Es war weit nach Mitternacht als Harry vor Anas Zuhause vorfuhr. Ein Seitenblick verriet ihm, dass sie immer noch friedlich schlief. Noch dazu konnte er ansehen, wie sie beinahe in seinem Pullover versank.
Mit einem leichten Schmunzeln schaltete er den Motor ab und beschloss sie nicht aufzuwecken. Stattdessen würde er sie jetzt einfach ins Bett bringen.
Nachdem er ihren Haustürschlüssel aus der Mittelkonsole genommen hatte, öffnete er die Autotür, stieg so leise wie möglich aus und vermied es die Tür zuzuknallen.
Er ging einmal um das Auto herum und öffnete die Tür zum Beifahrersitz. Dann lehnte er sich mit dem Oberkörper ins Auto hinein, um Ana loszuschnallen. Er konnte nicht anders, als ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken, bevor er einen Arm unter ihre Knie und den anderen um ihren Oberkörper legte.
Schon im selben Moment als Harry aufrecht mit ihr in den Armen neben dem Auto stand, drückte sie seufzend ihr Gesicht in seine Brust und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
Das nächste Mal, dass sie etwas grummelte, war als Harry sie vorsichtig auf ihrem Bett ablegte, ihr die Schuhe von den Füßen zog und den Knopf ihrer Jeans öffnete, um diese vorsichtig an ihren Beinen herunterzuziehen.
„Bleib", brachte sie gerade so hervor und griff unbeholfen nach seinem Arm, um ihn dran zu hindern, zurückzuweichen.
Im nächsten Moment zog Harry sich kompromisslos sein T-Shirt über den Kopf und sowohl Schuhe als auch Hose aus, um neben Ana ins Bett zu steigen. Ehrlich gesagt wollte er gerade sowieso ungerne alleine in seinem Bett zu Hause schlafen. Sich jetzt von hinten an Ana zu schmiegen war eine willkommene Alternative, die er vor allem um diese Zeit nicht abschlagen würde.
Neben ihr seinen Platz gefunden zog er die Decke über die beiden. Er hielt kurz die Luft an, als Ana sich ruckartig drehte. Er befürchtete, etwas falsch getan zu haben.
Als sie dann aber lediglich zu ihm gewendet ein Stück näher an ihn heranrückte atmete er entspannt weiter und schloss seine Augen, die in der Dunkelheit sowieso nicht viel außer ihren groben Zügen ausmachen konnten. Zu spüren, wie ihr gleichmäßiger Atem gegen seine nackte Brust prallte, ließ ihn unwillkürlich lächeln, seine Hand unter Pullover und T-Shirt auf ihre Taille legen.
***
„Und wie war es?", fragte Cynthia am nächsten Morgen Ana, die aufgestanden war, um etwas zu trinken.
Sie war bereits in Schale geworfen, um zur Arbeit zu fahren; Walt war schon weg.
„Schön", antwortete sie mit einem müden Schmunzeln, drehte den Deckel von der Wasserflasche ab, um sich etwas herauszuschütten. Alleine der Gedanke an den gestrigen Tag ließ sie schon fast vor Freude platzen.
Vorhin als sie wach geworden war, hatte sie sich erst aus Harrys Armen schälen müssen. Dass sie das geschafft hatte, ohne ihn zu wecken, glich immer noch einem Wunder.
„Das freut mich." Cynthia lächelte beseelt und hob ihre Handtasche von der Küchentheke an, um sie über ihre Schulter zu schwingen. Bevor sie jedoch herausging, drückte sie Ana einen Kuss auf die Wange. „Grüß Harry von mir", fügte sie schmunzelnd hinzu und ließ Ana mit leicht geröteten Wangen in der Küche zurück.
Auch wenn ihre Eltern bereits daran gewöhnt waren, dass Harry regelmäßig hier und sie bei ihm übernachtete, war es immer noch ein bisschen seltsam mehr oder weniger darüber zu reden. Dabei glaubte sie, dass das wohl immer so bleiben würde, schließlich lag das vermutlich auch teilweise an ihrer Person und die würde sich wohl nicht ändern.
„Tschüss Mum", verabschiedete sie ihre Mutter, die es ihr gleich tat, und stützte sich mit beiden Händen an der Küchentheke ab, um sich kurz der Ruhe hier anzupassen.