„Tschüss Ana, ich liebe dich", wurde nahe ihrem Ohr geflüstert, bevor ein hauchzarter Kuss seinen Weg zu ihrer Wange fand. Vom Schlaf benommen konnte sie diesen kaum spüren, lediglich das Klirren des Gürtels hören, als dieser immer noch in der Hose hängend, vermutlich mit ihr an den langen Beinen hoch gezogen wurde.
Als ihre Zimmertür leise geschlossen wurde, war es draußen noch beinahe dunkel. Fast dunkel genug, als dass Harry noch hätte seinem Versprechen nachgehen können und ihr die verschiedenen Sternzeichen hätte zeigen können.
Die leere Stelle neben sich, wurde schnell eingenommen, als sie sich im Halbschlaf auf den Bauch legte und ihr Gesicht in der noch auf dem Laken vorhandenen Wärme vergrub.
Einige Stunden Schlaf später fand Ana sich am hölzernen Küchentisch wider. Dieser war noch mit verschiedensten Dingen eingedeckt, die ihre Eltern für sie hatten stehen lassen, als sie zur Arbeit aufgebrochen waren.
Der Teller vor ihr war voll mit Krümeln, als sie ihn in die Hand nahm und zum Spülbecken brachte. Auch der restliche Tisch war innerhalb kürzester Zeit wieder leer geräumt, sodass sie einen kleinen, handschriftlichen Zettel auf dem Tisch entdecken konnte.
Geh bitte vor der Arbeit einkaufen, darunter standen ein paar Dinge, die sie dann im Laden zu suchen hatte.
So komisch es klang, war Ana froh wieder einmal einkaufen zu gehen, ihr fiel erst jetzt auf, dass es schon viel zu lange her war, dass sie das letzte Mal einen Laden betreten hatte.
Ihren Geldbeutel hatte sie in ihrer großen Jackentasche verstaut, als sie die Haustür hinter sich zu sperrte, sicherheitshalber an ihr rüttelte, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich fest verschlossen war.
Die Temperaturen draußen waren vielleicht ein wenig zu warm für eine Jacke, doch sie musste sich eingestehen, die Angewohnheit zu haben, dieses Kleidungsstück als eine Art Handtasche zu missbrauchen. Lieber war es ihr ein bisschen warm, als dass sie sich dieses unnötige, dazu wahrscheinlich noch halbleere, Gepäckstück über die Schulter hängen würde.
***
„Das macht dann 28 Pfund", quietschte die Kassiererin mit einer überfreundlichen Stimme, öffnete mit einigen Knopfdrücken schon das Kassenfach, um schnellstmöglich das Geld wechseln zu können.
„Bitteschön." Ana reichte ihr das Geld, um innerhalb weniger Sekunden das Rückgeld in die Hand gedrückt, einen schönen Tag gewünscht zu bekommen. „Danke, gleichfalls." Sie griff nach der großen Papptüte, die anscheinend fortan die Plastiktüten ersetzen sollte.
Schon jetzt bezweifelte sie Stabilität dieser. Diese Zweifel führten dazu, dass der Nachhauseweg um einiges länger dauerte als der Hinweg. Sie versuchte der Tüte so gut wie möglich jegliche Art von Last abzunehmen, indem sie sie weitestgehend umfasste. Die dadurch entstandene Behinderung führte eben dazu, dass sie ein wenig langsamer gehen musste.
Die ihr entgegenkommenden Gesichter schaute sie sich nicht weiter an, weswegen es sie umso mehr überraschte, als jemand vor ihr stehen blieb, sie grüßte. Diesen Jemand hatte sie innerhalb kürzester Zeit als Niall zurückerkannt, auch wenn er heute ohne Hund unterwegs war, musste man seinem Äußeren eine gewisse Spezielle eingestehen, die seinen Widererkennungswert enorm erhöhte. Woran es lag, konnte sie zwar nicht sagen.
„Hallo Niall", antwortete sie, bemerkte beim Sprechen, dass ihr eine Strähne gefährlich nah am Mund war, weswegen sie unauffällig durch eine leichte Kopfbewegung versuchte, diese aus dem Weg zu bekommen. Natürlich klappte es nicht, doch sie ließ sich nichts anmerken.
„Du scheinst Sallys Attacke gut überstanden zu haben." Mit einem Grinsen spielte er auf den Zusammenstoß an.
„Ja, das könnte man so sagen." Sie schmunzelte, versuchte es erneut mit der Kopfbewegung, um es wieder nicht zu schaffen. Spräche sie das nächste Mal, hätte sie ihre Haare wohl oder übel im Mund.