Ein Vote zur Feier des 30. Kapitels?:D
„Weißt du." Ana drehte sich ruckartig um, verlor dabei fast das Gleichgewicht. Nicht weil sie betrunken war, sondern weil sie sich schlichtweg zu schnell drehte.
Lediglich Harrys sofortige Reaktion verhinderte, dass sie vor der Tür dieses Verbindungshauses hinfiel. Noch dazu hatte er beinahe eine Herzattacke bekommen.
„Ups." Sie zog beschämt die Augenbrauen zusammen, sah Harry von unten in die Augen, während seine Hände noch immer fest und sichernd auf ihren Seiten lagen.
„Entschuldige", fügte sie langsam errötend hinzu, ihre Hände lagen parallel voneinander auf Harrys Brust. Die Härte ließ wieder nur einmal vermuten, was darunter lag.
Unwillkürlich musste sie grinsen. Gerade wurde ihr klar, dass sie momentan wohl die einzige war, die so genau wusste, was darunter war, was unter Harrys harter Schale war. Das ganze ließ sie irgendwie besonders fühlen, so wie Harry sie im gesamten besonders fühlen ließ. Selbst wenn er sie nur aus diesen wunderschönen Augen ansah, wurde ihr schon ganz anders. Wenn er sie dann noch fürsorglich anfasste, geschah es jedes Mal erneut um sie.
„Und?" Grinsend holte Harry Ana aus ihren eher weniger tiefgründigen Gedanken; anhand ihres Gesichtsausdrucks konnte er sich denken, woran sie gedacht hatte.
„Ich ... ähm ... ich wollte sagen, dass ich diesen Abend wirklich schön fand; anders als sonst, aber schön", redete sie ertappt, gerade laut genug, dass er es unter dem Krach, der aus dem Haus kam, noch hören konnte. Hier im Vorgarten standen schließlich nur vereinzelte, die am Rauchen waren, nicht wirklich auf die beiden achteten und dabei kaum Lärm verursachten.
„Dann ist es es wert gewesen." Schmunzelnd wurden ihre Haare einmal durchstrichen, dann ihr Wangenknochen von den Fingern nachgefahren. Das fragende Krausen ihrer Nase blieb den grünen Augen nicht unentdeckt. „Niall nicht zu verprügeln", erklärte er als wäre es selbstverständlich, woraufhin sie ihre Augen aufriss und ihn ungläubig ansah, ihre Finger unbewusst in seine Brust krallte.
„Entschuldigung Ana, aber ich kann ihn wie bereits gesagt kaum ertragen", fügte er hinzu, löste dabei seine Hände von ihren Seiten, um sie auf ihre zu legen, diese vorsichtig von seiner Brust zu lösen, dann sanft zu streicheln und mit seinen zu verschränken.
„Willst du alle Männer, die je mit mir sprechen wollen, von mir fernhalten?"
Einen kurzen Moment zögerte er, meinte dann aber: „Nein, nur die, die schlechtes im Sinn haben."
Sie wusste, dass es keinen Sinn machte mit Harry über dieses Thema zu diskutieren. Es schien in seiner Natur zu liegen, ein bisschen eifersüchtig zu sein. Selbst wenn das keine der besten Fähigkeiten war, rief sie sich immer wieder in Erinnerung, wie viele gute Eigenschaften er im Gegensatz vorzuzeigen hatte. Es wäre nicht gerecht gewesen ihn wegen einer doch eigentlich nur gut gemeinten Eigenschaft schlecht zu machen. Doch sie wusste, dass sie es sich auf keinen Fall gefallen ließe, wenn es zu weit ginge.
„Lass uns einfach gehen", beendete sie ihre Gedanken und das Gespräch, und setzte sich in Bewegung, zog Harry dabei an seiner Hand. Sein raues Lachen begleitete diesen Vorgang, der beinahe schon trotzig wirkte.
Wie einige Momente zuvor machte Ana eine Drehung, um den sich nicht einmal annähernd in Bewegung setzenden Harry anzusehen. Während des Umdrehens nahm sie nur halbherzig die blonden Locken, die sie auch auf dem Sofa gesehen hatte, unter den einzelnen Rauchern wahr.
Sie biss sich auf die Zunge, um nicht weiter über Harrys Äußerung zu sprechen, wurde dessen aber abgenommen, als Harry unbeirrt anfing zu sprechen. „Ich bin nur so, weil ich dich so verdammt liebe, vergiss das nicht. Nie." Während er sprach konnte sie auf seinen Zügen einen Ansatz von Reue sehen, tief in ihrem Inneren wusste sie irgendwie, dass diese Emotion nicht oft seinen Ausdruck bestimmte. Wusste sie nur nicht, dass es wirklich so war, dass er das Gefühl von Reue nur selten empfunden hatte, bevor er dieses Mädchen lieben gelernt hatte. Erst seitdem er wieder erfuhr, wie es war, jemandem wirklich wichtig zu sein, wusste er wieder, was Recht und Unrecht war.