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Als Harry am nächsten Morgen wach wurde, drehte er sich automatisch ein Stück zu Seite, um Ana einen leichten Kuss auf die nackte Schulter zu geben, dann die Decke, die beinahe komplett runtergerutscht war, wieder so weit nach oben zu ziehen, dass sie nicht frieren konnte. Erst dann legte er seinen Arm um sie und rückte wieder von hinten näher an sie heran, sodass er ihre nackte Haut an seiner spüren konnte.

Die Bilder des gestrigen Abends wurden ihm wieder in den Sinn gerufen, als er die kleinen, roten Flecken an ihrem Hals sah; er schmunzelte zufrieden und konnte nicht anders, als einen weiteren Kuss darauf zu setzen. Auf der Innenseite seiner Lider flackerten sofort wieder die Bilder von Ana, wie sie sich an seiner Brust abstützte und ihr Becken bewegte, auf. Wie schon so oft, hatte sie ihn gestern wieder einmal überrascht, als sie über ihren Schatten gesprungen war, und ihn darum gebeten hatte, auf dem Rücken unter ihr zu liegen. Er war sich ziemlich sicher, dass das von gestern das erregendste war, was er jemals gesehen hatte. Bei keiner anderen konnte er sich vorstellen, von diesem Anblick so überwältigt zu sein, wie bei ihr.

„Guten Morgen Harry", knurrte Ana neben ihm plötzlich und legte ihre Hand auf seine, die auf ihrem Bauch ruhte. „Hast du gut geschlafen?" Sie drehte sich halb und nickte mit noch immer flatternden Lidern, vollendete dann die Drehung auf einmal, sodass sie erschöpft auf ihren Rücken plumpste.

Ihre Arme wanderten zu den müden Augen und rieben über sie, sie entgegnete: „Du hoffentlich auch?"

„Natürlich." Er küsste ihre Schläfe und grinste, als sie wieder einmal ihre Nase rümpfte. Wenn man genauer darauf achtete, war sie noch weniger ein Morgenmensch als er.

„Gestern Abend war ein Desaster", sprach sie nach einer Weile das offensichtliche aus, meinte dabei weniger Harrys Ausbruch, als Richards ekelhaftes Verhalten. Obwohl er davon Kenntnis genommen hatte, konnte er nicht anders, als frech grinsend zu antworten: „Ich finde gestern Abend war ein ganz schöner Ritt."

Ana neben ihm verschluckte sich sofort an ihrer eigenen Spucke und fing an zu husten, versuchte sich anschließend mit den kalten Handrücken die glühenden Wangen zu kühlen, vergeblich.

Sie bereute es zwar keines Falles, doch trotzdem war sie auf so eine blumige Ausdrucksweise so früh am Morgen nicht vorbereitet, war doch relativ vor den Kopf geschlagen.

Diese Reaktion konnte Harry nur kurz genießen, denn bereits nach wenigen Sekunden tat sie ihm leid und er stützte sich so auf seine Ellbogen, dass er sich über ihr hielt. Seine grünen Augen schauten weich in ihre. „Das war nur Spaß", flüsterte er, küsste hauchzart ihre Lippen, fuhr fort, „Gestern Abend war perfekt. Besser als alles andere." Mit einem weiteren Kuss schob er jegliche Unsicherheit von Ana beiseite, ersetzte diese stattdessen durch ein angenehmes Kribbeln auf der Haut.

„Es tut mir leid, dass ich das Essen verdorben habe, aber du weißt wie ... empfindlich ich bin, wenn es um dich geht."

„Ich glaube du solltest dich eher bei deiner Mom entschuldigen Harry", erwiderte sie und biss sich auf die Unterlippe, fuhr einmal durch die schokobraunen Haare, die ihr beinahe bis ins Gesicht hingen.

„Ich rufe sie heute an, versprochen." Zufrieden nickte sie und streichelte Harry über den Kopf, als er diesen auf ihrer Brust ablegte. Es war gut zu wissen, dass Harry sie beschützen wollte, nicht nur tatsächlich sie, sondern auch ihren Ruf. Aber sie hätte ein unheimlich schlechtes Gewissen, brächte Harry sich wegen ihr unnötig in Schwierigkeiten. Schon damals bei Nicholas, hätte das Ganze böse enden können.

Apropos Nicholas. Das musste sie ihm auch noch erzählen. Gott, warum kamen die ganzen Probleme jetzt auf einmal. Es waren schon so viele, dass sie sich überlegen musste, welches sie als erstes aufdeckte, welchen Funken an Vertrauen sie als erstes in den Wind schoss.

His Dark Soul (h.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt