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„Ich liebe dich", flüsterte Harry gegen ihren Nacken und wanderte an diesem mit Küssen entlang. Er drückte sie nur vorsichtig an die verschlossene Tür, fuhr ihre Seiten dabei auf und ab. Sie so zu spüren war jedes einzelne Mal wieder ein Privileg, von dem er nicht mehr ablassen konnte.

„Ich liebe dich", erwiderte Ana, durchkämmte mit ihren Fingern Harrys Haare, die auf der Höhe ihres Kinns waren. Zum ersten Mal hinterfragte sie seine starke Eifersucht, sein besitzergreifendes Verhalten. Es konnte doch nicht normal sein, dass sie sich nicht einmal mit einem anderen Mann unterhalten konnte, ohne ihm anschließend wieder beweisen zu müssen, dass sie nur ihn liebte.

War es der Verlust seines Onkels, der ihm diese große Angst in den Hinterkopf gesetzt hatte?

Ihr Blick fiel über Harrys Kopf hinweg auf das Bett in der Mitte des Raumes; ziemlich sicher erstrebte er, dort nachher weiterzumachen. Es war nicht so, als lehnte Ana ihn ab, lediglich es unter diesen Umständen zu tun, schien so verdammt falsch, es könnte niemals richtig sein, damit anzufangen auf diese Art seine Eifersucht zu zügeln.

„Wir können nicht." Zu Beginn blendete Harry diese Worte aus, küsste und saugte weiter an ihrer weichen Haut. Erst nach einigen Sekunden verstand er die Bedeutung dieser Worte. Ana konnte beobachten, wie Harry seinen Kopf hob, sie von unten herauf undefinierbar ansah. Seine plumpen Lippen waren von der geleisteten Arbeit dunkelrot, gut durchblutet und leicht geöffnet. „Was?", hastete er fassungslos und seine Augen schienen zu Schlitzen zu werden. In diesem Moment fing sich in seinem Kopf eine schlimme Vorstellung an zu spinnen, automatisch weiterzuführen und sein Blut zum Kochen zu bringen.

„Nicht hier", versuchte Ana es weiterhin ruhig, wollte ihn zum Unterstreichen ihrer Worte küssen, doch er wich zurück, löste somit zum ersten Mal einen stechenden Schmerz in ihrer Brust aus. Noch nie war er zurückgewichen, nicht so, nicht mit diesem Gesichtsausdruck.

„Ist es wegen ihm?" Worte scharf wie Messerschnitte wurden ihr entgegengeworfen; sie stammten aus dem, was er sich in diesem Moment auf irrsinnige Weise zusammenreimte.

„Was meinst du?" Sie richtete sich unbehaglich an der Tür auf, war vollkommen verwirrt, wusste nicht, was in Harry gefahren war, was vor sich ging. Wenige Momente zuvor hatte er sie noch ehrfürchtig geküsst, jetzt war das alles einfach weg.

„Willst du das nicht, wegen Niall?" Seine Stimme erhob sich ihr gegenüber. Selten sprach jemand so laut mit ihr, selten war sie irritierter als jetzt. Nicht einmal wie sie reagieren sollte, wusste sie mehr.

„Warum sollte ich etwas wegen ihm nicht wollen?" Sie zupfte an ihrem T-Shirt, das Harry ihr bereits über die Hüfte geschoben hatte, sodass es wieder richtig herunterfiel.

„Das frage ich dich ja!" Hätte er noch ein bisschen lauter geschrien, wäre seine Stimme sicher noch im Wohnzimmer zu hören gewesen. Doch schon jetzt reichte die Lautstärke, um Ana zu erschrecken.

Ana schwieg überfordert, kämpfte inzwischen schon gegen ihre Tränen an, die jeden Moment über ihre Wangen laufen würden.

„Gott, du willst mich verlassen." Er ging ruhelos hin und her, raufte seine Haare auf eine Art wie es normalerweise nur Irre taten. Seine Schritte waren unangenehm schnell und ungleichmäßig, machten die Situation noch irritierender.

„Ich will dich nicht verlassen Harry", flüsterte Ana mit belegter Stimme und rieb sich schon jetzt über die brennenden Augen; so konnte sie die Tränen noch ein wenig zurückhalten.

Die Person ihr gegenüber konnte unmöglich ihr Harry sein, das war jemand völlig Fremdes. Nie würde Harry seine Stimme ihr gegenüber derart erheben.

His Dark Soul (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt