auf ihren nackten Bauch, bevor er wieder hochrutschte, sich auf seinen Händen über ihr hielt, um ihr ins Gesicht zu sehen.
Ihre Wangen waren Tiefrot, ihre Lider konnten vor Zittern kaum geschlossen bleiben, auch ihre Lippen waren blutrot, ihr Zähne mussten sich ganz schön fest dort hineingebissen haben.
Harry leckte sich ein letztes Mal über die Lippen, hauchte dann: "Ich liebe dich." Und senkte sich so herab, dass er vorsichtig ihre Wange küssen konnte. Danach legte er sich direkt neben sie.
Nach etlichen tiefen Atemzügen wendete Ana sich an ihn: "Willst du ...?" Sie wollte es nicht aussprechen, war sich jedoch sicher, dass Harry wusste, worauf sie aus war.
"So verlockend das auch ist,", er zog sie in seinen Arm, "aber du musst dich nicht dazu verpflichtet fühlen. Wir haben noch alle Zeit der Welt für so was." Ein kleiner Kuss auf die Schläfe ließ sie kompromislos zurücksinken und sich einmal durchs Gesicht fahren.
"Wenn meine Eltern-"
"Sie haben nichts gehört Ana", versicherte er ihr und zupfte ihr T-Shirt zurecht.
"Trotzdem ist es mir unangenehm ... sowas hier zu machen." Sie kratzte sich am Kopf und zog die Decke ein Stück höher.
"Nächstes Mal können wir ja zu mir." Er zuckte mit den Schultern, Ana vergrub beschämt ihr Gesicht im Kissen. Es wäre komisch zu planen, wo genau sie schliefen, um ... Das zu tun. Gott, es wäre vollkommen seltsam, denn es nähme jegliche Spontanität aus der Sache. Und bei ihnen bestand das eben nur aus Spontanität.
Die Spontanität war schließlich auch das, was Ana jegliche Aufregung nahm, ihr Schamgefühl extrem senkte.
"Du bist so süß", lächelte Harry und vergrub sein Gesicht kurz in ihren Haaren, erkannte selbst die Zweideutigkeit seiner Worte, die Ana nicht sofort aufgefallen war. Daher, fies wie er war, fügte er hinzu: "Auf beide Arten." Unterstrich seine Worte, indem er sich leicht über die Lippen leckte.
"Und du bist... gemein", versuchte sie irgendwie zu kontern, musste aber über ein Wort nachdenken.
"Und trotzdem hälst du es mit mir aus." Er schmunzelte, schaute zufrieden auf Ana, die ihre geröteten Wangen halb im Kissen halb in der Decke versteckte, es besser gesagt versuchte. Tatsächlich hielt sie es mit ihm aus.
Nein, sie liebte ihn sogar. Das musste er sich immer wieder klarmachen. Diese perfekte Kreatur liebte ihn bedingungslos, schenkte ihm viele Dinge, wie einige erste Male, die von vielen als eine Art Wichtigkeit angesehen wurden, und nicht zu vergessen machte sie ihn noch glücklich.
"Werde ich immer", entgegnete sie sofort und legte ihren Arm um seinen Bauch, damit sie seine Brust als Kissen für ihre Wange benutzen konnte.
Innerhalb der nächsten Minuten machte Harry aus, wie Anas Atem immer ruhiger wurde, ihr gesamter Körper sich in seinen Armen immer mehr entspannte, ihm aufs Neue zwangsläufig anvertraut wurde.
Auch wenn dieses Bild ruhebringend durch und durch war, konnte er noch nicht schlafen. Nicht dass es ihn störte, die letzten Jahre hatte er nie viel geschlafen. Erst seit er Ana hatte, kannte er Nächte voller Schlaf wieder.
Als er sie so ansah kam ihm komischerweise eine alte Melodie in den Kopf. Eine, die er von Sam kannte. Wenn er nämlich bei ihm war, spielte sein Onkel ihm verschiedenste Musik vor oder ließ sie einfach nur im Hintergrund laufen, während er Harry Dinge aus Büchern erklärte.
Nach kürzester Zeit summte er diese Melodie leise vor sich hin, war mit seinen Gedanken voll bei Sam; auch als er einschlief.
"Wenn die Wolken rübergezogen sind sieht man den Meteorhagel, Harr." Der Junge mit den braunen Locken hörte seinem Onkel nun schon eine Weile stumm zu, nickte ab und zu.