„Sind alle Leute, die hier arbeiten, so?", flüsterte Ana Harry verstohlen von der Seite ins Ohr, waren sie gerade auf dem Flur wieder einmal komischen Kollegen, die außer seltsamen Blicken nichts entgegenbrachten, begegnet.
„Könnte man so sagen", erwiderte Harry ohne Flüsterton, immerhin war gerade niemand außer ihnen in diesem Aufzug drinnen.
Er strich gerade mit seinem Daumen sanft über Anas Knöchel als diese meinte: „Das ist schrecklich." Auf ihrem Gesicht lag dabei ein trauriger Ausdruck, der nichts dort zu suchen hatte.
„Wie hältst du das aus?", fragte sie anschließend noch mit einem grüblerischen Gesichtsausdruck, den Harry nicht weiter ansehen wollte, sodass er ihre Stirn küsste.
„Wenn man weiß was zu Hause auf einen wartet, hält man einiges durch", antwortete er ihr wispernd und in einem verliebten Ton, der sie schlagartig zum leicht Erröten brachte. Kaum merkte er dies, lehnte er sich nach unten, um ihr einen süßen Kuss auf die Wange zu drücken, sich dann wieder mit einem breiten Schmunzeln aufzurichten und einfach ihre Präsenz zu genießen.
Zumindest bis zu dem Zeitpunkt als der Aufzug vorzeitig hielt und eine gewisse Braunhaarige hineinkam. Die Braunhaarige, die zuvor mit der Blonden über Harry gesprochen hatte.
Als Ana dies merkte, verkrampfte sie unbeabsichtigt ihre Hand um Harrys, sodass dieser sich zu ihr umdrehte, ignorierte wie Ms. Shore unbehaglich eintrat.
„Ist etwas?", versicherte er sich bei Ana, der Aufzug war inzwischen wieder in Bewegung.
„Nein- nein, alles okay." Sie rang sich ein falsches Lächeln auf die Züge, lockerte ihren Griff um Harrys Hand wieder ein wenig.
Gerade hatte sie sich ein Stück beruhigt und war mit dem irritierten Blick dieser Frau, die so langsam zu verstehen begann und Ana zweifelsfrei wiedererkannte, auf sich klargekommen, als Harry spontan entschied, sich zu ihr nach vorne zu lehnen und immer noch ihre Hand haltend in ihr Ohr flüsterte: „Sie hat auch über mich geredet, oder?"
Da er Ana auf dem Weg zum Aufzug fast gezwungen hatte zu erzählen, was seine Kolleginnen über ihn gesagt hatten, war er ziemlich sicher gewesen, um wen es sich dabei handelte. Das und Ms Shores vielsagenden Blicke hatten eine Lösung ergeben.
Wenn er sich nur vorstellte wie er sich fühlen würde, wenn er sich an Anas Stelle befände, wurde er schon wütend. Deshalb entschied er das zu tun, was auch er tun würde; er lehnte sich gut für die blauen Augen seiner Kollegin sichtbar nach vorne und legte seine Arme unmissverständlich um Anas vollen Hüften.
Ein Blick in die geweiteten braunen Augen verriet ihm alles, doch er wollte das so. Es war ihm egal wenn Menschen auf der Arbeit sahen, wie er Ana küsste. Er wusste, dass sie dachte, dass es irgendwie unangebracht sein könnte, doch seiner Meinung nach war es das absolut nicht.
Die Menschen in diesem Gebäude besaßen teilweise so viel Unprofessionalität, dass es fast nicht mehr vertretbar war; da musste er doch nur an das, was Ana ihm erzählt hatte, zurückdenken.
Außerdem wollte er, selbst wenn Ana kein ausgeprägtes Rachegefühl hatte, ihr diese erfüllen.
Als er sich Anas Gesicht näherte, konzentrierte er sich nur auf sie, blendete trotz seiner Intention die Braunhaarige hier aus, und flüsterte: „Ich liebe dich Ana." Bevor ihre Erwiderung überhaupt folgen konnte, legte er sanft seine Lippen auf ihre, um sein fast schon teuflisches Grinsen gegen sie zu arbeiten.
Jetzt konnte Shore ihrer Freundin das erzählen, anstatt mit ihr Unsinn zu sprechen; Cassie könnte sie dann gleich miteinweihen.
Er gehörte Ana, und Ana gehörte ihm. Nichts sonst.